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Samstag, 12. Oktober 2024
Neue Generation als Limousine und Avant mit konventionellem Antrieb

Audi-A4-Nachfolger heißt A5: Eine Nummer zugelegt

80 durch 20 plus 1: Der neue Mittelklasse-Audi heißt nicht mehr A4, sondern wird mit dem Generationswechsel zum neuen A5. Das bedeutet auch eine Fortsetzung des bekannten größer-stärker-teurer-Prinzips, doch der A5 erfreut mit ruhigerem Auftritt als erwartet. Für die gebeutelten Ingolstädter geht es damit jetzt, endlich, in die Zukunft, und das mit hoher Taktzahl.
Audi
Mittelklasse-Generationswechsel bei Audi:
Der A4-Nachfolger heißt tatsächlich A5
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Bei Audi scheint es fünf vor zwölf zu sein, tatsächlich aber ist es eher fünf nach vier: Nur wenige Tage, nachdem Ford ein dickes E-SUV unter dem Sportcoupé-Namen Capri der 1970er-Jahre vorstellt und sich damit viel Häme einfängt, gibt es auch bei Audi jede Menge Diskussionsstoff beim Thema Name: Der Nachfolger des A4 heißt A5. Das ist kein Witz, sondern Ergebnis mutmaßlich langer teurer Marketing-Besprechungen im Hause Audi, die zu dem Ergebnis kamen, dass elektrische Modelle künftig gerade Zahlen kennzeichnen sollen, konventionelle ungerade.

Das kann man so machen, wenn einem über 30 Jahre Modellgeschichte genauso egal sind wie die Verwirrung all jener, die in der Autowelt nicht ganz so firm sind, wenn man den merkwürdigen Bezug zu einem 5er-BMW außer Acht lässt - und wenn man sowieso keinen A5-Nachfolger im Köcher hat.

Der neue Audi A4 heißt also A5. Er steht auf der neuen PPC-Plattform (Premium Platform Combustion), kommt als Limousine und Avant, wobei die Limousine eigentlich ein Sportback ist in der Tradition des bisherigen A5, weil der Kofferraum inklusive der Heckscheibe öffnet, ganz so wie beim Skoda Superb. Das ist sicher eine gute Idee, weil der Sportback schon immer die schönere Limousine war, die praktischere sowieso, und weil man so dem Wettbewerb aus München und Stuttgart etwas Eigenständiges entgegenhalten kann. Der Avant bleibt sich sowohl konzeptionell als auch - anders als kürzlich bei der Konzernmutter VW, wo man die x-te Variation von "Tourer" cooler fand als das jahrzehntelang bewährte Variant - beim Namen treu.

Audi hat den A5 erstaunlich clean gestaltet, stylistisch wirkt er besser und ruhiger als andere Audis der jüngeren Vergangenheit. Kennzeichen sind unter anderem eine tiefer gezogene Front, eine nicht mehr zu den Scheinwerfern und auch nicht mehr in die Flanke reichende Motorhaube, ein breiterer und flacherer Singleframe-Grill, stehende Außenspiegel, echte Endrohrblenden - und leider auch die Abkehr von Bügeltrügriffen, die das Auto subjektiv primitiver machen, objektiv unsicherer und unpraktischer: kein Mensch hält die Finger im Normalzustand nach oben.

Interessanterweise verzichtet Audi auf den Trend der durchgehenden Lichtleiste an der Front, nicht jedoch am Heck, wo optional teure OLED-Technik Einzug hält, die verschiedenste Lichtszenarien darstellen kann und etwa auch Symbole wie ein Warndreieck einblenden. Glatte Flanken, große Räder und die im Gegensatz zum allgemeinen Trend nicht erfolgte Abkehr von Chromleisten um die Fenster lassen die neue A5-Generation recht vertraut wirken.

Der A5 bleibt auch dem Konzept des Größenwachstums treu: "Premium-Portionen" nennt Audi den abermaligen Zuwachs um rund sieben Zentimeter auf nun 4,83 Meter Länge bei einem ähnlich gewachsenen Radstand von 2,90 Metern. Auch die Breite legt zu. Zusammen mit einer minimal großzügigeren Serienausstattung, die nun stets die elektrische Heckklappe, Navigation, Progressivlenkung und QI-Laden beinhaltet, ist will Audi die neue Baureihe nun in der "Oberen Mittelklasse" subsumiert wissen, dort, wo eigentlich der A6 zuhause ist. Dessen Nachfolger soll dann die Oberklasse aufmischen, weil der A8 sozusagen Luxusklasse ist.

Auch wenn der Audi-Pressetext dieses Mal erstaunlicherweise nicht mehrere Dutzend Seiten lang ist, so haben die PR-Strategen doch jede Menge Buzzwords einbauen können. Der Innenraum, so heißt es, sei geprägt von "Human Centric" (gemeint ist: konsequent an den Nutzerbedürfnissen ausgerichtet), der "Digital Stage" (Digitale 11,5-Zoll-Instrumente, 14,5"-Mittelscreen und optional 10,9"-Beifahrerdisplay), "Material Driven Design" (Platz und Komfort) und "Visual Clarity" (klarer Aufbau und logische Bedienung).

Auf den ersten Bildern wirkt das alles lange nicht so zeitlos, hochwertig und detailverliebt wie bisher, aber auch nicht annähernd so lieblos-primitiv umgesetzt wie etwa im Q4.

Motorseitig kündigt Audi-Chef Gernot Döllner eine "neue Generation effizienter Verbrennungsmotoren" an, liefert aber im Wesentlichen nur überarbeitete bekannte Aggregate. So beginnt die neue A5-Familie beim 2,0 TFSI mit 150 PS und Frontantrieb. Der gleiche Motor mit auch mit 204 PS zu haben, dann wahlweise mit Front- oder Allradantrieb (quattro ultra), ebenso der 2,0 TDI mit ebenfalls 204 PS.

Der Diesel und nur dieser ist zusätzlich mit einem Mildhybrid-System mit 48-Volt-Technik gekoppelt, das rein elektrisches Fahren beim Parken/rangieren ermöglicht, kurzzeitig bis zu 24 PS Extra-Boost bereitstellt und den rein elektrischen Klimakompressor jederzeit betreiben kann.

Diese "MHEV plus" genannte Technik kommt auch in den S5-Topmoellen zum Einsatz, wo der erstmals mit einem Turbolader mit variabler Turbinengeometrie (VTG) kombinierte Sechszylinder aus 3,0 Litern Hubraum 367 PS leistet. Einen V6 TDI gibt es nicht. Alle Varianten sind serienmäßig mit einem 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ausgestattet.

Ein Plug-in-Hybrid mit rund 100 Kilometer E-Reichweite soll wohl folgen, nur als Benziner. Audi dürfte hier noch einmal übers Konzept nachdenken, denn aktuell ist der A5 PHEV offenbar ohne Schnellladefunktion geplant, die im Octavia, Passat oder Tiguan Standard ist. Ebenso darf man sich wundern, warum VW den Zweiliter-Diesel nicht elektrifiziert wie Audi, Audi dafür den Standard-Benziner nicht wie VW, auch wenn es sich um unterschiedliche Aggregate handelt.

Audi wird bereits in diesen Tagen die Bestellbücher für den neuen A5 öffnen. Wer ihn haben will, muss natürlich Preisaufschläge ertragen und sich leisten können. 45.200 lautet die Mindestinvestition für die 150-PS-Limousine, 46.850 Euro für den Avant. Und auch wenn die Ausstattung etwas besser als bisher ist, liefert Audi natürlich auch künftig ein Auto, das viele als selbstverständlich erwartete Dinge nur als teure Extras mit bringt. Ausgeliefert wird der ausschließlich im gebeutelten Werk Neckarsulm gebaute A5 aber erst ab November.

Der bisherige A5 Sportback wird eingestellt, ebenso A5 Coupé und A5 Cabrio, womit den Ingolstädtern anders als der Konkurrenz nach dem Aus von R8, TT und A3 Cabrio kein einziges offenes Modell als Imageträger mehr verbleibt. Und auch kein zweitüriges.

Schon in Kürze wird Audi auch den A6 e-tron ins Rampenlicht rollen, der als Avant und Sportback angekündigt ist – man darf gespannt sein. Noch in diesem Herbst soll zudem auch der neue Q5 erscheinen. Der Nachfolger des jetzigen A6 wird als A7 voraussichtlich 2025/26 kommen. Nur zu einem neuen A4, also einem elektrischen Mittelklasse-Modell, ist bisher nichts zu hören.

Unser subjektives Fazit: Die stets mit Software-Problemen begründeten Verzögerungen bei Audi sind einerseits nicht nachvollziehbar, ebenso die neue Nomenklatur und die extreme zeitliche Bündelung der Neuvorstellungen. Andererseits wirkt der neue A5 optisch besser als befürchtet und dürfte den arg ins Hintertreffen gekommenen Ingolstädtern zunächst Entspannung und ihrem Werk Neckarsulm eine Perspektive bringen. Kurz: Endlich tut sich bei Audi wieder was.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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