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Sonntag, 19. Mai 2024
Größerer Touchscreen / Mehr Leistung für Pro S / Wischerbedienung verschlechtert

VW ID.3: Noch eine Modellpflege

VW frischt den ID.3 nochmals auf. Der aktuell kleinste VW-Stromer übernimmt damit das Infotainment der größeren Modelle, wird in der Spitze stärker und erhält einige neue Funktionen. Zum Teil wurde aber wieder einmal verschlimmbessert.
Volkswagen
Nochmals überarbeitet:
VW ID.3 mit mehr Leistung und verschlimmbessertem Interieur
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Als "vertane Chance" hatten wir das Facelift des ID.3 im März 2023 bezeichnet, als das Auto zwar etwas schöner und teilweise auch besser wurde, letztlich aber eben eine Enttäuschung blieb. Jetzt haben die Wolfsburger sich den kompakten Stromer noch einmal vorgenommen, und wie es scheint, das Prinzip fortgeführt: das Auto wird etwas besser, bleibt aber enttäuschend.

Wichtigste Änderung im Interieur ist die Umstellung auf das aktuelle Konzern-Infotainmentsystem. Dies bedeutet ein weiteres Wachstum des Bildschirms, der einst mit zehn Zoll an den Start ging, beim Facelift auf zwölf Zoll gestreckt wurde, und fortan 12,9 Zoll misst. Mit der Umstellung einher geht die Einführung einer besseren Software mit neuer Menüstruktur, die nun etwa die Klimaanzeigen stets am unteren Bildschirmrand einblendet.

Das erscheint uns ebenso sinnvoll wie überfällig, gleiches gilt für die nun endlich beleuchteten und ergonomisch besser platzierten Slider für Temperatur- und Lautstärkeregelung.

Ebenfalls von den größeren "ID"-Modellen übernommen hat der ID.3 den Wählhebel. Anstelle des merkwürdig seitlich am Mini-Fahrerdisplay angeflanschten Gebildes gibt es nun einen Lenkstockhebel für die Fahrstufen-Wahl. Das sieht deutlich besser aus, bedeutet aber auch, dass die bisher dort klassisch beheimateten Scheibenwischer-Funktionen nun in einen arg überladenen Blinker-Hebel umziehen müssen. Dort sind nicht nur der Heckscheibenwischer und die Regensensor-Intensität schlechter als bisher bedienbar, sondern es entfällt auch die praktische Tippwischer-Funktion ersatzlos.

Insgesamt wird der ID.3 damit innen einerseits leicht aufgewertet. Andererseits besteht auch kein Zweifel daran, dass jeder Golf VII merklich edler gemacht und an diversen Stellen viel besser bedienbar war.

Der neue Sprachassistent IDA lässt sich mit natürlicher Sprache bedienen und integriert künstliche Intelligenz durch "ChatGPT". Ob das eine realistisch sinnvolle Funktion ist, wagen wir zu bezweifeln, mag aber je nach persönlichen Anforderungen und Vorlieben variieren.

Gleiches gilt für die neue "Wellness-App". Sie soll "für erhöhtes Wohlbefinden während der Fahrt oder bei Pausen" sorgen, erklärt VW. Dafür nutzt die Funktion Features wie die Ambientebeleuchtung, den Sound und die Klimatisierung. Zum Start stehen die Modi "Fresh Up", "Calm Down" und "Power Break" zur Verfügung, die sich statt des vorprogrammierten Sounds auch mit einer Spotify-Playlist individualisieren lassen. Zudem bietet auch das optionale Harman-Kardon-Soundsystem fortan vier vorkonfigurierte Sound-Settings.

Der optionale "Travel Assist" mit Schwarmdatennutzung bietet jetzt eine assistierte Längs- und Querführung über den gesamten Geschwindigkeitsbereich sowie einen assistierten Spurwechsel auf der Autobahn. Der ebenfalls optionale "Park Assist Plus" mit Memory-Funktion (automatisches Ausführen eines gespeicherten Parkmanövers über eine Distanz von bis zu 50 Metern) wird erweitert um eine Remote-Steuerung für das fernbediente Parken per Smartphone-App. Neu in der ID.3-Baureihe ist der Ausstiegswarner mit aktiver Türöffnungs-Sperrfunktion - eine prima Nachricht für alle Radfahrer.

Das Batteriemanagement erhält eine Vorkonditionierungs-Funktion, die sowohl automatisch bei aktiver Routenführung - die laut Volkswagen optimiert wurde - als auch manuell gestartet werden kann. Dann sollte im Idealfall mit 175 kW geladen werden können. Routen mit je bis zu zehn Ladestopps und Zwischenzielen können auf dem Handy oder im Webportal geplant und dann an das Auto übertragen werden.

War der ID.3 bisher in allen Varianten mit Ausnahme der kürzlich nachgereichten GTX-Topversion immer 204 PS stark, bekommt das reguläre Topmodell namens "Pro S" nun auch eine Leistungsspritze. 231 PS ist der neue Standard - in Deutschland, denn in anderen Ländern müssen Kunden die Extra-Kraft per "Function-on-Demand" extra nachkaufen. Durch die Steigerung verbessert sich der Null-Hundert-Wert von 7,9 auf 7,1 Sekunden - lag allerdings vor zwei Jahren im "Pro Performance"-Modell mit dem alten Leistungswert von 204 PS schon bei 7,3 Sekunden.

Die Norm-Reichweite gibt VW bei der 77-kWh-Batterie nun mit bis zu 559 Kilometern an, während zum Facelift noch 546 Kilometer kommuniziert wurden, teilweise aber auch 561.

Der Pro S kostet jetzt mutige 47.595 Euro - ab 47.595 Euro, denn in diesem Wert fehlen nicht nur wie üblich eine vernünftige Farbe und die Überführung, sondern auch Basics wie Wärmepumpe, Sitzheizung, Rückfahrkamera, Keyless-System, große Klimaanlage, Navi und vieles mehr. Die günstigeren und schwächeren, noch schlechter ausgestatteten Varianten - Stichwort Stahlräder - werden die genannten Änderungen mit Ausnahme der Leistungsspritze in Kürze ebenfalls erhalten; Preise liegen insoweit noch nicht vor.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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