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EU5-konform: "Bluetec"-Diesel |
DaimlerChrysler |
Die Euro 4-Abgasnorm müssen inzwischen alle neuen Pkw erfüllen – Zeit, über EU5 zu sprechen. DaimlerChrysler
hat jetzt angekündigt, den ersten entsprechenden Diesel schon im Herbst zu den Kunden zu bringen, jedenfalls in
den USA.
Das Unternehmen präsentiert dieser Tage auf der Automesse in Detroit ein erstes Pkw-Trio aus E- und GL-Klasse
sowie Jeep Grand Cherokee mit einer Abgasnachbehandlungs-Technik, die ähnlich in den schweren Lkw-Modellen
Actros zum Teil bereits jetzt serienmäßig eingesetzt wird.
"Bluetec" nennen die Stuttgarter die Technik, wohlwissend, dass ein zugkräftiges Schlagwort wichtig ist, wenn es
um Bekanntheit und Image geht - "TDI" oder "Hybrid" stehen stellvertretend für eine Reihe solcher Beispiele.
Hinter dem Kunstwort verbirgt sich eine Kombination von technischen Maßnahmen zur Reduktion aller relevanten
Emissionsbestandteile. Oxidationskatalysator und Partikelfilter gehören beim Pkw ebenso dazu wie Techniken
der Stickoxidminderung. Ob dabei eine Kombination von Denox- und "Bluetec"-Kat oder die etwa im Actros eingesetzte
"AdBlue"-Einspritzung zum Einsatz komme, entscheide sich jeweils am individuellen Fahrzeugkonzept, erläutert
Mercedes, und lässt damit zunächst bewusst offen, wie es in der Praxis genau umgesetzt werden wird.
In jedem Fall versprechen die Stuttgarter schon jetzt, die Technik mache den Diesel in jeder Fahrzeugklasse zum
"saubersten Diesel der Welt". Sämtliche Abgaslimits weltweit würden erfüllt, auch jene in allen 50 US-Staaten, also
auch etwa im besonders strengen Kalifornien. Damit könnte der moderne Dieselantrieb - das mag man den
Marketing-Leuten durchaus abnehmen - künftig sein volles Potenzial für Verbrauchsreduktion und Umweltschutz auch
im riesigen amerikanischen Markt entfalten.
Bei den Nutzfahrzeugen basiert das Konzept auf einer Abgas-Nachbehandlung auf Basis der SCR-Technik (SCR = Selective
Catalytic Reduction), deren Wirkprinzip darin besteht, Stickoxide unter Zugabe von Ammoniak als Reduktionsmittel in
einem Katalysator gezielt in unschädlichen Stickstoff und Wasserdampf umzuwandeln. Dieses Additiv wird inzwischen
hierzulande bereits an vielen Tankstellen für die Lkw vorgehalten; die Vermarktung erfolgt unter dem Namen "AdBlue",
der gemeinsam von Vertretern der Mineralölwirtschaft, der chemischen Industrie, der Fahrzeugindustrie und deren
Zulieferern kreiert wurde. Weil flüssiger Harnstoff auch in der Landwirtschaft als Düngemittel benötigt wird, stehen
ausreichend große Mengen zur Verfügung.
Beim Actros bestellen nach Mercedes-Angaben inzwischen über 98 Prozent der Kunden eine EU5-Version mit
Adblue-/Bluetec-System. Grund hierfür ist trotz der Mehrkosten einerseits eine erhoffte Einsparung bei künftigen
emissionsbezogenen Mautgebühren und natürlich dem geringeren Wertverlust ein angenehmer Nebeneffekt der Technik:
Der Kraftstoffverbrauch sinkt - früheren Angaben zufolge um fünf bis zehn Prozent.
Voraussetzung für die volle Wirksamkeit von "Bluetec" bei Pkw ist schwefelarmer Dieselkraftstoff mit einem
Schwefelgehalt von weniger als 15 ppm, der nebenbei auch die Emissionen aller Dieselmotoren, die sich in den
USA bereits im Markt befinden, signifikant reduzieren kann. Dieser Kraftstoff ist in Europa flächendeckend
eingeführt und soll ab Herbst 2006 auch in den USA zur Verfügung stehen.
Genau dann will Mercedes auch bereits die Serieneinführung beginnen, und zwar zunächst mit dem Modell E 320 CDI
Bluetec, angetrieben von dem aus diversen Baureihen bekannten Dreiliter-CDI mit aktuell 224 bis 235 PS. Dass
Bluetec auch in Deutschland angeboten wird, scheint sicher; dass es nicht nur Mercedes vorbehalten, sondern allen
Konzernmarken zu Gute kommen soll, ist bereits angekündigt. Wann, ließ der Autobauer dagegen zunächst offen.
Wenn Mercedes schnell und schlau agiert, könnte daraus nicht nur ein immenser Imagegewinn resultieren, sondern
auch ein nicht zu unterschätzendes Potential für zufriedene Gesichter im Finanzressort. Von der Umwelt einmal
ganz zu schweigen.