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Freitag, 29. März 2024
Kameras und Sensoren gegen berauschte und unaufmerksame Fahrer

Volvo plant Fahrer-Überwachungssystem

Ab 2020 soll niemand mehr in einem Volvo bei einem Unfall getötet oder schwer verletzt werden. Dieses Ziel ist ebenso ehrenhaft wie ambitioniert. Daher hat Volvo heute angekündigt, künftige Modelle mit einem Überwachungssystem auszurüsten: Ist der Fahrer berauscht oder unaufmerksam, greift die Technik vorbeugend ein.
Volvo plant Fahrer-Überwachungssystem
Volvo
Künftige Volvos werden mit Kameras und
Sensoren Fehlverhalten des Fahrers erkennen
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Während alle nur noch von alternativen Antrieb und Schadstoffen reden, rückt Volvo das in den letzten Jahren völlig verloren gegange Thema Sicherheit wieder mehr in den Fokus. Wenn man die kürzlich angekündigte Begrezung der Höchstgeschwindigkeit auf 180 km/h auch kritisch mehr dem Marketing und Kosteneffizienz als der Sicherheit dienend einordnen mag, kündigte der Hersteller heute weitere Maßnahmen an.

Neben überhöhter Geschwindigkeit seien die Ablenkung des Fahrers sowie das Fahren unter Rauschmitteleinfluss die Hauptgründe für Unfälle, erklärt Volvo. Vor diesem Hintergrund wolle man diese Aspekte in der Sicherheitsarbeit künftig noch stärker berücksichtigen. Mit Kameras und anderen Sensoren im Fahrzeug soll menschlichem Fehlverhalten begegnet werden. Das System beobachtet den Zustand des Fahrers und greift notfalls ein, falls dieser nicht auf Warnsignale reagiert und Unfälle mit ernsthaften Folgen drohen. "Ein solcher Eingriff könnte eine Reduzierung der Geschwindigkeit, die Benachrichtigung der Volvo on Call Einsatzzentrale und im letzten Schritt sogar das Abbremsen und sichere Parken des Fahrzeugs umfassen", heißt es.

"Wenn es um Sicherheit geht, wollen wir lieber Unfälle vermeiden, statt ihre Folgen zu reduzieren", erklärt Henrik Green, Senior Vice President für Forschung und Entwicklung bei Volvo. "In diesem Fall überwachen Kameras das Verhalten, das zu schweren Verletzungen oder zum Tod führen kann." Beispiele für ein solches Fehlverhalten sind fehlende Lenkbewegungen über einen längeren Zeitraum, geschlossene Augen oder längere Zeit von der Straße abschweifende Blicke, das Fahren von Schlangenlinien sowie extrem lange Reaktionszeiten.

Die Einführung der Kameras startet den Angaben zufolge Anfang der 2020er-Jahre mit der nächsten Generation der SPA2-Plattform. Details zur genauen Anzahl der Kameras und deren Positionierung im Innenraum will Volvo zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben.

Bei dem System handelt es sich prinzipiell um eine Weiterentwicklung der heute verbreiteten Müdigkeitserkennung, die dem Fahrer lediglich eine Pause empfiehlt und unseren Beobachtungen nach oft nicht gut funktioniert: Einerseits gibt es Fehlalarme, andererseits werden wirkliche Müdigkeitsphasen nicht erkannt. Moderne Autos greifen auch heute bereits ein, wenn etwa bei aktiver Spurführung das Lenkrad über einen definierten Zeitraum nicht berührt oder bewegt wird. Die künftige Volvo-Lösung wird mit ihren Kameras darüber hinaus gehen. Man darf indes gespannt sein, wie der Autobauer in diesem Zusammenhang das Thema Datenschutz behandelt.
Care Key ermöglicht Geschwindigkeitsbegrenzung
Volvo hat heute auch den Care Key vorgestellt, mit dem Volvo-Eigner ab dem Modelljahr 2021 die Höchstgeschwindigkeit ihres Fahrzeugs individuell beschränken können, wenn sie etwa das Auto an eine andere Person geben. Ein ähnliches, aber umfangreicheres System bietet Ford mit dem "My Key" bereits seit längerem an. Dort lässt sich auch die Radiolautstärke begrenzen, der Gurtwarner aufdringlicher programmieren und das Deaktivieren von Assistenzfunktionen blockieren.
text  Hanno S. Ritter
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