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Neu ab Anfang 2010: Audi A8 |
Audi |
Audi hat am Montag Abend (Ortszeit) in Miami den neuen A8 präsentiert. Das Ingolstädter Flaggschiff startet im
Frühjahr 2010 auf dem deutschen Markt: Die Limousine wird merklich größer, deutlich sparsamer, sehr viel technischer
– aber nicht unbedingt schöner.
Wer geglaubt hat, als Leser einer der größten Autozeitschriften am Markt den neuen A8 bereits in der Vorwoche in
"exklusiven Fotos" gesehen zu haben, wird enttäuscht sein: Die "Fotos" zeigen das Auto annähernd, aber nicht exakt
- und das, obschon eine offizielle Audi-Skizze von Ende Juli einige Ungenauigkeiten vermeidbar gemacht hätte. Auch
die als Fakt dargestellten Infos waren nur annähernd zutreffend.
Die nach den Worten von Audi-Chef Rupert Stadler sportlichste Limousine in der Oberklasse ist auch die größte.
Mit fast 5,14 Meter Länge in der Normalversion überragt der neue A8 nicht nur den gewiss nicht kleinen Vorgänger um
rund acht Zentimeter, sondern auch die Konkurrenten aus Stuttgart (5,10 Meter) und München (5,07). Der Radstand wächst
um fünf Zentimeter auf knapp drei Meter. Auch in der Breite trumpft Audi mit 1,95 Metern (1,87/1,90 Meter) mächtig auf,
während die Höhe aus Designgründen etwas geringer ausfällt als bei den Wettbewerbern. Während die schiere Größe in
Deutschland auch kritisch gesehen werden dürfte, wird sie auf dem US- und chinesischen Markt sicherlich honoriert.
Die Karosserie besteht nach wie vor aus Aluminium, das in der Space-Frame-Bauweise wie ein Fachwerk die verschiedenen
Profile und Bleche zusammenhält. Audi verspricht insoweit ein Plus an Festigkeit, Torsionssteifigkeit und auch Gewicht.
Der Luftwiderstandswert sinkt in der besten Version auf Cw = 0,26. Das Kofferraumvolumen wächst minimal um zehn auf 510
Liter.
Antriebsseitig offeriert Audi zum Start nur drei Motoren, die im Prinzip aus dem Vorgänger bekannt sind. An der
Spitze steht der 4,2 FSI, der aus seinen acht Zylindern nun 372 PS schöpft, gleichzeitig mit 9,5 Liter Normverbrauch
aber deutlich effizienter ist als bisher (10,9). Der ähnlich große V8-Diesel kommt jetzt auf 350 PS und satte 800
Newtonmeter Drehmoment - und das bei einem Vebrauch von nur noch 7,6 Litern (bisher: 9,4). Möglich wird dies u.a.
durch den auf 2.000 bar erhöhten Einspritzdruck und Optimierungen an Turbolader, Abgasrückführung und innerer
Reibung.
Überarbeitet und erstarkt präsentiert sich auch der Sechszylinder-Diesel, der fortan 250 PS leistet und 550
Newtonmeter Drehmoment entwickelt, 17 PS und 100 Nm mehr als bisher. Der Verbrauch liegt auch dank des (nur) hier
serienmäßigen Start-Stopp-Systems bei nur 6,6 Liter - kaum weniger als noch vor zwei Jahren ein frontgetriebener
Vierzylinder-Passat im Datenblatt stehen hatte. Apropos Frontantrieb: Später wird noch eine Quattro-freie Version
dieses Motors mit 204 PS folgen, die dann mit 6,0 Liter Normverbrauch einen neuen Oberklasse-Bestwert markieren soll.
Ein Hybridmodell will Audi demnächst ebenfalls präsentieren, was aber tendenziell nicht auch schon einführen bedeutet.
Die Kraftübertragung obliegt serienmäßig einem Achtgang-Automatikgetriebe, das sich über den neu gestalteten Wählhebel
auf dem Mitteltunnel und auch mit Wippen am Lenkrad schalten lässt. Neu im A8 und stets serienmäßig ist das Fahrdynamiksystem
"drive selevt", das Luftfederung, Automatik, Motor und Servolenkung in verschiedenen vorgegebenen Modi und einem individuell
speicherbaren Programm steuert. Auf Wunsch lässt sich dies durch Sportdifferential und Dynamiklenkung weiter optimieren.
In punkto Sicherheit legt Audi beim neuen A8 mächtig nach. So gibt es nun ein vorausschauendes Sicherheitssystem, wie
es einst Mercedes eingeführt hat, und zwar in drei Ausbaustufen, von denen zwei auch automatische Notbremsungen auslösen
können. Acht Airbags sind serienmäßig an Bord, der Abstandstempomat arbeitet nun zwischen 0 und 250 km/h inklusive
einer Start-Stopp-Funktion, und das alles ist vernetzt mit den Daten des Navigationssystems. So wird etwa das Abbiegelicht
an Kreuzungen automatisch aktiviert, ein Beschleunigen kurz vor einer Autobahnausfahrt vermieden oder das Autobahnlicht
bereits auf der Einfahrt aktiviert. Ebenfalls im Programm ist ein Nachtsichtsystem mit Wärmebildkamera, Personenmarkierung
und eine Erkennung von Tempolimit-Schildern.
Auch sonst ist der A8 - wie so viele neue Autos - ein fahrender Hightech-Computer, der optional mit Voll-LED-Scheinwerfern
mit unterschiedlichen Lichtmodi die Straße ausleuchtet, Eingaben in Navi und Telefon nicht nur per Tasten oder Sprache,
sondern auch mittels per Hand gezeichneten Buchstaben und Ziffern auf einem Touchpad akzeptiert, aktuelle News und Wetterinfos
über Google ins Auto holt, via UMTS zum rollenden W-LAN-Hotspot wird, im Fond zwei schwenkbare 10,2-Zoll-Monitore mit
eigener Festplatte bietet oder die Vordersitze nicht weniger als 22-fach elektrisch verstellt sowie zudem beheizt, belüftet
und die Insassen massiert.
Alles super also? Nun, in punkto Design werden Audi-Fans leidenschaftlich diskutieren. Das Flaggschiff ist nicht schlecht
gezeichnet, wohl aber wird es manchem als zu langweilig und/oder plump erscheinen. Während die Seitenlinie optisch nahezu
unverändert dem bisherigen Modell entspricht, tragen Front und vor allem das Heck deutliche Anleihen an den A4, ohne
aber - den ersten Bildern nach zu urteilen - dessen feinen Mix aus Leichtigkeit, Dynamik und Selbstbewusstsein zu erreichen.
Der A8 tritt optisch vor allem groß und mächtig auf - und kommt dabei nicht umhin, das Gefühl zu vermitteln, die Audi-Designer
hätten hier ein etwas weniger glückliches Händchen gehabt als in den letzten Jahren.
Wer dem Design nicht folgen mag, muss sich aber nicht unbedingt von der Marke abwenden: Der A7 als gewöhnungsbedürftiger,
aber eleganterer Schrägheck-Abkömmling steht schließlich ebenfalls bereits in den Startlöchern.