Opel zeigt den neuen Astra. Die inzwischen elfte und erstmals nicht mehr in Deutschland gebaute Generation der
Kadett-/Astra-Baureihe will mit frischem Design, modernen Motoren, mehr Vernetzung und neuen Optionen frischen
Wind in die Klasse bringen, mindestens. Erste Details und Bilder.
Opel
Der mit dem Golf tanzt:
Das ist der neue Opel Astra K
Es ist inzwischen schon fast Normalität geworden, dass nicht die Hersteller ihre neuen Autos zu einem von ihnen
gewünschten Zeitpunkt vorstellen, sondern echte Fotos von Online-Medien "geleakt" werden, vorab veröffentlicht.
Die Mechanismen dahinter sind vielfältig und dieser Redaktion auch nicht immer nachvollziehbar. Jedenfalls musste
auch Opel heute die Fotos seines großen Hoffnungsträgers im Web entdecken, bevor man sie selbst an die Redaktionen
verschicken konnte. Stunden hat es gedauert, bis die PR-Strategen in Rüsselsheim dieses dann am Nachmittag doch
noch erledigten.
Anders als beim Corsa-Facelift konnten die Ingenieure beim Astra mit dem sprichwörtlichen weißen Blatt Papier
anfangen. Im Hinblick auf die schlechte Gewichtsbilanz und die eingeschränkte Raumökonomie beim Vorgänger
war dies auch nötig. Eine neue Plattform namens D2XX-Plattform stellt die Basis, das Gewicht des Autos
soll modellabhängig um 120 bis 200 Kilogramm gesunken sein, stellt Opel in Aussicht. Den Hauptanteil davon
steuern die Rohkarosserie, das Chassis und die Achsen bei.
Gleichzeitig vollzieht der Astra zwar nicht gerade die Quadratur des Kreises, wie der Pressetext glauben machen will,
wohl aber eine positive Trendwende: Außen kleiner, innen größer. Mit einer Gesamtlänge von 4,37 Metern ist die
Neuauflage einerseits knapp fünf Zentimeter kürzer als bisher, aber noch immer derer zwölf länger als der Golf
als Klassenprimus. Der Radstand sinkt um gut zwei Zentimeter, die Höhe nimmt um 2,6 Zentimeter auf knapp 1,46 Meter ab,
und die Breite ist noch nicht bekannt.
Konsequent ist das Motorenangebot des Astra: Zum Einsatz kommen ausschließlich Triebwerke aus den neuen Generationen.
Basismotor ist der 1,4 ECOTEC mit 100 PS, gefolgt vom neuen Dreizylinder, der aus 1,0 Litern Hubraum 105 PS entwickelt.
Aus der gleichen Baureihe stammt der 1,4-Turbo-Vierzylinder mit 145 PS. Der neue 1,6-Liter-Diesel, den die Opel-Kommunikation
als "Flüsterdiesel" lanciert hat und nun behauptet, die Presse feiere ihn als Flüsterdiesel, steht in diversen
Leistungsstufen ab 95 PS parat. Genaue Fahrleistungs- und Verbrauchswerte liegen noch nicht vor, ebenso Angaben zu
stärkeren Motoren und Getrieben.
In Sachen Ausstattung war der Astra zuletzt deutlich ins Hintertreffen geraten, auch weil Opel sich eine echte
Modellpflege gespart hatte. Nun aber legen die Rüsselsheimer deutlich nach. Wichtigste Neuheit ist möglicherweise
Opel OnStar, jener Online- und Service-Assistent, der u.a. einen automatischen Notruf, einen W-LAN-Hotspot, einen
Diebstahl-Notfallservice und einen Fahrzeug-Fernzugriff per Smartphone-App bietet. Dazu feiert die nächste Generation
des IntelliLink-Systems Premiere. Sie holt Smartphones via Android Auto und Apple CarPlay nun schneller
und umfassender ins Auto.
Dazu liefert Opel den Astra nicht mehr mit Xenon-Licht, sondern setzt optional auf rein elektronisch gesteuerte
Voll-LED-Scheinwerfer mit Matrix-Funktion für ein blendfreies Dauer-Fernlicht. Neu im Optionsprogramm sind
außerdem Sitzheizung hinten, belüftete Vordersitze, Totwinkel-Warnung, Geschwindigkeitsbegrenzer und eine verbesserte
Verkehrsschilderkennung. Der Spurassistent wird um den aktiven Lenkeingriff, der Frontkollionswarner um die
automatische Notbremsung bis 60 km/h und der Parkassistent um die halbautomatische Parkfunktion erweitert.
Der Astra K ist der fünfte Astra und gleichzeitig die elfte Kompakt-Generation von Opel seit dem Ersten Weltkrieg.
Der erste Kadeett erschien 1936 und wird als Kadett I bezeichnet, die Folgenererationen tragen anstelle von römischen
Ziffern Buchstaben, wobei das I wegen der Verwechslungsgefahr ausgelassen wurde. Einen Überblick gibt es bei Wikipedia
und
in unserer Fotostrecke von 2008 anlässlich des bevorstehden Starts des jetzt
auslaufenden Astra J. Der neue Astra ist auch der erste, der nicht mehr in Deutschland gebaut wird: Alle
Modelle laufen aus Kostengründen im britischen Ellesmere Port und im polnischen Gliwice vom Band.
Der erste Eindruck über den neuen Astra ist überwiegend gut: Das Auto sieht frischer aus, wird kleiner und leichter
bei mehr Innenraum, bietet mehr Optionen und moderneren Antrieb, wobei Details abzuwarten bleiben. Die Preise werden
trotz des Fortschritts auf dem aktuellen Niveau verharren und bei etwa 17.000 Euro - rund 1.500 Euro unter dem Golf -
beginnen. Dass der ewige Rüsselsheimer Verfolger den Wolfsburger Klassenprimus dieses Mal vom Thron stoßen wird, ist
dennoch aus vielerlei Gründen nicht anzunehmen; dass aber vor allem Focus, 308, i30/Cee'd und Mégane sich werden
wärmer anziehen müssen, ist absehbar.