100 Millionen Euro Investition auf dem einstigen WAA-Gelände
BMW baut Batterie-Testzentrum in Wackersdorf
Einst sollte es im weiteren Sinne die Elektrozukunft Deutschlands sichern, heute sichert es die
elektrische Zukunft
von BMW: Auf dem Gelände der einstmals geplanten nuklearen Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf testet BMW künftig
Batteriezellen.
BMW
E-Zukunft einst und heute: In den 1980er-Jahren krass umkämpftes Atom-Areal, investiert
heute BMW im Wackersdorfer "Innovationspark" 100 Millionen Euro für ein Akku-Testzentrum
Die Älteren werden sich an den "WAAhnsinn" erinnern: Es war ein jahrelanger Kampf in Wackersdorf in um die geplante
atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) den 1980er-Jahren, bei dem es einige Tote, viele Verletzte, Tausende
von Strafanzeigen und Verurteilungen gab - und viele Milliarden Euro in den Boden der Oberpfalz versenkt wurden.
Als das Projekt 1989 nicht zuletzt wegen der anhaltenden Proteste recht abrupt beendet wurde, sicherte sich BMW kurz darauf
ein 50 Hektar großes Areal. Später wurde aus dem gesamten Gelände der bereits gebauten Anlagen ein "Industriepark" um, der
heute Innovationspark heißt. BMW ist noch immer dabei, und will den Standort künftig sogar mit einem vierten Standbein -
neben der Auslandsversorgung für die Überseewerke, der Cockpitfertigung und ab 2024 der Türenfertigung für Rolls-Royce-Modelle
- ausbauen.
Das Unternehmen hat letzte Woche bekannt gegeben, in Wackersdorf ein neues Batterie-Testzentrum zu realisieren.
Dafür will der Autobauer bis 2026 insgesamt 100 Millionen Euro investieren.
Die ersten Teilumfänge von Entwicklungsumfängen für Hochvoltbatterien sollen bereits Mitte 2024 in den
Regelbetrieb gehen. Ab dann werden auf einer Fläche von mehr als 8.000 Quadratmetern die Hochvoltbatterien
und weitere Elektro-Antriebskomponenten für zukünftige BMW-, Mini- und Rolls-Royce-Modelle bereits in einer
sehr frühen Entwicklungsphase auf Herz und Nieren getestet. Zunächst wird das parallele Testen mehrerer
hundert Batteriezellen möglich sein. Nach Abschluss des Hochlaufs soll die Testkapazität mehrere tausend
Batteriezellen betragen.
Das Geld fließt vor allem in eine komplexe Prüfstandtechnik und in die für deren Betrieb notwendige
Ertüchtigung der bestehenden Gebäudeinfrastruktur. Dafür wird derzeit die Halle 80 auf dem Werksgelände
umgebaut – ein gegen Flugzeugabstürze und Erdbeben gesichertes Gebäude, das einst als
Brennelement-Eingangslager vorgesehen war. "Nun wird das traditionsreiche Gebäude zum Symbol für die
elektrische Zukunft unseres Werks", sagt Standortleiter Christoph Peters.
In der finalen Ausbaustufe ab 2025 wird das Testzentrum auch dazu dienen, die E-Autos vor deren Serienstart
abzusichern und die geforderte Qualität zu gewährleisten. Dazu werden die Speicher beispielsweise
Vibrations- und Schocktests unterzogen. Zum Einsatz werden sogenannte "Shaker" kommen – von diesen
hochkomplexen Prüfanlagen gibt es derzeit laut BMW nur wenige in Europa. Zudem können in Dauertests aufwändige
Fahrprofile simuliert werden inklusive der entsprechenden Be- und Entladezyklen, die für die Zulassung
nötig sind. Das Angebot solcher Prüfungen ist auf dem freien Markt derzeit sehr begrenzt, weshalb sich
BMW in Wackersdorf eigene Kapazitäten schafft.