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PriceWaterhouseCoopers: Alle Marktsegmente von rasanter Entwicklung betroffen
Studie: Fusionen in der Automobilbranche erreichen 2002 Rekordniveau
Die Automobilbranche verzeichnet für das Jahr 2002 den bislang
höchsten Stand an Transaktionen und Übernahmen in der Geschichte der
Branche: Das Volumen der Transaktionen erreichte im vergangenen Jahr (2002) 35,1
Milliarden US Dollar und stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um 85
Prozent an (2001: 19 Milliarden US-Dollar). Die Anzahl der Fusionen
und Übernahmen erhöhte sich auf insgesamt 621 weltweit, im Vergleich
zu 2001 entspricht dies einer Steigerung um 35 Prozent (2001: 462).
Damit übertrafen die Aktivitäten in 2002 selbst das Jahr 1998, in
dem zum Teil spektakuläre Zusammenschlüsse und Akquisitionen zu den
bis dahin stärksten Veränderungen innerhalb der Branche führten.
Ursachen für diesen überdurchschnittlichen Anstieg in 2002 sind
einige Mega-Deals, deren Volumen jeweils über der Grenze von einer
Milliarde US-Dollar lag. Zu diesen Ergebnissen kommt die international tätige
Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) in der Analyse "Automotive Sector Insights 2002/2003".
Automobilhersteller: Trend zur Konsolidierung hält an
Anhaltend ist der Trend der Konsolidierung auf Seiten der
Automobilhersteller. So stieg die Anzahl der Transaktionen in diesem
Segment auf 69 Abschlüsse mit einem Transaktionsvolumen von insgesamt
mehr als zehn Milliarden US-Dollar. Im Vorjahr machte das gesamte
Volumen nur 2,2 Milliarden US-Dollar und 57 Transaktionen aus. Vor
dem Hintergrund der allgemeinen Börsenflaute waren auch die
Bewertungsmultiplikatoren der Automobilhersteller rückläufig. Der
Aktienindex der Automobilhersteller fiel in 2002 um fünf Prozent und
ging im Verlauf der vergangenen drei Jahre um 33 Prozent zurück.
Gefördert wurde die Entwicklung zur Konsolidierung durch den
Restrukturierungsbedarf bei einigen Herstellern. Zu nennen ist in
diesem Zusammenhang u.a. die Akquisition in Höhe von 2,63 Milliarden
US-Dollar von Daewoo durch General Motors (GM) und seinen Partnern
Suzuki und Shanghai Automotive. Auch das Angebot von Fiat, seine 5,72
Prozent-Beteiligung an GM in Höhe von 1,16 Milliarden US-Dollar sowie
seine 34 Prozent-Beteiligung an Ferrari zu veräußern, standen unter
dem Zeichen des finanziellen Drucks des italienischen Konzerns.
Anzahl von Joint Ventures und Übernahmen in China bemerkenswert
Bemerkenswert ist die zunehmende Zahl - allein 18 in 2002 - von
Übernahmen und Joint Ventures in China. Dieser Trend unterlegt den
dramatischen Wandel des chinesischen Marktes und das
überdurchschnittliche Wachstum, das für die nächsten Jahre in dieser
Region erwartet wird. Es ist davon auszugehen, dass die
M&A-Aktivitäten auch in den kommenden Jahren weiter zunehmen
und weitere strategische Allianzen zwischen internationalen und
asiatischen Automobilherstellern geschlossen werden. "Handel und
Ersatzteilgeschäft erleben nie da gewesene Umbrüche", heißt es in der Studie.
Angesichts der derzeitigen Veränderungen innerhalb des Handels und
des Ersatzteilgeschäfts durch neue EU-Richtlinien stellt sich der
Markt völlig neu auf. Der Wegfall der Gruppenfreistellungsverordnung
(GVO) und die mögliche Neuordnung von Verkauf und Reparatur durch die
Hersteller sind als wesentliche Treiber der insgesamt 278 Abschlüsse
(2001: 184) im Wert von 8,8 Milliarden US-Dollar (2001: 5,1
Milliarden US-Dollar) zu sehen.
Dynamik im Automobilhandel durch neue Anbieter wie Supermärkte
Besonders der Handel war im vergangenen Jahr aktiv: Im Vergleich
zu 2001 wurde die Anzahl der Abschlüsse mit 127 (2001: 68) nahezu
verdoppelt. Werner Suhl, Partner bei der Corporate Finance-Beratung
von PwC und Leiter des Bereiches Mergers & Acquisitions, erwartet
eine weiterhin steigende Dynamik für dieses Marktsegment: "Neben der
Konzentration auf Größenvorteile im bisher branchenfokussierten
Automobilhandel erleben wir einen Paradigmenwechsel: Marktneulinge
wie Supermärkte versuchen nun, nationale Handelsketten aufzubauen."
Diese Entwicklung kann nach Meinung von PwC einen Umbruch der gesamten Branche
auslösen. Um die Chance des Neueintritts zu nutzen, müssten die neuen
Konkurrenten schnell eine kritische Masse erreichen und sich
frühzeitig für den ab 2005 startenden grenzüberschreitenden Handel
aufstellen.
Die Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) wird auch den Bereich
Reparatur und Wartung beeinflussen und damit den bereits in
"fast-fit"-und "slow-fit"-Anbieter fragmentierten Markt verändern.
Dies führte bereits zu drei großen von Finanzinvestoren
durchgeführten Transaktionen: CVC Capital Partners erwarb Halfords
und Kwik Fit in Großbritannien für 671 Millionen US-Dollar bzw. 503
Millionen US-Dollar. Doughty Hansen übernahm ATU im Rahmen eines
Leveraged Buy-outs in Höhe von 670 Millionen US-Dollar.
Zulieferer: Konsolidierung erreicht kleine und mittlere Unternehmen
Die M&A-Situation im Zulieferermarkt ist in 2002 stark
gekennzeichnet durch eine aggressive Konsolidierung bei kleinen bis
mittleren Unternehmen der zweiten Reihe (Tier 2) sowie durch die
Veräußerung von Unternehmensteilen, die Zulieferer der ersten Reihe
(Tier 1) nicht zu ihrem Kerngeschäft zählen. In Folge dessen stieg
sowohl die Gesamtanzahl der Abschlüsse von 221 (2001) auf 274 (2002)
als auch das Akquisitionsvolumen um 25 Prozent. Das durchschnittliche
Volumen je Deal sank allerdings noch einmal und erreichte 2002 nur
noch die Hälfte des Volumens von 1999.
Starker Kostendruck und hohe Anforderungen des Marktes
Die Zulieferer der zweiten Reihe sehen sich auch weiterhin einem
starken Druck der Zulieferer aus der ersten Reihe ausgesetzt, Kosten
zu reduzieren und die Leistungsfähigkeit zu verbessern. Darüber
hinaus tragen die Forderung nach globaler Aufstellung sowie nach der
Entwicklung von Innovationen und kompletten Modulen zur
Marktbereinigung bei. "Die weitere Konsolidierung des
Zulieferermarktes wird stark davon abhängig sein, in wie weit gerade
kleine bis mittlere Zulieferer Finanzmittel beispielsweise bei Banken
und Private Equity-Partnern beschaffen können, um Akquisitionen zu
tätigen. Gerade vor dem Hintergrund von Basel II stellt dies eine
große Herausforderung dar", beschreibt Martin Schwarzer,
verantwortlich für M&A Automotive bei der PwC Corporate
Finance-Beratung zukünftige Entwicklungen des Marktes.
text Hanno S. Ritter
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