Mehr Erfolg Wagen: Flaggschiff wird größer, moderner und schöner
Der große Wagen: Das ist der neue Škoda Superb
Nach etlichen Appetithäppchen hat Škoda am Montag Abend in Prag den neuen Superb präsentiert. Nochmals gewachsen und deutlich
modernisiert in Sachen Antrieb, Assistenzsysteme und Vernetzung greift das Flaggschiff der Marke nach höheren Gefilden. Vor
allem aber das Design gefällt, das Auto wirkt insgesamt – superb.
Škoda
Schöner, sparsamer, moderner und größer:
Die dritte Generation des Škoda Superb steht vor dem Start
Der erste (neuzeitliche) Škoda Superb war kaum mehr als ein umgelabelter Passat und ein Geheimtipp, der zweite
ein gestreckter Octavia und schon ein sehr feines Auto. Nun rollt die dritte Generation an, die wieder auf dem
Passat aufbaut und sich wie dieser aus der Mittelklasse in die Obere Mittelklasse bewegt.
Auch größentechnisch passt diese Klassifizierung: Mit 4,86 Metern Länge (+ zwei Zentimeter) und gut 1,86 Meter
Breite (plus 5 Zentimeter) liegt der Superb auf dem Niveau einer E-Klasse, eines 5er-BMW oder Audi A6. Der
Radstand wächst überproportional um acht Zentimeter, entsprechend verringert sich der vordere Überhang. In Sachen
Platzangebot legt er noch eine Schippe drauf, und zwar sowohl gegenüber den genannten Wettbewerbern, die aufgrund
der Längsmotor-Bauweise insoweit nicht mithalten können, und auch gegenüber dem Vorgänger, der bereits als Maßstab
galt.
Sowohl die Ellenbogenbreite als auch die Kopffreiheit wurden nochmals verbessert, und das teilweise deutlich.
Geradezu "fürstlich" sind die Platzverhältnisse im Fond mit 157 mm Kniefreiheit. "Das ist rund doppelt so viel
wie beim nächstbesten Wettbewerber", schwärmt Škoda. Auch die Kopffreiheit hinten stellt den Bestwert im Segment
dar, und das Kofferraumvolumen ebenso: 625 Liter, das sind 30 Liter mehr als bisher, kann der Superb einladen.
Da kommt nicht einmal eine Mercedes S-Klasse annähernd heran.
Viele neue Assistenten
Doch mit dem Raumgewinn ist der Fortschritt nicht beendet, denn natürlich bedient sich der Superb technisch
im Regal des VW-Konzerns, und das etwa im Vergleich zum Passat fast uneingeschränkt. So finden sich nun
in der Ausstattungsliste auch Dinge wie die adaptive Fahrwerksregelung "Dynamic Chassis Control" (DCC) inklusive
Fahrprofilauswahl "Driving Mode Select", die Dreizonen-Klimaautomatik, belüftete Sitze, der Parkassistent in
der neuesten Ausführung, eine Rückfahrkamera, der Abstandstempomat ACC, die elektrische Heckklappe mit Fußsensor,
die Verkehrszeichenerkennung sowie Spurhalte-, Notfall-, Toter-Winkel-, Auspark-, Stau- und Fernlicht-Assistent.
Serienmäßig zum Einsatz kommen die Müdigkeitserkennung, die elektrische Handbremse, die Multikollisionsbremse,
die Differentialsperre XDS+ und auch Front Assist mit City-Notbremsfunktion. Außer im Basismodell gibt es
auch den Geschwindigkeitsbegrenzer ohne Aufpreis. Neu bei der Limousine ist das optionale Panorama-Glasdach. Einen
Abstand zum Passat hält der Superb bei den Scheinwerfern: LED-Technik gibt es nur für das Tagfahrlicht, ansonsten
besteht die Wahl zwischen Halogenfunzeln und adaptiv arbeitenden Xenon-Brennern. Die Rückleuchten sind erstmals
bei Škoda stets in LED-Technik ausgeführt.
Endlich moderne Navis
In Sachen Multimedia bedient sich der Superb beim aktuellen Infotainment-Baukasten zweiter Generation (MIB2), wie
er auch im Passat und demnächst im Golf zum Einsatz kommt. Anstelle der trägen und schlecht bedienbaren Navis
treten also die neuen Gerät mit größeren Displays, Annäherungssteuerung und vielen weiteren Funktionen. Vier
Ausbaustufen stehen zur Wahl, im Topgerät bekommen Kunden auch LTE-Internetzugang, W-LAN-Hotspot und Handy-App
für die Steuerung vom Fond. Die sogenannte Smart-Link-Funktion bringt Handy-Inhalte auf den Fahrzeugmonitor,
sie deckt dabei die Standards MirrorLink, Apple CarPlay und Android Auto gleichermaßen ab. "SmartGate" erlaubt die
Übertragung von Fahrzeugdaten ans Handy.
Drei Diesel und fünf Benziner
Das Motorenprogramm entspricht ebenfalls weitgehend dem Wolfsburger Schwestermodell, das lediglich den 240-PS-Topdiesel
exklusiv für sich behält. Alle Superb sind nun mit Start-Stopp-System und Rekuperation ausgerüstet. Zusammen mit
einem um bis zu 75 Kilo gesenkten Fahrzeuggewicht, der optimierten Aerodynamik und der Umstellung auf die neuesten
EU6-konformen Motoren ergibt sich ein Verbrauchsrückgang nach der Norm um bis zu 30 Prozent.
Der Basis-Diesel leistet 120 PS aus 1,6 Litern Hubraum, die Zweiliter-Pendants kommen auf 150 und 190 PS,
womit alle Kunden ein Leistungsplus (bisher: 105, 140 und 170 PS) erhalten. Der Normverbrauch liegt je nach
Variante zwischen 3,7 und 5,0 Litern (4,3-5,7). Wer einen Benziner bevorzugt, kann wählen zwischen dem
1,4 TSI mit 125 PS oder 150 PS, dem 1,8 TSI mit 180 PS und dem 2,0 TSI mit 220 PS. Anstelle des Sechszylinders
tritt anders als im Passat eine 280 PS starke Version des 2,0 TSI. Alle Varianten bis auf den Basis-Benziner
sind mit DSG zu haben, vier Allrad-Versionen stehen ab dem Start bereit.
Zeitlos und elegant im Design
Zuletzt noch ein Blick aufs Design. Wer erwartet hatte, dass Škoda sich insoweit stark an der Studie VisionC
orientieren würde, wird enttäuscht sein, auch wenn der Hersteller sich redlich bemüht, den gegenteiligen Eindruck
zu erwecken. Alle anderen Škoda-Fans dürfen sich freuen, denn der Superb sieht jedenfalls auf den ersten Fotos
sehr gelungen aus. Ein großer Wagen, der markanter, eckiger, entschlossener und mit besseren Proportionen daherkommt
als der für sich genommen schon gute Vorgänger, der in Details wie der seitlichen Tornadolinie oder den Lüftungsgittern
im Interieur besser wirkt als der Passat, und der es trotz seiner Größe vermag, nicht protzig zu wirken.
Der neue Superb revolutioniere das Design der Marke, heißt es bei Škoda, aber tatsächlich tut er genau das
nicht, und das ist auch gut so. Jozef Kaban, der namentlich kaum bekannte Chefdesigner der Marke, hat ein
Auto gezeichnet, das mit seiner schlichten Eleganz hervorragend zu Škoda passt, das auch das VW-Logo
oder die Audi-Ringe tragen könnte, das den Spagat zwischen erwünschter optischer Präsenz und dem Verzicht
auf Unaufdringlichkeit mühelos meistert.
Simply clever – mehr und weniger
Nach alledem scheint uns der Superb mehr als nur "Simply clever" zu sein, wie es der Markenclaim vorgibt. 29 solcher cleverer
Lösungen haben die Škoda-PR-Leute gezählt, erwähnenswert sind etwa die extra Fächer für Warnwesten in allen Türen, Staufächer
und Halterungen für Tablets, Netze an den Innenseiten der Vordersitzlehnen und ein umklappbarer Beifahrersitz. Erwähnenswert
ist freilich auch, dass Škoda das cleverste Detail des Vorgängers abgeschafft, sozusagen simplifiziert, hat: Die konventionell
oder inklusive der Scheibe öffnende Heckklappe ist dem Sparzwang wirtschaftlicher und gewichtsbezogener Art zum Opfer gefallen.
Als kleine Entschädigung lassen sich die Rücksitzlehnen nun auch vom Kofferraum aus umlegen.
700.000 Superb hat Škoda bisher verkauft, und vorauszusagen, dass die Kurve künftig steiler steigen wird als bisher, ist kein
Hexenwerk. Das Auto ist genau das, was Škoda eigentlich nicht sein will: Premium. Bleiben am Schluss drei Fragen, die allesamt
vorerst nur annäherungsweise zu beantworten sind: Wird die erste Ausfahrt so superb wie angenommen? (Vermutlich.) Wie ist der
Preisabstand zum Passat? (Ungefähr wie bisher.) Und wann kommt der Kombi alias Combi? (Zur IAA im September, erste Bilder etwa
im Juli).