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Freitag, 19. April 2024
Neue Dieselmotoren und Extras für den Van

Mercedes V-Klasse: Modellpflege zur Halbzeit

Gut vier Jahre nach dem Start frischt Mercedes die V-Klasse auf. Während die optischen Veränderungen minimal sind, kann der Van unter dem Blech interessantere Neuerungen vorweisen. Ganz zukunftstauglich sind sie aber nicht.
Mercedes V-Klasse: Modellpflege zur Halbzeit
Daimler
Neue Schürze, modifizierter Grill:
Optisch gibt sich das Facelift der Mercedes V-Klasse kaum zu erkennen
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Mercedes zeigt auf dem Genfer Autosalon die Modellpflege für die V-Klasse. Optisch beschränken sich die Neuerungen auf einen breiten, einteiligen Lufteinlass in der Frontschürze, der den branchenweit gewünschten Breiteneffekt herstellen und in einigen Ausstattungslinien mit Chromrand versehen für präsenteres Auftreten wirken soll, sowie Veränderungen im Kühlergrill. Er bekommt eine neue Rautenstruktur bzw. im Falle der AMG-Line die beliebte, als "Diamantgrill" vermarktete Chrompin-Ausführung.

Die Seiten- und auch die Heckansicht inklusive der Schürze und der Leuchten hat Mercedes unverändert gelassen - kostentreibende Eingriffe, zumal ins Blech, galt es zu vermeiden. Rund 209.000 verkaufte Exemplare in mehr als viereinhalb Jahren sind zwar im Vergleich zu Viano-Zeiten eine stolze Bilanz, machen die Großraumlimousine aber nicht zu einer Cashcow.

Kurzum: Abgesehen von dem Facelift im wahrsten Sinne des Wortes müssen je vier neue Lackfarben und Räderdesigns als Neuerungen reichen, auch wenn die Stuttgarter von einem neuen Look "entlang der Designsprache der aktuellen Mercedes-Benz Pkw Modelle" [sic] fabulieren.

Im Interieur beschränken sich die Neuerungen auf modifizierte Lüftungsdüsen, ein neues Ziffernblatt im analogen Kombiinstrument, neue (Leder-)Polsterungen und den optionalen Einzug der aus der S-Klasse bekannten Luxussitze für die erste Fond-Sitzreihe mit Liegefunktion, Rückenmassage und Klimatisierung. Neu an Bord sind zudem der aktive Bremsassistent und der adaptive Fernlichtassistent.

Mehr Fortschritt gibt es auf der Antriebsseite. Hier kommt nun der neue Vierzylinder-Diesel OM654 zum Einsatz, und zwar mit 190 PS Leistung und 440 Nm Drehmoment im V 250 d und mit 239 PS und 500 Nm (Overboost: 530 Nm) im V 300 d. Damit übertrumpft die V-Klasse nun wieder ihren wichtigsten Konkurrenten, den VW Multivan. Beide Ausführungen schicken die Kraft über die 9-Gang-Automatik an die Achse(n), die 7G-TRONIC ist endlich ausgemustert.

Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gelingt den hinterradgetriebenen Versionen in 9,5 und 7,9 Sekunden; wird der Van mit Allradantrieb bestellt, verlängert sich die Sprintzeit um 0,7 und 0,4 Sekunden. 205 und 220 km/h erreichen der V 250 d und der V 300 d als Höchstgeschwindigkeit, auch hier senkt der Traktionsgewinn durch den Allradantrieb das mögliche Höchsttempo um jeweils sechs km/h. Als Normverbrauch nennt Mercedes jeweils 5,9-6,3 Liter, die 4MOTION-Modelle gönnen sich etwa einen halben Liter mehr.

Die neue 2,0-Liter-Maschine ist leichter, leiser und laufruhiger als die bisherige mit 2,1 Litern Hubraum, außerdem sauberer. Allerdings hat Mercedes anders als bei manchen Pkw nicht gleich die EU6d-Abgasnorm umgesetzt, sondern begnügt sich mit EU6d-temp - das ist nicht nur für die Umwelt eine unnötig schlechte Nachricht, sondern auch für jene Privatkunden, die das Auto in ein paar Jahren wieder verkaufen müssen.

Das aktuelle Einstiegsaggregat mit 163 PS im V 220 d (manuelles Sechsganggetriebe, Allrad optional) bleibt im Programm, die frühere Basisversion V 200 d wurde ersatzlos gestrichen.

Die Preise beginnen jetzt bei 36.990 Euro, das sind etwa 500 Euro mehr als bisher. Dafür liefert Mercedes weiterhin nur das fünfsitzige Sondermodell "Rise" mit 3er-Sitzbank im Fond und Kunststoffboden. Das eigentliche Basismodell wird ab etwa 46.500 Euro kosten, das Topmodell beginnt oberhalb von 80.000 Euro.

Die Neuerungen gelten auch für die Reisemobil-Variante Marco Polo, nicht aber für die Nutzfahrzeug-Ausführung, den Vito. Auf dem Genfer Salon im März zeigt Mercedes außerdem eine vollelektrisch angetriebene V-Klasse. Es handelt sich um eine seriennahe Studie, die "in naher Zukunft" wohl als "EQV" auf den Markt kommen soll.
text  Hanno S. Ritter mit ampnet/mk
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