»Bulli 6.1« mit neuer Front, mehr Assistenz und Digitalcockpit
Facelift für den VW Multivan
Volkswagen überarbeitet den Multivan ein weiteres Mal. Die erfolgreiche Großraumlimousine fährt ab Herbst mit aufgefrischtem Frontdesign,
zusätzlichen Assistenten und neuem Armaturenbrett zu den betuchten Kunden. Doch nicht alle Wünsche gehen in Erfüllung.
Volkswagen
Bulli forever: Volkswagen hat den
Multivan noch einmal aktualisiert
Damit hat VW mutmaßlich nicht nur uns überrascht: Der Multivan macht sich noch einmal schick. Nach dem
Übergang vom
T5 zum T6 im Jahr 2015, der mehr großes Facelift denn Generationswechsel war, folgt nun noch ein klassisches Facelift, das VWN als T 6.1
anpreist. Wichtigstes Erkennungszeichen ist die neugestaltete Front.
Sie verfügt nun über einen weiter nach unten gezogenen Kühlergrill, wie das inzwischen Standard bei VW geworden ist. Im oberen Bereich ist er
mit dem Markenlogo und Chromleisten versehen, im unteren rein schwarz ausgeführt. Die Scheinwerfer sind etwas flacher ausgeführt und erhalten
eine modifizierte Tagfahrlicht-Signatur: Sie ist kleiner als bisher, aber homogen ausgeführt und wirkt so wesentlich stimmiger. Die Frontschürze
zeigt auch im unteren Bereich eine neue Formgebung mit einem außen nach jeweils oben und unten gezogenem schwarzen Einsatz, der auch die
Nebelleuchten aufnimmt. Diese dürften den Bildern nach zu urteilen auf LED-Technik umgestellt sein.
Die Seitenansicht bleibt uinverändert, sieht man einmal von dem nach vorne gewanderten Seitenblinker ab. Dieser ist nun in eine Dekorleiste
eingefügt, die bis zu den Scheinwerfern reicht - und den Schriftzug mit dem unoffiziellen Namen "Bulli" ganz offiziell trägt. Spiegelblinker
gibt es für den Multivan weiterhin nicht. Auch eine wünschenswerte stärkere Herausarbeitung der seitlichen Schweller sucht man vergeblich.
Am Heck fallen beschränkt sich die Schminke auf das Innenleben der Heckleuchten. Da, wo der Multivan bisher die gelungen gestaltete,
aber nur teilweise in LED ausgeführte Signatur mit dem "E" trug, kommt nun eine neue, etwas unruhig wirkende schräge Anmutung zum Einsatz.
Soweit erkennbar, wurde immerhin der Blinker auf LED umgestellt, nicht aber die Rückfahrleuchten.
Auf technischer Seite wichtigste Neuerung ist die Umstellung von einer hydraulischen auf eine elektromechanische Servolenkung. Sie ist Voraussetzung
für alle modernen Assistenzsysteme, die nun also auch im "Bus" Einzug halten. Dazu gehört der serienmäßige Seitenwindassistent: Er stabilisiert das
große Auto, sobald der seitliche Wind zum Sturm wird. Optional neu an Bord: Das Spurhaltesystem "Lane Assist"; das Parken vereinfacht fortan der "Park
Assist"; damit beim manuellen Rangieren alles klappt, ist optional nun ein Flankenschutz erhältlich; vor Unfällen beim Zurücksetzen schützt der
Ausparkassistent; das Manövrieren mit Anhänger vereinfacht der "Trailer Assist". Und auch eine Verkehrszeichenerkennung ist fortan verfügbar.
Weitere wichtige Neuerung ist die Umstellung auf die Infotainmentsysteme des MIB 3. Die neueste Generation des "Modularen Multimedia-Baukastens",
wie sie gerade erst für den Passat angekündigt wurde und demnächst im Golf VIII stecken wird, ist dank integrierter eSIM dauerhaft online.
Dies ermöglicht zahlreiche neue Dienste von Musik-Streaming bis hin zu wesentlich verbesserter Spracherkennung durch Verarbeitung in der Cloud.
Angeboten werden die Module mit 8 oder 9,2 Zoll großen Touchscreen in der bekannten Optik des MIB 2, also mit oder ohne praktische Drehregler.
Außerdem erhält der Multivan optional das digitale Cockpit, allerdings nur in der kleinen, von Polo & Co. bekannten 10,25-Zoll-Variante. Damit
man behaupten kann, Digitalinstrumente und Navi-Anlage würden zu einer digitalen "Display-Landschaft" verschmelzen, ist das Navi nun weiter links und
steiler montiert. Entsprechend passen zwischen beide Elemente keine Lüftungsdüsen mehr, was dem Ganzen eine unsymmetrische und unruhige Optik
verleiht. In der Folge wurden auch die Rändelräder für die Luftauslässe abgeschafft, die Klimabedieneinheit hinter den Schalt-/Wählhebel gelegt und
ein neues Lenkrad mit nunmehr nicht weniger als 18 Tasten integriert. Interessant: VW hat auch die Türverkleidung verändert inklusive der Positionierung
des Schaltereinsatzes.
Motorseitig bleibt es bei der Allzwecklösung Zweiliter-TDI. Das Leistungsspektrum reicht künftig von unglaublichen lahmen 90 bis angemessenen 199 PS,
womit VW der
gerade ebenfalls gelifteten Mercedes V-Klasse in der Spitze nicht Paroli bieten kann - für jene nicht ganz
seltenen, finanzstarken Einmal-Multivan-mit-alles-Käufer ist das eher keine frohe Kunde.
Während ein Benziner nicht angeboten wird, wird es eine E-Variante geben. Einen Elektro-Bulli?! Ja, aber nix Genaues weiß man nicht. Das Modell soll
in Kooperation mit dem bayerischen Tuner Abt angeboten werden, erklärte VW bei der Vorstellung des Facelifts am Donnerstag Abend in Wolfsburg, 112 PS schwach sein und
mit einer Akkukapazität von 77,6 kWh eine Reichweite von 400 km erreichen - letzteres gerechnet freilich nach der alten NEFZ-Norm. Zusammengenommen
klingt das mehr nach Unlust-Lösung fürs Marketing denn nach ernsthaftem Ansatz.
Im Rahmen einer ungewöhnlichen Kommunikationsstrategie hält VW mit weiteren Details noch hinter dem Berg. Nicht einmal ist klar, ob und ggf.
inwieweit auch die anderen T6-Modelle von Transporter über Caravelle bis hin zum California modernisiert werden. Für den California vermuten wir ein
Ja, im Übrigen eher ein Nein. Und nach inzwischen 16 Jahren T5/T6/T6.1 wird VWN absehbar auch nicht umhinkommen, mal eine ganz neue T-Baureihe
vorzustellen. Man hat den Eindruck, dass der 6.1 als öffentlicher Betatest für den T7 fungiert.
Preise liegen entsprechend auch noch nicht vor, dürften sich aber nur leicht nach oben bewegen. Wer auf alles verzichtet, kommt also mit 40 Tausendern
aus, das Gegenteil - Allrad-Diesel-DSG-Highline mit Vollausstattung - endet ungefähr da, wo die Zahlen sechsstellig werden.