Fast 20.000 Kilometer Alltagsbetrieb mit Fremdkörpern ohne Druckverlust
GTÜ-Test: Sealed-Reifen sind praxistauglich
Reifen mit Sealed-Technologie werden kaum angeboten und kaum beworben. Das könnte daran liegen, dass sie nichts taugen.
Doch genau das Gegenteil ist der Fall, zeigt ein GTÜ-Test, der mehr als eine Momentaufnahme ist.
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Mit der Erfindung und Patentierung des luftgefüllten Reifens, anno 1844, gibt es auch das Problem mit dem sogenannten Plattfuß. Wer hat im Laufe seiner
automobilen Karriere nicht schon einmal zur unpassenden Gelegenheit eben diese geniale Erfindung verflucht und wurde im schlimmsten Fall irgendwo auf
einer verlassenen Landstraße mit der Suche nach dem Wagenheber, Bordwerkzeug oder sogar der Bedienungsanleitung seines Pkw zwangsbeschäftigt?
Vor ein paar Jahren hielt die sogenannte "Sealed Technologie" Einzug bei den Fortbewegungsmitteln, zuerst in der Fahrradindustrie. Als erster Automobilhersteller
hat der VW-Konzern vor rund vier Jahren diese Reifen in Serie verbaut, gegen geringen Aufpreis. Mittlerweile gibt es fünf Anbieter - Continental, Pirelli, Hankook,
Goodyear und Michelin. Auch gibt es zahlreiche gängige Reifengrößen passend für etliche Fahrzeugfabrikate, darunter auch Winter- und Ganzjahresreifen. Jeder Pkw
mit einem serienmäßigen Reifenluftdruckkontrollsystem kann bei verfügbarer passender Größe nachgerüstet werden.
Diese "selbst abdichtenden Reifen" versprechen ein gehöriges Plus an Sicherheit, denn eine Reifenpanne ist nicht nur auf der Autobahn oder nachts ein
Sicherheitsrisiko. Doch ist diese von den Herstellern kaum beworbene Reifentechnik tatsächlich so zuverlässig? Wie lange kann man mit durchstochenen
Laufflächen tatsächlich weiterfahren?
Die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) wollte es genau wissen und ist in einem Praxistest diesen Fragen nachgegangen – unter höchstmöglicher Belastung
im Alltagsbetrieb. Dazu wurde ein VW Passat Variant mit Continentals Sealed-Reifen der Größe 235/45 R 18 bestückt und anschließend präpariert. Beiden Reifen
der Vorderachse wurde ein Fremdkörper eingebracht, links eine 50 mm lange Montageschraube und rechts in Fahrtrichtung ein 40 mm langer Nagel. Danach wurde das
Fahrzeug weiterbewegt. Die GTÜ betont, man habe den Wagen dabei nicht geschont und zum Teil hunderte von Kilometern am Stück bewegt. Auch habe man Spitzengeschwindigkeiten
von 230 km/h erreicht.
Doch die Reifen zeigten sich unbeeindruckt. Auch hohe Kurvengeschwindigkeiten mit ausgeschaltetem ESP konnten nach den ersten 10.000 Kilometern keinen
Druckverlust bewirken. Mit der nun anstehenden Wintersaison hat die GTÜ den Test mit knapp 20.000 zurückgelegten Kilometern beendet. Noch immer war kein
Druckverlust feststellbar.
Derzeit gibt es solcherart Reifen laut GTÜ nur bei VW und Seat - und die sind offenbar auch überzeugt von deren Qualität, werden die entsprechenden Wagen
doch ohne das sonst obligatorische Pannenset ausgeliefert. Gänzlich unverwundbar sind aber auch Sealed-Reifen naturgemäß nicht: Wenn der Fremdkörper
zu dick ist - je nach Hersteller sechs bis acht Millimeter - oder wenn der Reifen jäh an die Bordsteinkante knallt, ist auch hier Schluss.