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Mittwoch, 4. Dezember 2024
Gewaltiger Komatsu-Muldenkipper agiert als Plus-Energie-Fahrzeug

Das dickste Ding: Größtes Elektrofahrzeug der Welt

Viele berichten heute über einen zum Elektroauto umgebauten Hummer von Arnold Schwarzenegger, aber wir haben einen noch dickeren E-Brummer zu vermelden. Einen viel dickeren – dessen gewaltiger Akku noch dazu nicht mal aufgeladen werden muss.
Das dickste Ding: Größtes Elektrofahrzeug der Welt
Lithium Storage GmbH
Dieser Muldenkipper vom Typ Komatsu HD 605-7
fährt in seiner zweiten Lebenshälfte als Plus-Energie-Elektrofahrzeug
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45 Tonnen Leergewicht, 65 Tonnen Zuladung, Räder höher als ein VW-Bus, eine neunsufige Leiter zum Fahrerplatz, vor allem aber ein noch nie dagewesenes Akkupaket so stark wie in sieben Tesla Model S zusammen - das ist das größte Elektrofahrzeug der Welt. Es entsteht durch ein Schweizer Firmenkorsortium auf Basis eines gebrauchten, bisher dieselgetriebenen Muldenkippers von Komatsu. Spezialisten der Kuhn Schweiz AG sind gerade dabei, ihn zu zerlegen und neu aufzubauen.

Der gewaltige Dieselmotor sei bereits entfernt, berichtet die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa), die die Sicherheit überwacht. Dabei geht es vor allem um das gewaltige, allein 4,5 Tonnen schwere Batteriepaket für den sogenannten e-Dumper. Seine 1.440 Nickel-Mangan-Kobalt-Zellen, entwickelt vom chinesischen Hersteller Shenzen Westart, dürfen sich auch bei einer eventuellen Überladung oder mechanischen Beschädigung nicht in Brand setzen.

Der Elektromotor gibt 800 PS Dauerleistung ab und schickt 9.500 Newtonmeter Drehmoment an die Achsen. Eingesetzt wird E-Komatsu in einem Steinbruch an den Hängen des Chasserals, von wo aus er Material in ein Zementwerk nahe Biel befördert. Dieses Szenario ist geradezu optimal für einen Elektroantrieb: Mit dem zulässigen Gesamtgewicht von 110 Tonnen geht es nach unten, doch die kinetische Energie verpufft nicht in warmen Bremsen und einem hochdrehenden Motor, sondern wird von dem als Generator wirkenden Elektromotor in Strom umgewandelt und in die Akkus eingespeist.

Dabei entsteht sogar mehr Strom, als auf der anschließenden Rückfahrt - die Steigung liegt bei bis zu 13 Prozent - verbraucht wird. Ein Perpetuum mobile? Nein, natürlich nicht, denn bergauf fehlt das Gewicht der Ladung.

Den Rechenmodellen zufolge werden talwärts 40 kWh erzeugt, auf dem Rückweg aber nur drei Viertel davon wieder verbraucht. Bewahrheitet sich dies in der Praxis, wird der gelbe Koloss sogar zum Plus-Energie-Fahrzeug, das bei 20 Fahrten täglich 200 kWh Strom erzeugt, der ins Netz eingespeist werden kann. Die etwa 50.000 Liter Diesel, die der frühere 23-Liter-Sechszylinder konsumiert und u.a. zu 130 Tonnen klimaschädlichem CO2 umgewandelt hat, werden jährlich eingespart. Zudem verschont der e-Dumper seine Umgebung und die Besatzung von Lärm und Abgasen, benötigt überdies keinen Ölwechsel, und ist auch hinsichtlich der sonstigen Wartungsanforderungen viel genügsamer als sein "erstes Ich" mit dem Dieselantrieb.

Diese Idee lässt sich das Zementwerk einen siebenstelligen Franken-Betrag kosten, wobei das schweizerische Bundesamt für Energie eine Förderung beisteuert. Kuhn als europaweiter Komatsu-Vertrieb und die ebenfalls beteiligte Lithium Storage GmbH versprechen sich von dem Projekt viel PR - und Nachfolgeaufträge. Der jetzige Kunde hat bereits Interesse an sieben weiteren Elektro-Muldenkippern bekundet. Rechnerisch ergeben sich bei der geplanten Nutzungsdauer von zehn Jahren 4,1 Millionen Kilowattstunden Strom-Überschuss, von Diesel, CO2 und anderen Abgasen ganz zu schweigen.
text  Hanno S. Ritter
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