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Freitag, 29. März 2024
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500 PS und 1.000 Newtonmeter im SUV / Modifizierte Optik

Audi Q7 V12 TDI: Stärkster Diesel allenthalben

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Bild anklicken für Großansicht Stärkster Diesel:
Audi Q7 V12 TDI
Audi
Wer den "besten" Diesel baut, war bisher eine Frage der Anschauung – je nachdem, ob Leistung, Drehmoment, Zylinderzahl oder Fahrleistungen als ausschlaggebend angesehen werden. Mit einem weiteren Paukenschlag macht Audi die Sache nun vorerst klar: Der neue Motor im Q7 ist der größte und stärkste in einem Serien-Pkw überhaupt. Und der sauberste.
Wer etwa den V10 TDI von Volkswagen mit seinen aktuell 313 PS gewaltig findet, muss fortan in neuen Dimensionen denken: Audi bietet zwei Zylinder mehr, die aus insgesamt sechs Litern Hubraum exakt 500 PS leisten. Das Drehmoment beträgt fast schon unvorstellbare 1.000 Newtonmeter ab 1.750 Touren - gleich viel hat nur ein Mercedes SL 65 AMG und mehr nur noch der Bugatti Veyron, der freilich in Technik und Preis in einer völlig anderen Liga zuhause ist.

Damit schiebt die Maschine das große SUV in nur 5,5 Sekunden auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit beträgt elektronisch abgeregelte 250 km/h - mit diesen Fahrleistungen katapultiert sich das Auto in die Liga der hochkarätigen Sportwagen. Natürlich ist es auch keine Frage, dass dies allesamt Rekordwerte für dieses Fahrzeugsegment bedeuten - und vielleicht ist so der Audi-Slogan vom Vorsprung durch Technik am anschaulichsten erklärt.

Ebenfalls keine Frage ist, dass die Ingolstädter massiven Aufwand betreiben mussten, um eine solche Maschine zu realisieren. Der neue V12-TDI gehört zwar zur Familie der V-Motoren von Audi, die in der Serie als Sechs-, Acht- und Zehnzylinder arbeiten, und weist wie diese Aggregate 90 Millimeter Zylinderabstand auf. Allerdings beträgt sein Zylinderwinkel nicht 90, sondern 60 Grad - bei einem V12 in dieser Bauart treten damit weder freie Massenkräfte noch Massenmomente auf.

Aus 83,0 Millimeter Bohrung und 91,4 mm Hub - genau wie beim 3,0 TDI - ergibt sich ein Gesamthubraum von 5.934 cm3. Mit 684 mm Länge baut der große Diesel sehr kompakt, nur 166 mm länger als der V8 TDI - eine wesentliche Voraussetzung für die Integration im Q7.

Wie bei den V-Motoren von Audi üblich, ist der wartungsfreie Kettentrieb an der Rückseite des Motors untergebracht. Beim neuen V12-TDI kommt ein neues Layout zum Einsatz. Das Kettenrad der Kurbelwelle greift in ein Zwischenzahnrad ein, vom ihm aus treiben zwei Simplexketten die Nockenwellen an. Zwei weitere Ketten treiben die Ölpumpe und die beiden Hochdruckpumpen der von Bosch stammenden Common-Rail-Einspritzanlage an. Sie leisten erstmals bis zu 2.000 bar Druck; bislang waren allenfalls 1.600 bar üblich. Auch die Piezo-Injektoren mit Achtloch-Düsen sind tiefgreifend überarbeitet. Zwei Steuergeräte, die sich ihre Arbeit nach dem Master-Slave-Konzept teilen, managen das Geschehen im Motor.

Natürlich sind auch die Turbolader, die bis zu 2,5 bar Ladedruck erreichen, nebst den Ladeluftkühlern sowie die Luft- und Rußfilter doppelt vorhanden. Das alles ist freilich nicht reiner Selbstzweck; vielmehr veranschaulicht Audi den viel beschworenen "Vorsprung durch Technik" auch in punkto Umwelt: Der Zwölfzylinder wird in der Serie die Abgasnorm Euro 5 erfüllen, die voraussichtlich 2010 in Kraft tritt, ohne einen separaten NOx-Filter. Ein genauer Markteinführungs-Termin liegt noch nicht vor, doch sieht es fast so aus, als ob die Ingolstädter damit noch vor Mercedes den ersten EU5-Diesel in Serie (auf den europäischen Markt) bringen wird.

Den Verbrauch im Q7 beziffert Audi auf 11,9 Liter im Mittel - insgesamt nicht wenig, und doch mehr als nur "ein Wort", wenn man sich die 13,6 Liter des Achtzylinder-Benziners vor Augen führt, der 150 PS und über 500 Newtonmeter weniger stemmt und demzufolge auch langsamer ist.

Die Kraftübertragung im V12 obliegt der prinzipiell bekannten, sechsstufigen Automatik mit tiptronic-Funktion, die freilich umfangreiche Verstärkungen erfahren musste, um dem gewaltigen Drehmoment trotzen zu können.

So viel Innovation wird natürlich ihren Preis haben, den man in Ingolstadt noch nicht verraten mag, und sie wird den "Außenstehenden" auch durch einige Modifikationen am Q7-Design mitgeteilt: Der mit vollem Namen Q7 V12 6,0 TDI heißende Top-Audi gibt sich von vorne respektive im Rückspiegel nahezu aller anderen SUVs an einer nochmals deutlich massigeren Frontschürze zu erkennen, deren Lufteinlässe geradezu riesig sind und dem Porsche Cayenne Turbo alle Ehre machen. Ärgerlich: Der Operation sind offenbar die Nebelscheinwerfer zum OPfer gefallen.

Die Zusatz-Leuchteinheiten in der Schürze weisen nun wie im S6 LED-Technik auf, und der Kühlergrill mit seinen massiven vertikalen Chromstreben und der fehlenden Mittelunterteilung ist ebenfalls ein Hingucker, wobei Audi hier die Grenze zum Protz schon fast überschritten hat. Am Heck gibt es voll integrierte Auspuffendrohre und einen massiven Unterfahrschutz, und natürlich komplettieren große Räder mit einer verstärkten Bremsanlage und prägnantere Schweller den Auftritt.

So ist der V12 TDI am Ende ein zweifellos hochkarätiges Spielzeug für Leute, bei denen Geld nur eine untergeordnete Rolle spielt, und natürlich ist es für Audi, wo man den Q7 gerne als "High Performance-SUV" bezeichnet, ein Imageschub sondergleichen - können BMW und Mercedes doch bisher "nur" Achtzylinder-Diesel bieten. Apropos: Der aus dem A8 bekannte V8-TDI mit 326 PS wird im Laufe des ersten Halbjahres 2007 dann auch im Q7 Einzug halten - als feine, eher bezahlbare und optisch zurückhaltendere Mitte zwischen V6 und V12. Der umgekehrte Transfer ist noch nicht offiziell bestätigt, dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein.
text  Hanno S. Ritter
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