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Freitag, 29. März 2024
Puristisch gezeichneter Dreizylinder-Hecktriebler

Opel GT Concept: Sportwagen-Studie für Genf

Die Zeit der inhaltsleeren Teaser ist schneller vorbei als erwartet: Opel zeigt den GT Concept bereits jetzt komplett. Das puristische Sportcoupé ist mehr ein Hingucker als ein Serienausblick, schon wegen des Antriebs. Dass die Rüsselsheimer den Wagen wagen werden, darf bezweifelt werden.
Opel
Mehr puristisch als seriennah:
Opel GT Concept für den Genfer Salon
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Opel zeigt auf dem Genfer Autosalon im März eine Konzeptstudie für einen Sportwagen, der unter dem historisch besetzten Kürzel GT antritt. Das Auto ist nach Opel-Doktrin "Ausdruck der kontinuierlichen Innovationskraft" der Marke und hebe deren "skulpturale Design-Philosophie" auf die nächste Stufe.

Wer ein einigermaßen seriennahes Auto erwartet und gewünscht hat, wird zunächst enttäuscht sein: Der GT Concept ist nicht ein leicht verfremdeter Vorbote eines künftigen Opel-Sportwagens, sondern gibt sich avantgardistisch und puristisch: Statt Türgriffen gibt es Sensorfelder, statt Außenspiegel Kameras, und auch die Karosse für sich genommen sieht nicht eben so aus, als käme sie für ein echtes Auto in Frage.

Der GT Concept tritt so auch in die Fußstapfen des Opel Experimental GT. 1965, nur ein Jahr nach Gründung des ersten Design-Centers eines europäischen Herstellers in Rüsselsheim, präsentierte Opel auf der IAA in Frankfurt die Studie eines Coupés mit der zuverlässigen Technik des Kadett B. Und dieses allererste Konzeptfahrzeug made in Germany zeigte eine schlanke Form ohne überflüssigen Zierrat. Der kompromisslose Entwurf von Erhard Schnell mit seinen charakteristischen Klappscheinwerfern wollte in erster Linie eines sein – ein Design-Statement.

2016 setzen die Opel-Designer auf ein klein wirkendes Auto mit einer prägnanten rote Signaturlinie, die horizontal den Fahrzeugkörper aufteilt und proportioniert. Die markanten roten Vorderreifen – auf Rädern in Roller-Skates-Design – sind eine Reminiszenz an das zu seiner Zeit ebenfalls avantgardistische Opel-Motorrad Motoclub 500 von 1928. Ansonsten finden sich beim GT Concept nur wenige Retro-Elemente: Die lange Motorhaube, der Verzicht auf eine Kofferraumklappe und der zentral angeordnete Doppelauspuff nehmen Bezug auf den Ur-GT.

Auffällig sind die elektrisch betätigten Türen mit den integrierten Seitenscheiben, die einen nahtlosen Übergang zwischen Glas- und Lackfläche zeigen. Beim Öffnen tauchen die Türen ein gutes Stück in die vorderen Radhäuser ein und ermöglichen so einen großen Öffnungswinkel selbst in relativ engen Parklücken. Die Frontscheibe setzt sich in einem gläsernen Panoramadach fort.

Technologisch setzt Opel wie bereits beim ersten Opel GT und der Sportwagenikone Corvette auf einen Frontmittelmotor. In Zeiten des unseligen Downsizings muss der aus Adam, Corsa und Astra bekannte 1,0-Liter-Dreizylinder reichen, der hier auf 145 PS Leistung und 205 Newtonmeter Drehmoment "gepimpt" wurde. Die Kraft wird von einem sequenziellen Sechsganggetriebe, das über Schaltwippen am Lenkrad bedient wird, in Richtung der mit einer mechanischen Differenzialsperre ausgestatteten Hinterachse geschickt. Der Zweisitzer kommt damit trotz eines Gewichts unter 1.000 Kilo aber nur auf mäßige Fahrleistungen: Weniger als acht Sekunden für den Standardssprint nennt Opel, und auch die Höchstgeschwindigkeit ist mit 215 km/h eher mau.

Wenn der GT Concept nach der Messein die Rüsselsheimer Katakomben rollt, bleibt die Frage: Wird es wieder einen Opel GT zu kaufen geben? Wir können das noch nicht sicher beantworten. Klar ist, dass die Marke ein solches Auto als Ersatz für Speedster, GT Roadster und Astra GTC gut gebrauchen könnte und es unter Imagegesichtspunkten geradezu dringend braucht. Dass die Studie optisch nicht eben seriennah ausfällt, mag eine Fingerübung des Marketings sein. Ein großes Fragezeichen hinterlässt dagegen die fehlende Heckantriebs-Plattform dieser Größe. Vielleicht modelt Opel den GT noch zum Fronttriebler um. Sagen wir einmal so: Bis aus dem GT Experimental von 1965 der "echte" GT wurde, dauerte es drei Jahre. Manchmal wiederholt sich Geschichte.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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