Fernverkehrs-Truck mit 500 Kilometern Reichweite aus Wörth
E-Lkw: Endlich startet der eActros 600
Schon lange geistert er durch die einschlägigen Magazine und durch öffentlichkeitswirksame Vorstellungen
und Probefahrten. Jetzt endlich aber wird der elektrische Fernverkehrs-Lkw von Mercedes-Benz in Serie gefertigt.
Daimler Truck
Daimler Truck hat mit dem Mercedes-Benz eActros 600 die
Serienfertigung des ersten eigenen E-Fernverkehrs-Lkw gestartet
Am vergangenen Freitag ist der erste serienmäßig gefertigte Mercedes-Benz eActros 600 vom Band gelaufen.
Es handelt sich um den ersten Fernverkehrs-Lkw mit Elektroantrieb des Unternehmens und auch um das erste
elektrische Modell, dessen kompletter Aufbau in einer Produktionshalle stattfindet.
Der eActros wird wird auf der bestehenden Montagelinie gefertigt, parallel zu den Lkw mit klassischem
Dieselantrieb. Die Werke Mannheim, Kassel und Gaggenau liefern die für den batterieelektrischen
Antrieb notwendigen Komponenten wie E-Achse, Getriebekomponenten sowie die Frontbox, welche zahlreiche
Hochvolt- und Niederspannungskomponenten bündelt und im ehemaligen Bauraum des Verbrennungsmotors sitzt.
Der eActros 600 für den Fernverkehr verfügt über ein dreiteiliges Akkupack mit insgesamt 621 kWh Kapazität,
daher der Namenszusatz "600". Eine elektrische Antriebsachse aus eigener Entwicklung und ein Vierganggetriebe
sind weitere Bausteine. Die E-Motoren leisten dauerhaft 544 PS, im mehrere Minuten am Stück nutzbaren
Boost-Modus stehen sogar 816 PS bereit, die schwere Fuhre den Berg hinaufzuziehen.
Als Reichweite stehen 500 Kilometer zu Buche – unter "sehr realistischen Bedingungen" mit 40 Tonnen Gesamtzuggewicht,
wie es bei Daimler Truck heißt. Wer genauer nachfragt, erfährt aber auch, dass dies unter spezifischen Testbedingungen
gemessen wurde im ausschließlichen Fernverkehr bei 20 Grad Außentemperatur.
Mit Zwischenladen in den gesetzlich festgelegten Ruhepausen sollten sich dennoch über 1.000 Kilometer
Tagesleistung erreichen lassen. Neben dem CCS-Laden mit bis zu 400 kW wird später auch das Megawattladen
(MCS) machbar sein.
Wie hoch die Produktionskapazität oder die Verkaufsplanung ist, teilte das Unternehmen ebensowenig mit wie den
Preis für die Zugmaschine. Dieser dürfte – mindestens – doppelt so hoch liegen wie bei einem Diesel-Pendant
bei allerdings geringeren Betriebskosten, besserer Umweltbilanz und deutlich besserem Image. Früheren Angaben
zufolge ist der eActros genau wie seine konventionellen Schwestermodelle ausgelegt auf eine Lebensdauer von
1,2 Millionen Kilometern in zehn Betriebsjahren – das wären ungefähr die 500 Kilometer pro Arbeitstag.
Das größte Lkw-Montagewerk von Mercedes-Benz Trucks in Wörth am Rhein wurde 1963 gegründet. Seither wurden hier
rund 4,4 Mio. Lkw gebaut. Heute sind dies die Baureihen Actros, Arocs und Atego sowie die
Spezialfahrzeuge Econic, Unimog und Zetros. 2021 startete die Serienproduktion des eActros 300/400 für
den Verteilerverkehr, 2022 folgte der eEconic für den Kommunaleinsatz. Mit rund 10.000 Mitarbeitern ist
das Werk zweitgrößter Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz.