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Samstag, 12. Oktober 2024
GDV-Studie untersucht 37 Autopaare

Versicherer: Stromer haben weniger, aber teurere Unfälle

In der Diskussion um die Kosten der E-Mobilität kommt die Versicherungswirtschaft mit einer neuen Untersuchung zu einem alarmierenden Befund. Allerdings gibt es auch eine gute Kehrseite.
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Die Reparaturkosten von Elektroautos sind im Vergleich mit denen konventionell betriebener Fahrzeuge viel höher. Laut einer Mitteilung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) unter Bezugnahme auf eine eigene Studie betragen die Mehrkosten "im Schnitt 30 bis 35 Prozent". Vergleichen wurden 37 Autopaare aus Verbrenner- und Elektromodell, sowohl direkte Pärchen wie etwa beim VW Golf VII als auch möglichst ähnliche Fahrzeuge.

Die im Vergleich zu Verbrennern deutlich höheren Reparaturkosten bei Elektroautos sind laut Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik, auf vier Hauptgründe zurückzuführen. Er nennt zunächst die hohen Kosten durch beschädigte Antriebsbatterien bei verbesserungswürdigen Tauschkriterien, Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten. Zudem führe Unsicherheit beim Umgang mit beschädigten Elektroautos zu hohen Kosten, etwa weil sie sehr lang in Quarantäne gelagert oder durch Vorsichtsmaßnahmen in Tauchbäder in Löschcontainern zu Totalschäden werden. Außerdem bemängelt Lauterwasser lange Standzeiten sowie hohe Stundenverrechnungssätze in Werkstätten für Arbeiten an E-Autos.

"Wir haben mehr als 125 Jahre Erfahrungen mit Verbrennern, aber nur rund zehn Jahre mit modernen Elektrofahrzeugen. Mit Blick auf Werkstätten, Abschleppunternehmen, Feuerwehren und Gutachtern fehlen deshalb noch Erfahrung und bewährte Verfahren im Umgang mit schwer beschädigten Elektroautos. Angesichts des zu erwartenden Wachstums besteht deshalb deutlicher Handlungsbedarf", sagt Lauterwasser.

Die GDV-Studie hat aber auch positive Aspekte für Elektroautos ergeben. In der Kfz-Haftpflichtversicherung - also bei Unfällen, bei denen mit einem Auto andere geschädigt werden - verursachen Elektroautos im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent weniger Unfälle als vergleichbare Verbrenner. Noch deutlicher ist der Vorteil der Elektroautos in der Vollkaskoversicherung, also den Schäden am eigenen Auto. Hier entstehen bei den Stromern im Schnitt sogar rund 20 Prozent weniger Schäden“, so Asmussen. Beide Faktoren - teurere, aber weniger Schäden bei Elektroautos - werden bei der Berechnung der individuellen Typklassen des jeweiligen Modells berücksichtigt.

Ob diese Entwicklung anhält, steht indes auf einem anderen Blatt, schon weil sich die Eignerstruktur über die Zeit deutlich verändern wird. Und andere Trends wie die kostengünstigere Fertigung großer Chassisteile von Pkw aus einem Stück, wie sie Tesla bereits verwendet und andernorts geplant ist, wird die Reparaturkosten weiter erhöhen.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
GDV
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