Kleine Designauffrischung und neues Allstreet-Modell / S3, RS3 und PHEV folgen später
Facelift Audi A3: Kein Vorsprung erkennbar
Zur Mitte der Laufzeit spendiert Audi dem A3 eine Modellpflege, die genauso lieblos ausfällt wie bei den
Schwestermodellen des Konzerns. Es gibt ein bisschen Designretusche, ein bisschen weniger karge Ausstattung,
ein bisschen SUV-Optik auf Wunsch. Am Niedergang der einst so beliebten Baureihe dürfte sich damit nichts ändern.
Audi
Mit Schminke an Grill und Schürzen
fährt der Audi A3 in die zweite Lebenshälfte
Gefühlt sieht man den Audi A3 nicht mehr so häufig auf der Straße wie früher. Der Blick in die Zahlen im Archiv
unterstreicht den Eindruck: In den letzten zehn Jahren haben sich die Neuzulassungen des kompakten Ingolstädters
(von einer Corona-Ausnahme abgesehen) kontinuierlich verringert - von einst über 65.000 Einheiten auf weniger als
35.000 im vergangenen Jahr.
Über die Gründe dafür kann man spekulieren: Von mehr markeninterner Konkurrenz über erstarkte Wettbewerber
bis zum unglaublich stark gesunkenen Image von Audi dürfte die Liste reichen. Und wir vermuten, dass auch das
heute angekündigte Facelift für die Baureihe die Kurve höchstens kurzfristig ändern dürfte, zumal dieses klein
ausfällt respektive ein bisschen lustlos wirkt.
Grill und Schürzen bekommen Kosmetik
Kennzeichen des neuen Jahrgangs ist vor allem der Kühlergrill: Laut Audi ist er "erkennbar flacher und breiter
geworden", ausweislich der Fotos ist er minmal flacher und breiter. Mehr Hinguck-Effekte dürften die neue
größere Struktur des Wabengitters auslösen und die rahmenfreie Gestaltung des Grills. Die Audi-Ringe sind
höher als bisher, nämlich halb in der Grill-Einhausung positioniert, und sie sind natürlich im neuen geschlossenen
Flat-Look gehalten. Chrom ist damit Geschichte, was dem Look letztlich ebenso gut tut wie die Abkehr von dem
dreigeteilten Schlitz zwischen Motorhaube und Grill.
Die Scheinwerfer behalten ihre Form. Die 24 Pixel-Elemente, die sowohl bei den LED- als auch den Matrix-Scheinwerfern
das Tagfahrlicht bilden, sind nun auf drei Zeilen am oberen Rand des Gehäuses platziert. Erstmals ist es
beim A3 fortan möglich, bis zu vier unterschiedliche Tagfahrlicht-Signaturen inklusive Coming-home-/Leaving-home-Animationen
über den Bordcomputer auszuwählen. Die Frontschürze hat im Zuge des neuen Grills naturgemäß ebenfalls einen modifizierten
Look erhalten, der sich vor allem in größeren Lufteinlässen an den Seiten bemerkbar macht.
Die Heckschürze ist ebenfalls neu gezeichnet: Der angedeutete Diffusor ist deutlich größer, die Reflektoren sind nun
vertikal statt horizontal ausgeführt, und auch hier entfällt jeglicher Chromakzent. Die schwarzen Ringe sind aber
nicht geschlossen wie an der Front. Die Rückleuchten erhalten ein neues Innenleben, das nochmals auffälliger als
bisher ist. Die Seitenansicht bleibt Facelift-typisch unverändert, sieht man von den neuen Außenfarben Distriktgrün,
Ascariblau und Progressivrot ab.
SUV-Charakter mit neuem A3 allstreet
Ganz neu im Angebot ist der A3 Allstreet (Eigenschreibweise: allstreet), der dem entsprechenden A1 folgend ein
bisschen SUV-Charakter in die Baureihe bringen soll. Das Fahrwerk ist hier um 15 Millimeter höher gelegt, die
Reifen sind weitere 15 mm höher. Schwarze Radhausverkleidungen, 17- statt 16-Zoll-Räder, die serienmäßige Dachreling
und modifizierte Schürzen mit silbernen Einsätzen sorgen ebenso für eine optische Abgrenzung wie die optisch
präsenteren Schweller und die Aufsatzleisten im unteren Bereich der Türen. Hier hält Audi am komplett mattschwarzen
Kühlergrill den Rahmen interessanterweise bei, der Grill reicht etwas höher nach oben, und die Ringe sind nicht
halb im der Abgrenzung positioniert.
Weitere Änderungen, etwa am Fahrwerk oder serienmäßigen Allradantrieb, umfasst das Allstreet-Paket nicht, so dass
Audi stattdessen die Kofferraumgröße (wie immer), das Ablagenpaket (natürlich aufpreispflichtig) und die erhältliche
Anhängerkupplung (nur abnehmbar, nicht schwenkbar) erwähnt.
Kleine Änderungen im Interieur
Neue Details erkennt das Auge auch im A3-Interieur - besser: das geschulte Auge eines Audi-Fans oder Motor-Journalisten.
So zeigt sich der Shifter des Automatikgetriebes noch etwas kleiner als bisher, die aufdringlich-auffälligen Lüftungsgitter
neben dem Kombiinstrument wirken, wenn man denn das optionale Klimapaket wählt, durch eine neu arrangierte Zierleiste
etwas flacher, ohne es wirklich zu sein. Die Mittelkonsole ist neu gestaltet und lackiert – auch die Türgriffe zeigen
sich in einem neuen Effektlack. Das optionale Bang & Olufsen-Soundsystem weicht einer Anlage von Sonos.
Die optionale Ambientebeleuchtung plus beinhaltet nun auch ein Konturlicht für die Mittelkonsole und eine Beleuchtung
für die Cupholder, außerdem sind die vorderen Türen großflächig beleuchtet: Hierfür wurde das Stofffeld 300-mal gelasert.
Eine Lichtquelle in der Türverkleidung hinterleuchtet fünf Segmente, die durch ihre unterschiedliche Größe einen
dynamischen Verlauf zeigen. 30 verschiedene Farben können gewählt werden. Neue Materialien für die Dekoreinlagen und
Sitzbezüge vervollständigen die Modellpflege.
Anfangs nur Standardmotoren, Sport- und PHEV-Varianten folgen später
Motorseitig besteht zunächst nur die Wahl zwischen dem 1,5 TSI mit Mildhybrid-Technik und dem 2,0 TDI, den Audi
überhaupt nicht mehr weiterentwickelt. Beide Aggregate leisten 150 PS und sind an das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
gekoppelt.
Erst im Jahresverlauf sollen weitere Antriebe folgen, schließlich braucht Audi nach drei langen Jahren ohne echte Neuheit
mediale Aufmerksamkeit. Gemeint sind mutmaßlich der Dreizylinder-Benziner mit 115 PS, der 2,0 TSI mit 190 PS und
dessen von 310 auf 333 PS erstarkter S3-Ableger sowie ein deutlich modernisierter und ausdauernder Plug-in-Hybrid auf Basis
des 1,5 TSI, außerdem wohl eine handgeschaltete Variante des normalen 1,5 TSI. Während die Erdgas-Version sicher nicht
zurückkehren wird, scheint die Zukunft des 200-PS-Diesels fraglich.
Ausstattung besser, aber schlecht
Audi erklärt, es gehörten neben dem Drei-Speichen-Lederlenkrad mit "Multifunktion plus" nun auch die Klimaautomatik,
das Ambiente-Lichtpaket, das "virtual cockpit", die USB-Buchsen im Fond und die Mittelarmlehne vorn zum Standardumfang.
Tatsächlich galt dies jedoch schon bisher für das "virtual cockpit", und mit Klimaautomatik meint Audi die Umstellung
von der bisher tatsächlich noch manuellen Anlage auf eine automatische mit nur einer Zone. Die Systeme mit zwei oder drei
Zonen kosten nach wie vor extra.
Ebenfalls noch immer nicht serienmäßig sind soweit ersichtlich Selbstverständlichkeiten wie LED-Scheinwerfer,
LED-Rückleuchten, Rückfahrkamera, eine geteilt umklappbare Rücksitzbanklehne, Sitzheizung, 17-Zoll-Räder, elektrisch
anklappbare Außenspiegel, Fahrprofilauswahl oder eben eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik.
Mit "Functions on Demand" können nach dem Fahrzeugkauf Funktionen nachträglich über die myAudi-App freigeschaltet werden,
und zwar für einen, sechs, zwölf oder 36 Monate oder dauerhaft. Hierbei handelt es sich um die "MMI Navigation plus"
inklusive der connect-Dienste, das Smartphone-Interface für Apple CarPlay und Android Auto, den adaptiven
Geschwindigkeitsassistenten, den Fernlichtassistenten und die Aktivierung der zweiten Klima-Zone.
Preise & Ausblick
Audi hat die Bestellbücher für den A3 bereits geöffnet - und die Preise erhöht: Gab es den Sportback 35 TSI S-tronic
bisher ab 33.400 Euro, so werden künftig mindestens 35.650 Euro fällig. Die Limousine kostet unverändert 800 Euro mehr,
der Allstreet-Aufpreis liegt noch nicht vor.
Alles in allem ist der A3 ein bisschen besser und schicker geworden, aber dass das für eine Trendumkehr beim
Publikumserfolg reicht, halten wir trotz künftig wegfallender Konkurrenz (A1, Q2, A-Klasse) für unwahrscheinlich:
Der A3 hat seine besten Jahre hinter sich – so schnippisch das klingen mag, so schade ist es.