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Dienstag, 23. April 2024
Erste Details und Bilder zum neuen Opel-Flaggschiff

Opel Insignia Grand Sport: Der große Wagen

Premiere, zweiter Akt: Opel lupft erstmals das Tuch vom neuen Insignia B Grand Sport. Zum Vorschein kommt ein größeres Auto, ein leichteres Auto, ein moderner ausgerüstetes Auto. Vor allem aber ein viel schöneres.
Opel
Der neue Opel Insignia Grand Sport
ist der wohl schönste Opel seit langem
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Die Kinder können es dieser Tage kaum erwarten, aber sie müssen definitiv noch 17 Mal schlafen bis Weihnachten. Bis zum Genfer Autosalon, wo der neue Opel Insignia seine Premiere feiern wird, sind es noch 92 Tage, aber die PR-Mannen in Rüsselsheim halten es einfach nicht aus - und zeigen ihre wohl wichtigste von nicht weniger als sieben angekündigten 2017er-Neuheiten schon jetzt.

Der Zusatzname Grand Sport ist nicht nur neu, er soll auch Programm sein, sagt Opel. Design, Technologie, Innovation, Komfort, Service, die Premiere und auch, jetzt wird's plötzlich englisch, die Lightness seien "grand", schreibt Opel. Und in der Tat: Das Auto wirkt auf den ersten Bildern groß, überdies viel eleganter als bisher und durchaus wie ein Flaggschiff wirkend.

Wie bereits berichtet, legt die Limousine um 5,5 Zentimeter in der Außenlänge zu und kratzt so an der 4,90-Meter-Marke - das ist E-Klasse-Format und eine ganze Ecke mehr als etwa der VW Passat misst. Weil der Insignia auf einer neuen Plattform aufbaut, konnte auch der Radstand gestreckt werden, und zwar überproportional um gut neun Zentimeter auf 2,83 Meter. Das ist nicht das Niveau einer E-Klasse, die schon wegen des Heckantriebs mehr schafft, aber es tut den Proportionen merklich gut, der Wagen wirkt athletischer und edler als bisher. Unterstützt wird dies um eine knapp drei Zentimeter flachere Karosserie und die um gut einen Zentimeter verbreiterte Spurweite. Zur Fahrzeugbreite schweigt sich Opel noch aus.

Die neue Architektur ermöglicht auch für die erwähnte Lightness: Die Rohkarosserie hat den Angaben zufolge um 60 Kilogramm abgespeckt, das komplette Auto um bis zu 175. Das sorgt für ein agileres Fahrverhalten und gesteigerte Effizienz, letztere zusätzlich unterstützt durch einen auf Cw=0,26 verbesserten Luftwiderstandswert.

Vom gewachsenen Radstand profitiert indes naturgemäß nicht nur die optische Linie, sondern auch das Platzangebot im Innenraum, die beim noch aktuellen Insignia nicht gerade die Haupttugend waren. Vor allem im Fond wird das Ambiente luftiger - in der Breite, in der Beinfeiheit und auch über den Köpfen. Der Kofferraum könne sich mit 490 bis maximal 1.450 Liter Fassungsvermögen "mehr als sehen lassen", sagt Opel - das aktuelle Modell aber steht mit 530 bis 1.470 Litern im Datenblatt.

Ein Blick aufs Design: Jedenfalls auf den ersten Fotos wirkt der Insignia B gelungen. Die neue Größe, der coupéhaftere Auftritt, die deutlich größere Breitenwirkung - all das gefällt. Auch die nur oben in Chrom gefasste Fenstergrafik mit separater Scheibe in der C-Säule, die Pfeilung der Motorhaube, der tiefer und steiler positionierte Grill und der größere Abstand zwischen vorderem Radhaus und Tür wirken durchaus ansprechend.

Das breitere, von Chromleiste und Bügelfalte befreite Heck mit nun geteilten, leider nicht durchgängig LED-bestückten Leuchten, plan integriertem Logo und deutlich eleganterer Abrisskante (das dritte Bremslicht ist nun oben im Dachkantenspoiler positioniert) ist ebenfalls ein klarer optischer Fortschritt.

Die Sichelgrafik in den Türen hat Opel einerseits betont und andererseits gespiegelt, sie erscheint ebenso wie die Türgriffe fast ein bisschen zu dick aufgetragen. Auch die noch immer in der Seitenwand statt im Spiegel befindlichen Blinker stören das Bild. Dennoch besteht kein Zweifel: Optisch hat der große Opel groß gewonnen.

Die vorderen Scheinwerfer bestückt Opel auf Wunsch mit einem Matrix-LED-Licht, das gegenüber dem Astra-System nochmals weiter entwickelt wurde. 32 statt 16 LED-Elemente erlauben eine präzisere und schnellere Steuerung und Anpassung an die jeweilige Verkehrssituation, auch die Lichtintensität soll noch einmal zugelegt haben. Ein LED-Fernlicht-Strahl erweitert die Lichtweite auf bis zu 400 Meter.

Zur neuen Technik gehören außerdem eine dem Fußgängerschutz dienende aktive Motorhaube (erstmals bei Opel, Serie), eine beheizbare Windschutzscheibe, Sitzheizung hinten und das schlüssellose Zugangs- und Startsystem (Serie), außerdem eine elektrische Sitzwangenjustierung für die Frontsitze, 360-Grad-Kamerafunktion, Ausparkassistent (Querverkehrswarnung bis 20 Meter), eine kabellose Handy-Ladefunktion und nicht zuletzt ein Head-up-Display, das - anders als bei VW - ohne zusätzliche Projektionsscheibe auskommt. Laut Opel neu, tatsächlich aber auch bisher schon lieferbar ist der Abstandstempomat mit Notbremsfunktion, wirklich neu im Insignia dagegen ist der nun aktive Spurhalteassistent. Das alles klingt nicht schlecht, und doch nicht so einzigartig wie der Autobauer es darstellt: Kein anderes Modell im Segment biete eine solche Bandbreite an intelligenten Technologien, tönt es aus Rüsselsheim.

Details zu den Motorisierungen hebt sich Opel für eine spätere Fortsetzung der Salamitaktik-Vostellung auf. Angekündigt sind eine neue 8-Gang-Wandlerautomatik, die es aber zunächst nur in Kombination mit dem ebenfalls weiterentwickelten Allradantrieb (Torque-Vectoring-Technik) geben wird. Auch stehen alternative Antriebskonzepte zunächst nicht auf der Agenda.

Opel-Chef Karl-Thomas Neumann, der sich dieser Tage mit Berichten über überdurchschnittlich hohe Eigenzulassungen und mit neuem Verlust konfrontiert sieht, lässt sich mit den Worten zitieren, neben dem Insignia sähen selbst Fahrzeuge höherer Klassen blass aus. Das würden wir nicht unterschreiben, wohl aber klar konstatieren: Das Auto hat eine neue Größe erreicht, erstens insgesamt und zweitens und vor allen Dingen in Sachen Design. Oder auch: So schön war schon lange kein Opel mehr, sehr lange.

Vorherzusagen, dass Opel den durchaus beachtlichen Erfolg des Insignia A (900.000 Exemplare) wird ausbauen können, ist demzufolge keine Meisterleistung. Liebe Fans, Ihr müsst aber noch 92 Mal schlafen, mindestens.
text  Hanno S. Ritter
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