Mit dem jetzt vorgestellten GLS als Nachfolger des GL hat Mercedes seine komplette SUV-Range in kurzer Zeit modernisiert.
Das Flaggschiff fährt mit kleineren Designretuschen, neuem Getriebe und teilweise mehr Kraft in die zweite Lebenshälfte.
Das Niveau der namensgebenden S-Klasse erreicht der Wagen aber nicht.
Daimler
Zum Midlife-Facelift wird aus dem
Mercedes GL künftig der Mercedes GLS
GLS, das war einmal eine Ausstattungslinie in der VAG-Welt. GLS, das ist heute entsprechend der neuen Mercedes-Nomenklatur
die Facelift-Version des großen SUV. Das S im Namen steht dabei für die Zugehörigkeit zur S-Klasse, was aber nicht technisch,
sondern nur marketingtechnisch zu verstehen ist. Mercedes spricht demzufolge von der "S-Klasse unter den SUVs", vom "einzigen
vollwertigen Siebensitzer in der europäischen Premium SUV-Welt" und vom "Luxury-Large SUV".
Groß ist der GLS dabei wie eh und je: Auf 5,13 Meter Länge, 1,85 Meter Höhe und 1,93 Meter Breite passen nicht nur sieben
Personen, sondern alternativ auch bis zu 2,3 Kubikmeter Gepäck und satte 815 Kilogramm Zuladung.
Äußerlich haben die Stuttgarter den großen Wagen formal an die neue Designsprache angepasst, was sich insbesondere auf
Scheinwerfer (mit nun integriertem Tagfahrlicht), Kühlergrill, Schürzen und Heckleuchten auswirkt. Dazu kommen neue Räderdesigns
und Lackfarben. Im Interieur fallen die neu gestaltete Armaturentafel mit im Detail modifizierten Instrumenten, teilintegriertem und
(optional) von sieben auf acht Zoll vergrößerten Media-Display neuem Multifunktions-Lenkrad im 3-Speichen-Design sowie die
geänderte Mittelkonsole mit Touchpad ins Auge. Neue Ausstattungsfarben und Zierteile ergänzen die Retuschen.
Serienmäßig an Bord ist nun eine Fahrprofilauswahl namens Dynamic Select. Sie nimmt auch Einfluss auf die neu abgestimmte
Luftfederung Airmatic mit adaptivem Dämpfungssystem. Zu den neuen Optionen gehört ein Ionisierungs-System für bessere Luftqualität
im Innenraum, ein "Night"-Designpaket und die Scheibenwaschanlage "Magic Vision Control". Das COMAND-System verfügt jetzt auch über
einen WLAN-Hotspot. Unter der Bezeichnung "Mercedes connect me" steht für den GLS ein Paket von kostenlosen Basisdiensten sowie Remote
Online-Services zur Verfügung. Zu den Basisdiensten zählen der automatische Notruf (eCall), ein Unfallmanagement sowie Pannenhilfe und
Kundendienstservice. Die Remote Online-Dienste (serienmäßig mit COMAND Online und in den ersten drei Jahren kostenlos nutzbar) erlauben
jederzeit von überall den Zugriff auf Fahrzeuginformationen wie Status von Fenster und Türen, Kilometerstand, Reifendruck und weitere
Diagnosedaten.
Dass das Facelift aber nur mit halbem Herzblut angegangen wurde, zeigen Details wie die Lichttechnik: Zwar gibt es nun endlich
Voll-LED-System für die Rückleuchten und LED- statt Xenon-Scheinwerfer, die Basismodelle liefert Mercedes aber tatsächlich noch
mit Halogen-Funzeln nebst "Glühobst"-Blinkern aus. Auch bleiben die Außenspiegel dem alten Design und die Klimabedieneinheit der
alten Aufmachung treu, die Ausstattung teilweise mager: Weder Navi noch Durchladeeinrichtung noch Sitzheizung noch Rückfahrkamera
sind Standard, etliche Luxus-Optionen nicht erhältlich. Spur- und Totwinkel-Assistent müssen in der Basis ohne aktiven Lenkeingriff
auskommen. S-Klasse-Niveau ist das bei weitem nicht.
Das Motorenprogramm bleibt im Grundsatz unverändert. Die Basisarbeit obliegt dem V6-Diesel mit 258 PS Leistung und 620 Newtonmetern
Drehmoment, der jetzt schlicht 350d statt "350 BlueTEC" heißt. Darauf folgt der GLS 400 mit dem 333 PS starken V6-Biturbo-Benziner.
Der Biturbo-Achtzylinder im GLS 500 erstarkt um 20 auf 455 PS, und der AMG 63 legt um 28 auf 585 PS zu. Das Drehmoment von 760 Nm bleibt
konstant, liegt aber 250 Touren früher und länger an (1.750-5.250/min.). Außer beim AMG-Boliden verbaut Mercedes jetzt die 9-Gang-Automatik,
was zu leicht reduzierten Normverbräuchen beiträgt. Der Diesel etwa kommt jetzt auf 7,1 statt 7,4, der 500er auf 10,9 statt 11,3.
Auch die Fahrleistungswerte haben sich leicht verbessert. Hybridantrieb bleibt Fehlanzeige.
Der Mercedes GLS ist ab sofort bestellbar, ausgeliefert wird ab März 2016. Die Preise steigen nur leicht: Der Diesel verteuert sich um
500 auf 74.800 Euro, der GLS 400 steht jetzt mit 76.700 und der 500er mit 97.000 Euro in der Preisliste. AMG-Käufer latzen mindestens
135.000 Euro, dürften sich daran aber "nicht wirklich" stören. Aber selbst jene, die sich mit dem Diesel zufriedengeben und sich ein
bisschen Ausstattung gönnen, landen schnell bei 1000 Scheinen. "Luxury-Large" eben.