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Ab Ende 2009 nur für ausge- |
Daimler |
wählte Kunden: Smart Fortwo electric drive |
Ein Jahr nach der ersten Vorstellung und später als ursprünglich geplant will Daimler ab November die Fertigung des
Smart Fortwo electric drive aufnehmen. Die zweite Generation des Elektroautos verfügt über einen Lithium-Ionen-Akku.
Doch kaufen kann man das leise und lokal völlig saubere Wägelchen nicht.
Der neue Akku mit einer Kapazität von 14 kWh stammt bereits vom US-amerikanischen Elektroauto-Pionier Tesla, bei dem sich
Daimler erst jüngst eingekauft hatte. Sie ist platzsparend zwischen den Achsen untergebracht - dort, wo auch sonst (im
Tank) die Antriebskraft gespeichert ist. Raumangebot und Kofferraumgröße des elektrischen Zweisitzers bleiben damit voll
erhalten.
Im Heck arbeitet anstelle der Benzin- oder Diesel-Verbrennungsmaschine ein Permanentmagnetmotor. Er leistet wie bereits
in der ersten Generation (ed1) des Londoner Praxistests 30 kW (41 PS) und entwickelt ein Drehmoment von 120 Newtonmetern,
die direkt beim Start zur Verfügung stehen. Damit hängt er beim Ampelstart einen Otto-Smart zunächst ab, bis 60 km/h
stellt sich dann ein Patt ein: 6,5 Sekunden soll der Spurt dauern, länger als beim ed1. Auch die Höchstgeschwindigkeit
hat Daimler auf nun 100 km/h statt bisher knapp 115 km/h herabgesetzt. Das sei "bewusst und stadtgerecht" erfolgt,
heißt es etwas unglücklich im Text zum Auto.
Aufgrund der Leistungscharakteristik des Elektromotors kommt der Elektro-Smart mit einer einzigen festen Getriebeübersetzung
aus. Schalten ist somit überflüssig; zum Rückwärtsfahren ändert sich schlicht die Drehrichtung des Motors.
Eine Batterieladung ermöglicht eine Reichweite von bis zu 115 Kilometern. Aufgeladen werden kann der Akku an einer
üblichen Haushaltssteckdose mit 220 Volt. Ein kompletter Ladezyklus dauert ungefähr eine Nacht und kostet - solange
der Staat sich hier noch nicht steuerlich bedient - rund zwei Euro. Nach drei Stunden ist genug Energie für eine
Strecke von 30-40 Kilometern "getankt", die vielen Menschen im täglichen Pendelverkehr ausreichen. Nicht nur der
Betriebsstoff Strom ist beim Elektro-Fortwo günstiger, sondern auch die Inspektionen: Batterie, Motor und die
weiteren antriebselektrischen Komponenten sind wartungsfrei. Man darf gespannt sein, wie Hersteller und Werkstätten
dem künftig begegnen werden.
Solange der Smart an der Steckdose hängt, kann die elektrische Klimaanlage genutzt werden, um das Auto vorzukühlen -
bei aktuell 35 Grad vor dem Autokiste-Büro nicht die schlechteste Perspektive. Der Li-Ion-Akku versorgt nicht nur
den Antriebsmotor, sondern über einen Wandler auch das übrige Bordnetz mit Strom.
Wer glaubt, das alles klinge prima, kann sich den Weg zum örtlichen Smart-Händler dennoch sparen. Zwar spricht der
Konzern davon, dass der Smart ed ab Mitte November vom Band laufe, doch das bedeutet nicht eine echte Serienfertigung.
Das Auto wird zunächst ab Jahresende nur an ausgewählte Leasingkunden ausgeliefert, die die Modelle vier Jahre und 60.000
KIlometer bewegen werden. Die ersten Fahrzeuge sind für das Pilotprojekt "e-mobility Berlin" vorgesehen, das Daimler
zusammen mit dem Stromkonzern RWE und mit Unterstützung der Bundesregierung und der Stadt Berlin durchführt, weitere
werden u.a. in Hamburg, Paris, Rom, Mailand und Pisa eingesetzt. Ein Teil der Modelle geht in die US-Metropolen.
Ob der elektrische Smart auch dann - insgesamt betrachtet - umweltfreundlich ist, wenn er mit "normalem" und nicht
mit ausschließlich "grünem" Strom aufgeladen wird, ist umstritten. Laut Greenpeace sind die CO2-Emissionen des E-Smart
in diesem Fall höher als die beim Smart CDI. Für eine wirklich ganzheitliche Betrachtung müssten allerdings auch
die echten Emissionen des Diesels wie Stickoxide und der Lärm berücksichtigt werden, außerdem in beiden Fällen u.a.
der Herstellungsprozess.
Obschon Smart eigenen Angaben zufolge bereits heute eine "sehr lebhafte Nachfrage" nach dem Elektroauto verzeichnet,
soll die echte Serienfertigung erst im Jahr 2012 beginnen - mutmaßlich bereits in dritter Generation. Ob Daimler
damit dann wirklich noch eine "Vorreiterrolle auf dem Weg zur attraktiven individuellen Mobilität mit lokaler
Null-Emission in Metropolen und Ballungsräumen" unterstreichen kann, wie man in Stuttgart formuliert, bleibt abzuwarten.
Wäre das elektrische Auto bei Daimler als Smart und A-Klasse heute ernsthaft lieferbar, gäbe es - trotz ungelöster
Infrastruktur-Probleme - nicht nur eine Vorreiterrolle, sondern vor allem Überstunden statt Kurzarbeit.