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Zweite Generation: Volvo S80 |
Volvo |
In Deutschland ist der Volvo S80 eher selten auf den Straßen zu sehen – die meisten Kunden bevorzugen den
Kombi V70. Auf dem Genfer Salon werden die Schweden die zweite Generation ihres Flaggschiff zeigen. Zwei neue
Motoren und neue Sicherheitstechniken halten Einzug, vor allem aber das Design profitiert deutlich.
Obwohl sich die gestalterischen Maßnahmen auf den ersten Blick weitgehend auf die bei Facelifts üblichen Bauteile
wie Leuchten und Schürzen zu beschränken scheinen und deswegen viele Medien und auch wir in einer ersten Version
dieses Artikels nur von einer Modellpflege ausgegangen sind, handelt es sich tatsächlich um ein völlig neues Auto,
das die seit 1998 gebaute und bereits modellgepflegte Version ablösen wird.
Auffallend sind zunächst insbesondere die wuchtigeren und schöner eingepassten Schürzen an Front und Heck sowie die
retuschierten Scheinwerfer und Rückleuchten. Dazu kommen bündiger eingepasste Scheiben, modifizierte Außenspiegel
mit jetzt integrierten Blinkern und - überfällig - der Ersatz der oft kritisierten Klapp- durch vernünftige
Bügeltürgriffe.
Erst auf den zweiten Blick zeigt sich das ganze Ausmaß der Änderungen. So sind etwa die bisher in der C-Säule
integrierten dritten Seitenfenster nun in die dadurch anders geschnittenen Fondtüren gewandert. Insgesamt wirkt
der neue S80 im Vergleich zur bisherigen Version deutlich moderner, dynamischer und eleganter, ohne dabei seinen
grundsätzlichen Charakter als große, schwere und individuelle Limousine aufzugeben.
Das Interieur gibt sich, soweit auf den ersten Bildern erkennbar, sachlicher und eleganter als bisher. Die
Mittelkonsole ist nun gerade statt zum Fahrerplatz geneigt ausgeführt, die Materialien scheinen hochwertiger,
die Farbkombinationen schlüssiger.
Unter der Haube kommen zwei neue Triebwerke zum Einsatz. Ersterer ist der aus dem XC90 bekannte, zusammen mit
Yamaha entwickelte V8, der 315 PS und 440 Newtonmeter leistet und in Kombination mit Allradantrieb verbaut wird.
Inzwischen behauptet Volvo nicht mehr, der Motor gehöre zu den sparsamsten seiner Art - dafür aber zu den saubersten.
Völlig neu ist ein in Eigenregie entwickelter Sechszylindermotor in der außer bei BMW kaum noch anzutreffenden
Reihen-Bauweise, der aus 3,2 Litern Hubraum 238 PS (6.300 Touren) leistet und 320 Newtonmeter bei 3.500 Umdrehungen
erreicht. Die Maschine, die im Ford-Werk in Wales produziert wird, ist mit einer sechsstufigen Automatik kombiniert
und soll vorläufigen Angaben zufolge im S80 durchschnittlich 9,9 Liter verbrauchen. Weil das Aggregat bis auf drei
Millimeter nicht größer als die Volvo-Fünfzylinder ist, kann es quer eingebaut werden, was Volvo als maßgeblichen
Vorteil in punkto passiver Sicherheit erachtet.
Der 2,5 Liter-Benziner mit 200 PS/300 Nm sowie der ebenfalls noch recht neue Turbodiesel (185 PS/400 Nm) ergänzen
als fünfzylindrige Alternative das Angebot. Der 130 PS-Selbstzünder sowie der BiTurbo-R6 dürften ebenso entfallen
wie der kleine Benziner mit 140 PS. Einen V8-Diesel kann Volvo nicht anbieten.
ESP ist in allen Versionen serienmäßig, der V8 verfügt außerdem über eine aktive Fahrwerksregelung. Neu, aber wohl nur
gegen Aufpreis zu haben, ist außerdem ein aktives Geschwindigkeits- und Abstandsregelsystem einschließlich des
Bremsassistenten Pro. Ist der Abstandstempomat ausgeschaltet und der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug verringert
sich so schnell, dass eine Kollision droht, wird der Fahrer durch akustische und optische Signale gewarnt. Zeitgleich
bereitet sich das Bremssystem auf ein eventuell bevorstehendes Verzögerungsmanöver vor. Optional gibt es außerdem
Bi-Xenon-Scheinwerfer mit dynamischem Kurvenlicht, aber ohne Abbiegelicht.
Als eine Weltneuheit preist Volvo ein weiteres System, das zunächst seltsam anmutet: Die sogenannte PCC-Fernbedienung
(Personal Car Communicator) erlaubt es, von außerhalb des Autos einen Sicherheitscheck durchführen und beispielsweise
abzufragen, ob der Wagen verschlossen oder das Alarmsystem aktiviert ist. Über einen Herzschlagsensor im Fahrzeug
erkennt und meldet das System außerdem, ob sich eine Person im Innenraum befindet.
Weitere Details, Preise und der Termin der Markteinführung liegen noch nicht vor. Klar ist, dass Volvo hohe Erwartungen
mit dem Auto verknüpft. Man sei überzeugt, so hieß es heute, der S80 sei ein starker Wettbewerber und in der Lage,
viele Neukunden zu begeistern. Volvo-Chef Frederik Arp: "Wir gehen davon aus, dass etwa 70 Prozent des geplanten
Absatzvolumens von rund 50.000 Einheiten pro Jahr auf Kunden entfallen, die zuvor keinen Volvo besessen haben."
Nach dem ersten Eindruck und vor dem Hintergrund fallender Beliebtheitswerte für BMW 5er und Mercedes E-Klasse könnte
das durchaus erreichbar sein.