So viele Autos wurden zuletzt nach der Wiedervereinigung Deutschlands verkauft: Die sogenannte Abwrackprämie
hat auch im Juni den deutschen Automarkt durcheinandergewirbelt – mit sogar noch einmal steigender Tendenz.
Für alle nicht betroffenen Bereiche lief es dagegen entsprechend der allgemeinen Lage
mau.
Annähernd 469.000 Kfz, darunter 427.000 Pkw, wurden im Juni neu zugelassen, wie aus der monatlichen Statistik
des Kraftfahrt-Bundesamts hervorgeht, die am Donnerstag in Flensburg vorgelegt wurde. Gegenüber dem Vormonat
entspricht dies insgesamt einem Zuwachs von 9,9 bzw. 11,1 Prozent.
Der Vergleich mit dem Juni 2008 zeigt klar, wie sehr die Zahlen durch die staatliche "Umweltprämie"
beeinflusst werden: Das Plus bei den Pkw beträgt über 40 Prozent - ein Wert, der mit Zufällen und normalen
Verschiebungen nicht einmal ansatzweise erklärt werden kann, zumal in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Hersteller und Zulieferer, Verbraucher und Mitarbeiter mögen sich noch gar nicht vorstellen, wie der
Markt nach dem Ende der Staatssubvention einbrechen dürfte.
Die Prämie führte im ersten Halbjahr zu überproportional wachsenden Zahlen insbesondere im Bereich
von Kleinst-, Klein- und Kompaktwagen. So stiegen hier die Neuzulassungen um sagenhafte 124, 79 respektive
27 Prozent, womit diese drei "kleinen" Pkw-Segmente inzwischen mit 63 Prozent den Großteil des Marktes
ausmachen. Deutliche Einbußen gab es demgegenüber in der Oberen Mittelklasse (-18,5 %), der Oberklasse
(-24 %) sowie bei den Sportwagen (-30 %).
Entsprechend der Verschiebung hin zu den kleinen, meist Benzinmotor-betriebenen Modellen liegt auch der
Diesel-Anteil bei nur noch 29,6 Prozent. Der durchschnittliche C02-Ausstoß sank auf knapp 155 Gramm pro
Kilometer, jedes zehnte Auto lag unterhalb der neuen steuerrelevanten Grenze von 120 g/km. Bereits jedes
fünfte Auto entspricht der neuen Euro-5-Technologie. Der Privatanteil lag im Juni mit 67,3 Prozent erneut
sehr hoch.
Die positive Halbjahresbilanz trifft nur für den Pkw-Markt zu. Alle anderen Fahrzeugklassen waren rückläufig.
Nach dem mehrjährigen Boom der Nutzfahrzeuge brach deren Markt nun ein: Lkw kommen auf ein Minus von 28,2
Prozent, Sattelzugmaschinen gar auf -43,8 Prozent. Die Krafträder stehen nach sechs Monaten 11,9 Prozent unter
dem Vorjahreswert.
Die Herstellerwertung ist ebenfalls stark beeinflusst von der Abwrackprämie: Während VW (+31,2 %),
Opel (+29,8 %), Ford (+44,0 %) und Smart (+8,0 %) davon profitierten, waren Mercedes, Porsche und BMW
zum Teil stark rückläufig (Mercedes -15,9 %). Einzig Audi kommt immer noch auf ein kleines Plus.
Bei den Importeuren machte Hyundai mit +131 Prozent den größten Sprung nach vorn. Fiat rückte mit +107
Prozent auf Platz drei vor. Stärkster Importeur ist weiterhin Renault/Dacia mit +47,6 Prozent.
Betrachtet man Renault isoliert, ist inzwischen Peugeot der stärkste französische Autobauer in Deutschland.
Besonders schlecht lief es für Saab, Chrysler/Jeep/Dodge, Land Rover, Jaguar und auch für Daihatsu: Die
Toyota-Tochter kann vom Kleinwagen-Boom nicht profitieren.
Mit rund 586.000 umgeschriebenen Kraftfahrzeugen legte der Gebrauchtwagenmarkt im Juni gegenüber dem Mai
um 5,2 Prozent zu. 3,6 Millionen Besitzerwechsel im 1. Halbjahr reichen aber nicht aus, um das Vorjahresergebnis
zu erreichen. Die Pkw lagen mit 3,12 Umschreibungen 1,3 Prozent unter Vorjahresniveau. Lkw und Busse
konnten dagegen zulegen.
Weitere Daten und Tendenzen entnehmen Sie bitte den verlinkten Übersichten.