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Sonntag, 28. April 2024
Ford-Transit-Ableger kommt 2025 / Deutliches Wachstum / Auch als Elektromodell

VW T7 Transporter: Erste Bilder, erste Infos

Der bekannte VW-Transporter ist Geschichte, der neue kommt von Ford. Obwohl das Fahrzeug erst übernächstes Jahr ausgeliefert wird, kann man es schon jetzt bestellen. Der neue Bulli wird moderner und deutlich größer, bekommt mehr Ausstattung und neue Optionen, fährt mit Diesel, Benzin oder sogar vollelektrisch – kommt aber nicht als Multivan.
Volkswagen
Schon jetzt bestellbar:
Der neue VW Transporter T7, hier noch im Tarnkleid
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Es gibt Autos und besondere Autos, solche, die es schon lange gibt, die Geschichte geschrieben haben, die man gemeinhin als Legende bezeichnet. Wer genau dazu gehört, ist natürlich nicht klar definiert und Ansichtssache. Ziemlich sicher in diesen Kreis gehören - neben eingestellten Modellen wie Käfer, Ente oder Defender - etwa ein Ford Mustang und ein Fiat 500, ein Porsche 911, von Mercedes das Trio aus SL, Unimog und G-Klasse, aus Japan MX-5 und Jimny, und von Volkswagen Golf und Bulli.

Nachdem die Wolfsburger sich um den Golf nicht mehr vernünftig kümmern, geht es jetzt auch dem Bulli an den Kragen. Wie schon 2020 berichtet, kommt der Nachfolger des T6 respektive 6.1 nicht mehr aus dem eigenen Haus, sondern ist ein Ford Transit Custom, den Volkswagen für die Verwendung als Transporter und Caravelle angepasst hat. Das vom Amarok II bekannte Prinzip, in dessen Gegenzug Ford den VW Caddy und die MQB-Plattform für den Explorer bekommen hat, geht damit in die nächste Runde.
Bestellstart lange vor Markteinführung
Volkswagen Nutzfahrzeuge hat diese Woche nun ein erstes Teaser-Video des T7 veröffentlicht, um schon zwei Tage später die Öffnung der Orderbücher zu verkünden. Man kann den nächsten VW Bulli also jetzt bestellen, obschon er erst 2025 auf den Markt kommt. Und obschon der T6 schon längst nicht mehr gekauft werden kann (Ausnahme California). Das alles muss man nicht verstehen, und wenn Sie eines Tages von Problemen in Hause VWN lesen sollten, werden Sie sich vielleicht an diese Zeilen erinnern.

Vor diesem Hintergrund sparen wir uns auch einen Rückblick in die lange und bewegte Bulli-Historie, die die VW-Mannen auch jetzt wieder bemühen, als wäre nichts geschehen. Stattdessen ein erster Blick aufs Auto selbst:
Deutlich gewachsene Karosserie
Der neue Transporter ist 5,05 Meter lang und damit 15 Zentimeter länger als bisher. Der Radstand vergrößerte sich parallel dazu nur um zehn Zentimeter auf 3,10 Meter. Die Breite wächst im Vergleich noch krasser, nämlich um 13 Zentimeter auf 2,03 Meter. Einerseits verliert der T7 damit seine Pluspunkte als wendiges, kompaktes Fahrzeug, bietet andererseits aber mehr Platz für Fahrer und Beifahrer sowie für Passagiere oder Ladegut.

So wächst das größte Stauvolumen des Transporters mit Normalradstand und Normaldach auf 5,8 Kubikmeter. Die maximale Breite zwischen den Radkästen vergrößerte sich entsprechend der Außenbreite um 15 Zentimeter auf 1,39 Meter. Die Zuladung des Transporters wächst ebenfalls variantenabhängig um bis zu 100 kg auf 1,3 Tonnen, die maximale Anhängelast bei den großen Dieseln von 2,5 auf 2,8 Tonnen, und die maximale dynamische Dachlast steigt um 20 auf 170 kg. 16-Zoll-Räder sind Standard, 17 und 19 Zoll stehen optional zur Wahl.
Drei Diesel, ein Plug-in, vier E-Modelle
Apropos Diesel: Neben klassischen Selbstzündern mit 110, 150 und 170 PS, die zwar TDI heißen, aber von Ford stammen, wird es auch eine Plug-in-Hybrid-Variante mit einer Systemleistung von 233 PS aus 2,5 Litern Hubraum geben - und, überraschend, auch einen elektrischen T7, und das sogar in vier Leistungsstufen: 116, 136, 218 und 286 PS stark. Die kleinste E-Maschine wird an eine 54-kWh-Batterie gekoppelt, die anderen drei saugen aus einem 83 kWh fassenden Akku.

Die Diesel haben Front- oder Allradantrieb (ab 150 PS), wobei 4Motion stets die Koppelung an eine 8-Gang-Wandlerautomatik bedeutet, die im Falle mvon Frontantrieb bei 170 PS serienmäßig und bei 150 PS optional ist. Das PHEV-Modell überträgt seine Kraft über eine stufenlose CVT-Automatik und dürfte schon daher eine Außenseiter-Rolle einnehmen. Die E-Modelle erhalten zunächst Heckantrieb und später optional auch die 4Motion-Technik.
Hohe Variantenvielfalt nochmals ergänzt
Der neue Transporter wird als Kastenwagen (Fond ohne Scheiben), Kastenwagen Plus (mit zweiter Sitzreihe), Kastenwagen mit L-Trennwand, als Kombi (Fond mit Scheiben) und als langer Pritschenwagen mit Doppelkabine sowie zu einem späteren Zeitpunkt als Caravelle-Bus (Verkleidung im Innenraum) verfügbar sein. Die Kombi- und Kastenwagenmodelle können auch mit Hochdach sowie einem um 40 Zentimeter verlängerten Radstand bestellt werden. Neu ist die Kombination aus kurzem Radstand und Hochdach.
Mehr Ausstattung, mehr Extras
In Sachen Ausstattung gibt es mehr als bisher, darunter LED-Scheinwerfer und LED-Rückleuchten, elektrische Handbremse, Multifunktionslenkrad, Regensensor, Spurhalteassistent "Lane Assist", Notbremssystem "Front Assist" und eine Verkehrszeichenerkennung mit Falschfahrwarnung.

Ebenfalls versprochen sind serienmäßig ein 13 Zoll großer Multimedia-Touchscreen und ein digitales Cockpit im 12-Zoll-Format. 12 Zoll? Ja, die Kooperation mit Ford hat auch Vorteile: Das Kombiinstrument ist wohl das, das die Kölner im Fiesta und Focus verbauen bzw. verbaut haben - und damit viel größer als alles, was VW in dieser Hinsicht seit dem Golf VII und dem Passat B8 vor dessen Facelift zu bieten hat. Auch das Angebot an Extras wird ausweislich des bereits freigeschalteten Konfigurators deutlich wachsen.
Am Ende: Vorfreude, Wehmut und eine offene Frage
Am Ende verbleibt einerseits ein fader Beigeschmack, weil ein Transit nun mal eben kein Bulli ist. Und weil man kein Nationalist sein muss, um die Produktionsverlagerung von Hannover und Polen in die Türkei bedenklich zu finden. Andererseits klingen die ersten Infos und wirken die ersten Bilder gar nicht so schlecht. Also stellt sich die Frage, warum VW sich so dagegen wehrt, den T7 auch wieder als Multivan für die zahlungskräftigen Jung-Familien anzubieten. Man könnte den aktuellen Pseudo-Multivan in seiner ganzen Beliebigkeit und Unbeliebtheit doch einfach verschwinden lassen. Oder an Ford wegloben als S-MAX-Ersatz.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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