Opel
Kältemittel ungefährlich?
Opel Mokka im Crashtest
Opel hält an dem umstrittenen, von mehreren renommierten Herstellern inzwischen aufs Abstellgleis geschobenen Kältemittel R1234yf
fest. Ein Crashtest soll die Ungefährlichkeit demonstrieren – wirkt aber technisch und argumentativ arg bemüht.
Während der Opel Adam dank eines zulassungstechnischen Tricks noch mit dem alten, ungefährlichen, aber
klimaschädlichen Kältemittel R134a vom Band rollt, nutzt Opel im Mokka das neue Kältemittel
R1234yf, das für die Umwelt wesentlich besser ist, wegen seiner Brennbarkeit und dabei entstehenden
giftigen Dämpfen aber auch in der Kritik steht und inzwischen bei etlichen Herstellern nicht mehr
verwendet wird.
Opel hält dabei an der bisherigen Argumentationslinie fest und behauptet, die Chemikalie sei sicher.
Ein Crashtest, den der Autobauer zusammen mit dem TÜV Rheinland durchgeführt hat, soll dies bestätigen
und die Kunden, die nach einer umfangreichen Medienberichterstattung zum Thema sensibilisiert sind,
beruhigen.
Der heftige Aufprall im Crashtest verursachte beim Mokka Schäden am Klimasystem, die zu einem Leck und
damit zum Austritt von Kältemittel in der Nähe des heißen Auspuffkrümmers führten. "Dennoch kam es nicht
zu einer Entzündung des Kältemittels", so Opel.
Das Testprozedere gestaltete sich so: Ein Mokka 1.4 Turbo wurde mit 50 km/h gegen eine bewegliche, verformbare
Barriere gefahren. Opel bezeichnet dies als einen "dynamischen Crashtest unter Extrembedingungen" und erklärt
ebenso wörtlich wie wenig nachvollziehbar: "Diese Testparameter entsprechen einem Unfall auf der Autobahn,
bei dem ein voll beladenes Fahrzeug, das zuvor mit Höchstgeschwindigkeit bewegt wurde, am Stauende
auf ein stehendes Fahrzeug auffährt."
Zum Vergleich: Der europäische Crashtest Euro NCAP, in dem der
Mokka nota bene gut abgeschnitten hat, setzt mit 64 km/h Ausgangsgeschwindigkeit wesentlich höhere
Anforderungen, was auch optisch am Zerstörungsgrad sichtbar wird. Im Opel-Test wurde eine fahrbare Barriere
von vorne auf den stehenden Mokka gecrasht, wie das Video zeigt:
Der Crashtest bestätige die Sicherheit des neuen Kältemittels in Opel-Fahrzeugen, so die Rüsselsheimer. "Dieses
Ergebnis wird durch Untersuchungen weiterer Organisationen gestützt, darunter die SAE International, die
amerikanische Umweltschutzbehörde EPA sowie europäische, nordamerikanische und asiatische Automobilhersteller",
verlautbarte das Unternehmen pauschal.
"Die Sicherheit unserer Fahrzeuge und unserer Kunden hat für Opel oberste Priorität. Und Umweltfreundlichkeit hat in
unserem Unternehmen eine lange Tradition", erklärt Michael F. Ableson, Opel-Entwicklungsvorstand und GM Europe Vice
President Engineering. Der Mokka stärke mit dem neuen Kältemittel Opels "führende Rolle bei der Verknüpfung von
Mobilität, Umweltschutz und Sicherheit", und, so Ableson weiter, "wir sind stolz, ein gleichermaßen sicheres, effektives
und umweltfreundliches Klimasystem einzuführen."
Im Vergleich zu Benzin bedürfe es 5000-mal so viel Energie, um das neue Kältemittel zu entzünden, argumentiert der Autobauer.
Ob Opel damit die Mehrheit der Kunden überzeugen wird, darf bezweifelt werden, zumal sich inzwischen mit VW inklusive Audi,
Seat, Škoda, Porsche und den weiteren Konzernmarken sowie Mercedes mit Smart, BMW und Toyota hochkarätige und marktbeherrschende
Konkurrenten auf Kohlendioxid als Kältemittel geeinigt haben, das nicht nur von der Abkürzung CO2, sondern auch von den Eigenschaften
sympathischer erscheint: Das, was bei jedem Menschen aus dem Mund kommt, ist ungiftig und in Sachen Klimaschutz nochmals um den Faktor
vier besser als R1234yf. Diese Alternative aber sei noch in der Entwicklung und "Jahre von der Marktreife entfernt", heißt es bei Opel.