Daimler
Viertes Kompakt-Modell:
Mercedes GLA, hier als Concept GLA
Mercedes erweitert mit dem GLA abermals sein Portfolio. Wie das Kompakt-SUV auf Basis der Frontantriebs-Architektur
aussehen wird, zeigt eine Studie auf der Shanghai Motorshow schon recht eindeutig.
Mit der Erweiterung des Modell-Portfolios hat man bei Mercedes Erfahrung. Wo vor gut 30 Jahren nur die
Vorläufer von E- und S-Klasse nebst Coupés, G-Modell und SL auf dem Markt waren, folgten anschließend beginnend
mit dem 190er als Vorläufer der heutigen C-Klasse so viele Varianten, dass selbst die inzwischen zwei- und
dreibuchstabigen Baureihen-Bezeichnungen nur noch für Marken-Fans schnell durchschaubar sind.
Unter der C-Klasse folgte 1997 die A-Klasse, später ergänzt um eine Langversion und den vanartigen Ableger B-Klasse.
Beide sind inzwischen in dritter Generation auf dem Markt, werden auch im Ausland produziert und sind speziell
im Fall der A-Klasse schon optisch weit weg von dem, was man gemeinhin mit Mercedes verband. Nach dem CLA als
stark designorientiertem Stufenheck-Ableger folgt mit dem GLA demnächst die vierte Variante, die sich entgegen
früherer Gepflogenheiten nicht als "Vision", sondern als "Concept" vorstellt.
Es handelt sich um ein SUV der 4,40-Meter-Klasse, womit es im Gegensatz zu manch dahingeschludertem Medienbericht
mehr zum Tiguan-, Q3- und X1-Rivalen taugt als als Konkurrent noch in Planung befindlicher weiterer Q- und X-Modelle.
Technisch bedient sich der GLA bekannten Zutaten wie dem 211-PS-Benziner, dem Direktschaltgetriebe und dem Allradsystem 4MATIC.
Optisch ist der GLA ebenfalls nur im Ansatz eine Überraschung, denn natürlich folgt er der von A- und CLA-Klasse vorgegebenen Linie.
Ein massiger, steiler Kühlergrill mit Zentralstern, von Sicken durchzogene Seitenflächen und der Tankdeckel auf jener
Seite, die Mercedes-Entwickler früherer Zeiten schreiend hätten davonlaufen lassen (links), sind also gesetzt.
Auffällig sind im Wesentlichen die im hinteren Bereich nach oben gezogene untere Fensterlinie, der markante Dachkantenspoiler
und die nicht minder unkonventionellen Rückleuchten, die einteilig und mit der Heckklappe nach oben schwenkend ausgeführt sind,
mithin Mercedes nach Opel hier eine Audi-Idee übernimmt.
Die Studie ist bewusst überzeichnet bis hin zum Reifenprofil, das Linien der Felgen weiterführen soll, und bis zu Laser-Scheinwerfern,
die einem Beamer gleich auch Bilder und Filme auf Leinwände oder Flächen projizieren können; als Quelle dient der auf Smartphone,
Youtube oder der Navi-Festplatte gespeicherte Kram. Weil offenbar auch Mercedes erkannt hat, dass dies arg gewollt und peinlich wirkt,
beeilt man sich zu erklären, die Idee sei mehr als eine Fingerübung der Techniker und Designer: Als Fortführung des Head-Up-Displays
könnte sie für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen, beispielsweise ließen sich die Abbiegehinweise des Navigationssystems
als Pfeile auf die Fahrbahn projizieren - "auch andere Verkehrsteilnehmer könnten so sehen, wohin der Fahrer will", heißt es.
Weil nur noch Details der Studie bis zum Serienstart entschärft werden, führt diese mit etwas Vorstellungskraft
beim Betrachter das fertige Auto schon ganz gut vor: Wer sich "normale" Außenspiegel, Türgriffe, Rädergrößen, Stoßfänger-Details
und Scheibenwischer vorstellt und die Kamera-/Leuchteneinheit an der Dachreling wegdenkt, kommt dem GLA ohne Concept-Zusatz
schon recht nahe.
Der dürfte seine Serienpremiere im September auf der IAA feiern und Anfang 2014 zu Preisen ab etwa 28.000 Euro zu den Händlern
fahren. Dass er dann kein Ladenhüter wird, ist anzunehmen, schon weil das Segment kompakter SUVs nach allen Studien auch
in den nächsten Jahren zulegen wird. Wer früher M-Klasse fuhr, wird dann womöglich eher zum GLK greifen, der sinnvollerweise
besser GLC hieße, die GLK-Kundschaft zum GLA.
Die Politik der Modellerweiterung wird aber auch mit dem GLA nicht abgeschlossen
sein. So scharrt etwa der MLC als X6-Konkurrent schon mit den Reifen. Gut, dass dreibuchstabige Modellnamen theoretisch über
17.000 Variationen zulassen.