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otto-wiesheu.de |
Wiesheu |
Vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Spritpreise in Deutschland im Vergleich zu den Nachbarländern will Bayern das
Tanken in den deutschen Grenzregionen billiger machen. In einer neuen Initiative, die in dieser Woche im Bundesrat
behandelt wird, fordert das Land den Bund auf, bei der EU ein schnell umsetzbares Konzept zur Lösung des Problems
einzubringen. Auslöser sind aktuelle Pläne der EU, die Energiesteuerrichtlinie zu ändern.
Der Tanktourismus sei volkswirtschaftlich unsinnig, schädlich fürs Steueraufkommen und gerade für die mittelständischen
Tankstellenbetreiber im Grenzraum existenzgefährdend, sagte Bayerns Wirtschaftsminister Dr. Otto Wiesheu am Sonntag. "Das
Fass ist voll", so der Minister typisch bayerisch. "Die Bundesregierung darf nicht weiter die Angelegenheit mit
verbundenen Augen betrachten. Sie muss in Brüssel initiativ werden und Lösungen finden, die die Zapfhähne in allen deutschen
Grenzregionen wieder sprudeln lassen."
Zur Eindämmung des Tanktourismus sollen Privatpersonen für ihre in den Grenzregionen angemeldeten Fahrzeuge einen Nachlass
auf die Mineralölsteuer bekommen, der nach Entfernung zur Grenze gestaffelt ist. Vorbild ist ein ähnliches Modell in Italien.
Laut Wiesheu würde auch in Bayern und anderen betroffenen Regionen Deutschlands eine solche Regelung umweltschädigende
Tankfahrten in das Nachbarland überflüssig machen, Arbeitsplätze und Existenzen in den Grenzregionen sichern und unterm
Strich die Haushaltskasse des Bundes "um mindestens eine Milliarde Euro" füllen. Es sei "grob fahrlässig", so Wiesheu,
wenn Rot-Grün hier aus Bequemlichkeit oder Sturheit nichts unternähme.
Tanken mit Dieselkraftstoff ist derzeit in allen Nachbarländern billiger als in Deutschland. Auch beim Benzin sind
lediglich die Niederlande geringfügig teurer. Die Tankstellenbetreiber im Grenzland klagen den bayerischen Angaben zufolge
aufgrund des Mineralölsteuergefälles deshalb über Absatzeinbrüche von bis zu 80 Prozent. Die Bundesregierunge schätze die
Absatzverluste an den deutschen Tankstellen auf mehr als drei Prozent des gesamten Kraftstoffabsatzes. Dadurch entstünden
nach Ansicht von Experten Steuerausfälle von weit über einer Milliarde Euro pro Jahr. Allein in Österreich hätten die
Steuermehreinnahmen durch den Tanktourismus im letzten Jahr über eine halbe Milliarde Euro betragen.