Höchst seriennahe Studie auf dem Genfer Autosalon
Cupra Formentor: Endlich auf eigenen Rädern stehen
Ob es eine gute Idee war, Cupra zur eigenständigen Marke zu machen, halten wir nach wie vor für fraglich. Zum ersten Geburtstag
melden sich die Spanier nun aber mit einem neuen Auto, das manchen das Wasser im Mund zusammen laufen lassen dürfte: Was noch
als Studie deklariert ist, ist tatsächlich absolut serienreif.
Seat
Mit dem Formentor bringt
Cupra das erste eigenständige Modell
Formentor heißt die neue Kreation von Cupra, der inzwischen eigenständig auftretenden ehemaligen Sport-Abteilung von Seat.
Der Cupra Formentor vereine "alle Vorzüge eines Sportwagens mit dem Komfort eines vielseitig einsetzbaren SUV", erklären die
Spanier, sozusagen eine besondere Ausprägung dessen, was man gemeinhin als "Crossover" bezeichnet.
Das Ergebnis darf man sich als Ateca vorstellen, der so aussieht, als hätten die Designer freie Hand gehabt und keine
Zwänge, was den Massengeschmack angeht. Der Formentor ist entsprechend auffällig gezeichnet, sowohl an der etwas zerklüfteten
Front als auch seitlich, wo speziell über den hinteren Radhäusern die markentypische Sicke - die ausgerechnet der Ateca nicht
tragen darf, weil er sich die Türen mit dem Skoda Karoq teilt - in besonders prominenter Ausführung ins Blech gedengelt wurde.
Das Heck zeigt scharfe Linien, einen überdimensionalen Dachkantenspoiler und schicke Rückleuchten mit durchgehendem Leuchtband.
Vier Endrohre sind natürlich auch vorhanden. Zusammen mit großen Rädern, einer mattblauen Lackierung und dem durchgehenden Verzicht
auf Chromakzente dürfte der Wagen durchaus auf Zuspruch stoßen.
Im Interieur zeigt sich das Auto bodenständiger, kann die Herkunft nicht verleugnen - was nicht unbedingt ein Nachteil ist.
Auffällig sind lediglich der Mini-Wählhebel mit Drive-by-wire-Funktion, wie er mit dem Golf VIII sowieso demnächst in der
VW-Großserie eingeführt wird, der mit zehn Zoll besonders große Zentralmonitor und die direkt darunter befindliche, offenbar
ebenfalls berührungssensitiv ausgelegte Leiste, die als Ersatz für die Klimabedieneinheit fungiert.
Für Vortrieb sorgt ein Plug-in-Hybrid-System mit einer Systemleistung von 245 PS und einer reine E-Reichweite von 50 Kilometern (WLTP),
mithin wohl ungefähr das, was man aus dem VW Passat GTE kennt und demnächst auch im Skoda Superb wird bestellen können. Für Cupra-Verhältnisse
wirkt das ein bisschen schlapp, und so vermuten wir, dass diese Konfiguration nicht die einzige sein wird, wenn das Auto auf den Markt kommt -
der Zweiliter-TSI aus dem Cupra Ateca wäre auch hier eine Option. Gut möglich, dass sich Cupra künftig auch nicht nur durch Kraft und
Sportlichkeit, sondern nach DS-Vorbild durch Extravaganz auszuzeichnen gedenkt.
Zu einer Serieneinführung schweigt sich Seat zwar noch aus und bezeichnet den Formentor als "Concept Car", doch das ist reine Vernebelungstaktik.
Die Spanier haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, das Auto wie üblich zu verfremden, um Extra-Hingucker zu erhaschen: Selbst Details wie
Außenspiegel, Türgriffe oder Scheibenwischer sind in fertigem Zustand zu sehen.
Noch in diesem Jahr dürfte es losgehen. Cupras Ziel einer Verdoppelung der Stückzahlen in den nächsten drei bis fünf Jahren
dürfte dann eher schneller zu schaffen sein. Zum ersten Geburtstag teilt Cupra unterdessen mit, man habe die Verkaufszahlen
2018 gegenüber dem Vorjahr (ohne Eigenständigkeit) um 40 Prozent auf 14.400 Einheiten gesteigert.