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Mittwoch, 24. April 2024
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Großes Crossover-Modell mit Platz für sechs Personen kommt 2006 nach Europa

Vorstellung: Das ist die neue Mercedes R-Klasse

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Mercedes R-Klasse
DaimlerChrysler
1954 feierte der legendäre Mercedes SL-Flügeltürer in New York Premiere. 51 Jahre später hat sich der Stuttgarter Autobauer am heutigen Mittwoch (23. März) die US-Metropole erneut für eine wichtige Premiere ausgesucht - nach M- und B-Klasse bereits die dritte in diesem noch recht jungen Jahr. Dass die neue R-Klasse in New York präsentiert wird, hat aber auch und insbesondere damit zu tun, dass das neue Auto speziell für den amerikanischen Markt entworfen wurde.

"Inspired and built in America", haben sich die PR-Texter dazu einfallen lassen, und das klingt in der Tat besser als der schon sprachlich zweifelhafte Zweitname der R-Klasse - "Grand Sports Tourer". Die neue Baureihe einzuordnen, fällt nicht so ganz leicht, denn es handelt sich um ein Auto, dass jedenfalls für europäische Maßstäbe kein Vorbild hat. Mercedes selbst sieht das Konzept als eine Kombination der Vorteile bekannter Fahrzeugkategorien wie Limousine, Kombi, Van und SUV.

Konkret bedeutet dies zunächst einmal viel Komfort und viel Platz. Die R-Klasse misst sagenhafte 5,16 Meter in der Länge - nur einen Fingerbreit weniger als eine S-Klasse, wohlgemerkt in Langversion. Die weiteren Daten: Breite gut 1,92 Meter, Höhe knapp 1,66 Meter, Radstand knapp 3,22 Meter. Das Leergewicht liegt je nach Motorisierung zwischen 2.205 und 2.270 Kilo. Der Wendekreis beträgt satte 12,4 Meter.

Im Innenraum bietet das neue Modell nochmals deutlich großzügigere Platzverhältnisse als eine bestimmt nicht enge S-Klasse: Konzeptbedingt stehen rund 64 Prozent der Karosserielänge für die Passagiere zur Verfügung - ein Raumverhältnis, das Stufenheck-Limousinen nicht bieten.

Insgesamt können sechs Passagiere Platz nehmen - jeweils auf Einzelsitzen in drei Reihen, wobei die in der mittleren Reihe zusätzlich Armlehnen bieten. Eng wird es dabei keineswegs: So beträgt etwa der Sitzplatzabstand zwischen der ersten und zweiten Sitzreihe 92 bis 99 Zentimeter; zwischen der zweiten und dritten Reihe stehen nochmals 84 bis 92 Zentimeter zur Verfügung. Die Spanne ergibt sich durch die Möglichkeit, die Sitze der mittleren Reihe individuell in Längsrichtung zu verschieben.

Auch im Hinblick auf die Maße für Kopffreiheit (hinten: bis knapp 1,03 Meter) und Schulterraum (1,53 Meter vorne und gut 1,51 Meter hinten) wird die R- zur echten Raum-Klasse. Eine auf Wunsch lieferbare Mittelkonsole zwischen den Einzelsitzen im Fond enthält zusätzliche Staufächer und ermöglicht das sichere Abstellen von Trinkbechern oder -flaschen in groß dimensionierten Cupholdern. Gegen Aufpreis gibt es natürlich auch einen separaten DVD-/CD-Spieler mit Bildschirmen und Kopfhöreranschlüssen in den Rückseiten der vorderen Kopfstützen.

Viel Platz bietet auch im Kofferraum. Wer die vier Sitze umklappt, erhält eine völlig ebene und über 2,20 Meter lange Ladefläche und ein Volumen von bis zu 2.057 Litern - da kommt selbst das große T-Modell der E-Klasse nicht nach. Die Quadratur des Kreises allerdings haben auch die Mercedes-Ingenieure nicht geschafft: Wer zu sechst reist, hat nur noch 212 Liter Kofferraum zur Verfügung. Die Zuladung dagegen beträgt je nach Modell zwischen 625 und 655 Kilogramm - satt ausreichend. Die Heckklappe öffnet und schließt optional per Fernbedienung.

Ebenfalls gegen Aufpreis liefert Mercedes bei der R-Klasse ein Panorama-Schiebedach, dessen große Glasflächen sich fast über den gesamten Dachbereich erstrecken, alternativ auch ein konventionelles Schiebe-/Hebedach, ferner die crashaktiven Kopfstützen, BiXenon-Scheinwerfer mit Kurven- und Abbiegelicht, das vorausschauende Sicherheitssystem PRE-SAFE sowie die Luftfederung AIRMATIC mit automatischer Höhenabsenkung ab 120 km/h und adaptivem Dämpfungssystem, wobei die Hinterachse ab Werk luftgefedert und damit niveaureguliert ist.

Serienmäßig sind in allen Versionen sechs Airbags, Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer auf allen Sitzplätzen, Klimaautomatik und die Siebengang-Automatik mit dem aus der M-Klasse bekannten Mini-Wählhebel am Lenkrad. Die Klimaautomatik gibt es, wiederum gegen Aufpreis, auch in einer Komfort-Variante und zusätzlich auf Wunsch mit einer zweiten Kühlanlage für die dritte Sitzreihe.

Ausstattungslinien wie "Elegance" oder "Avantgarde" gibt es bei der R-Klasse nicht: Mercedes scheint diese sowieso nicht imagegerechten Namen mehr und mehr abzuschaffen. An ihre Stelle treten, wiederum analog zur M-Klasse, diverse Optik- und Ausstattungspakete.

Apropos M-Klasse: M und R sind weitestgehend verwandt, und zwar nicht nur in Bezug auf den amerikanischen Produktionsort, sondern auch im Hinblick auf Ausstattung, Motorisierung und den in beiden Fällen serienmäßigen Allradantrieb, der bei der R-Klasse allerdings nicht mit echten Offroad-Zutaten zu haben ist, die die meisten Kunden sowieso kaum je benötigen. Analog zur M-Klasse präsentiert sich auch die Motorenpalette, bestehend zunächst aus den beiden Benziner R 350 und R 500, die 272 (V6) bzw. 306 PS (V8) leisten, sowie dem R 320 CDI mit 224 PS und (in Deutschland und anderen europäischen Ländern) serienmäßigem Rußfilter. Einen R280 CDI wird es zunächst nicht geben.

Das V8-Topmodell wird vorläufigen Angaben zufolge seine fast 2,3 Tonnen Leergewicht in 6,9 Sekunden auf Tempo 100 und maximal bis auf 240 km/h beschleunigen. Den Durchschnittsverbrauch beziffert Mercedes auf 12,9 Liter. Nur 8,9 Liter im Mittel soll der Diesel verbrauchen, was verwundert, da dieser Wert unter jenem des entsprechenden M 320 CDI liegt. Und in der Tat kommt die R-Klasse mit 80 Litern Tankinhalt aus, während der kleinere Bruder 90 Liter bietet.

Markteinführung ist in den USA und in Kanada im Herbst 2005, wo dann rund 60 Prozent aller produzierten Modelle verkauft werden sollen; europäische Kunden müssen bis Anfang 2006 warten. Das neue Konzept, so Mercedes-Entwicklungsvorstand Dr. Thomas Weber, entspreche "dem Wunsch moderner Menschen nach einem vielseitigen und zugleich fahraktiven Automobil".

Wie teuer man sich die Erfüllung dieses Wunsches erkaufen muss, steht naturgemäß noch nicht fest. Die Preise dürften sich aber natürlich oberhalb des Niveaus von E- und M-Klasse und unter denen der S-Klasse bewegen. Kurzum: Für einen ordentlich ausgestatteten R bekommt man drei durchschnittlich ausgestattete B-Klassen, die ja bekanntlich auch auf den Namen "Sports Tourer" hören.

Für all jene, die die Mercedes-Modellpolitik der letzten zehn Jahre mit eher gemischten Gefühlen betrachten, noch eine gute Nachricht zum Schluss: Weitere komplett neue Baureihen wird es in absehbarer Zeit nicht geben - auch wenn das Alphabet noch einige Buchstaben frei hat.
text  Hanno S. Ritter
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