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Freitag, 29. März 2024
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Weitere Manipulationen nur als Versuch nachgewiesen

ADAC: Obermair vor dem Rücktritt

Dem Präsidenten folgt nun bald auch der Geschäftsführer: Dr. Karl Obermair steht vor dem Rücktritt beim ADAC. Unterdessen liegt auch der Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfer vor. Demnach wurde beim "Gelber Engel"-Preis außer in der Kategorie "Lieblingsauto" nicht betrogen – jedenfalls soweit ersichtlich. "Der ADAC hat mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Dr. Karl Obermair, Gespräche über die einvernehmliche Beendigung seiner Tätigkeit begonnen", heißt es in einer Mitteilung des Clubs. Der kommissarische Präsident Dr. August Markl dankte Obermair bereits für seinen großen Einsatz für den ADAC, "besonders auch für den in Gang gesetzten Reformprozess", und betonte, Obermair sei in den Manipulationsskandal "nicht verwickelt" gewesen.

Stefan Weßling, Mitglied der Geschäftsführung, verlässt den Club ebenfalls, eine einvernehmliche Trennung wurde bereits vereinbart. Er wolle die aktuelle Zäsur nutzen, um den Weg frei zu machen für einen Reformprozess, sagte Weßling, der laut Markl ebenfalls nicht in den Skandal verwickelt ist und "maßgeblich den Reformprozess gestaltet" habe.

Nachfolger für Obermair und Weßling stehen noch nicht fest. Sie würden aktuell gesucht, heißt es. Ab 1. März verstärkt Marion Ebentheuer die Geschäftsführung. Das Präsidium hatte sie bereits im Dezember berufen. Ebentheuer ist seit 1996 beim ADAC und war und bleibt stellvertretende Vorsitzende des Vorstandes der ADAC-Schutzbrief Versicherungs-AG sowie der ADAC Rechtsschutz Versicherungs-AG. Mahbod Asgari, Bernd Schikorr und Raimund Müller bleiben in der Geschäftsführung.

Der ADAC präsentierte heute in München auch den Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfer von Deloitte. Demnach konnten die Experten, die über ein Terabyte an Daten gesichert und gesichtet hatten, keine Manipulationen in den restlichen neun Kategorien der Preisverleihung "Gelber Engel" nachweisen. Die Experten kritisierten die die häufige Änderung der Bewertungskriterien für einzelne Kategorien. "Das mag zwar gute Gründe gehabt haben, Transparenz und Konsistenz waren dadurch aber nicht immer gegeben", sagt Frank Marzluf, Partner Forensic bei Deloitte, zumal interne Entscheidungen nicht immer schriftlich festgehalten worden und insbesondere Daten aus den Vorjahren nicht mehr vollständig vorhanden seien.

Dass es nicht zu weiteren Fälschungen kam, liegt in mindestens einem Fall an einem ADAC-Mitarbeiter aus dem Ressort Test & Technik, der eine Anfrage des geschassten Kommunikationschefs Michael Ramstetter, ob die Platzierung eines spezifischen Fahrzeugs in der Testkategorie "Reiselimousine 2014" nicht vom zweiten auf den ersten Platz geändert werden könne, unter Verweis auf die technische Begründung und bereits zuvor erfolgte Veröffentlichungen abschlägig beschied. Der Mitarbeiter bzw. seine Abteilung hatten sich nach eigener Aussage nicht getraut, Ramstetter mit dem Eindruck der gewollten Manipulation zu konfrontieren, "ihm die Wahrheit ins Gesicht zu sagen".

Der ADAC will gegen Ramstetter zivil- und arbeitsrechtlich vorgehen.

Deloitte war nicht mit der Prüfung weiterer ADAC-Tests wie Kindersitze, Fähren, Tunnel, Badegewässer, Reifen oder schlicht Autos beauftragt, auch der "AutoMarxX" und Kundenbarometer-Ergebnisse wurden nicht durchleuchtet.
text  Hanno S. Ritter
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