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Samstag, 5. Oktober 2024
Höhergelegter 480-PS-Sportwagen im Rallye-Look für 220.000 Euro

Porsche 911 Dakar: Wilder Wüsten-Wagen

Braucht es einen Elfer, mit dem man höhergelegt mit 170 Sachen durch die Wüste brausen kann? Nö. Porsche baut ihn in Gestalt des 911 Dakar trotzdem, als auffälliges 480-PS-Spielzeug für eine limitierte Zahl an Kunden, die damals den "richtigen" Job gewählt haben.
Porsche
Höhergelegt mit 170 Sachen durch die Wüsten brausen:
Porsche legt einen limitierten 911 Dakar auf
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Durch die Gazetten geistert er schon länger, jetzt hat ih Porsche offiziell vorgestellt: Mit dem 911 Dakar kommt ein weiteres Derivat zur ikonischen Sportwagen-Baureihe hinzu. Das Modell soll zeigen, dass es für das Konzept Elfer kaum Grenzen gibt. Und es soll erinnern an den ersten Gesamtsieg von Porsche bei der Rallye Paris-Dakar 1984 – gleichzeitig die Geburtsstunde des Allradantriebs im Porsche 911. Daher wird der neue 911 Dakar optional mit einem "Rallye Design Paket" angeboten, das an das damalige Siegerauto erinnert.

Augenfälligstes Merkmal des 911 Dakar ist seine Bodenfreiheit: Sie liegt 50 Millimeter höher als bei einem 911 Carrera mit Sportfahrwerk. Darüber hinaus kann das serienmäßige Liftsystem den Vorder- und Hinterwagen um weitere 30 Millimeter anheben. Damit erreichen Bodenfreiheit und Rampenwinkel das Niveau klassischer SUV. Das Liftsystem dient nicht nur zum langsamen Überqueren von Hindernissen, sondern ist integraler Bestandteil des neu abgestimmten Fahrwerks. Die Einstellung "Hochniveau" ist bis zu einem Tempo von 170 km/h verfügbar - "für ambitionierte Offroadfahrten", wie die Stuttgarter sich ausdrücken. Wird diese Geschwindigkeit überschritten, senkt sich der Wagen automatisch wieder auf Normalniveau ab.

Zum Offroad-Auftritt passen die speziell entwickelten All-Terrain-Reifen von Pirelli mit grobem Profil von neun Millimetern, verstärkten Seitenwänden und Laufflächen aus zwei Karkassen-Lagen. Vorn kommt die Dimension 245/45 ZR 19 zum Einsatz, hinten montiert Porsche gar 20-Zoll-Walzen in 295/40.

Für Vortrieb sorgt der bekannte Dreiliter-Boxer mit 480 PS und einem maximalen Drehmoment von 570 Newtonmetern. Aus dem Stand beschleunigt er den wüsten Wagen, äh den Wüsten-Wagen binnen 3,4 Sekunden auf 100 km/h - natürlich auf Asphalt. Die Höchstgeschwindigkeit ist aufgrund der All-Terrain-Reifen auf 240 km/h begrenzt. Standardmäßig ist der Motor an ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe und natürlich an Allradantrieb gekoppelt. Zusätzlich zählen die Hinterachslenkung, die Motorlager aus dem 911 GT3 und die Wankstabilisierung PDCC zum Serienumfang.

"Das Zusammenspiel aller Komponenten versetzt den 911 Dakar in die Lage, auf Sand und Schotter ebenso dynamisch unterwegs zu sein wie auf der Nordschleife", erklärt Porsche dazu. Der maximalen Performance im Gelände dienen auch zwei neue Fahrmodi, die mit dem Drehschalter am Lenkrad ausgewählt werden können. Der Modus Rallye ist für losen, unebenen Untergrund geeignet, mit besonders hecklastig ausgelegtem Allradantrieb. Im Modus Offroad wird automatisch das Hochniveau aktiviert, der Fokus liegt auf maximaler Traktion im schweren Gelände und im Sand. In beiden Fahrmodi ist auch die Rallye Launch Control zuschaltbar, die bis u 20 Prozent Radschlupf zulässt.

Abgesehen von der Höherlegung gibt sich der Dakar-Elfer an einem feststehenden Heckspoiler aus CFK sowie der aus dem 911 GT3 übernommene CFK-Fronthaube mit markanten Abluftöffnungen zu erkennen. Außerdem gibt es serienmäßig offroad-typische Details wie die roten, aus Aluminium geschmiedeten Berge-Ösen vorn und hinten, die Verbreiterungen von Radhäusern und Schwellern sowie die aus Edelstahl gefertigten Schutzelementen an Bug, Heck und Schwellern. Außerdem sind die seitlichen Lufteinlässe an der neu gestalteten Front mit Edelstahlgittern vor Steinschlag geschützt.

Das Dach des trägt hinten sichtbar einen 12-Volt-Stromanschluss für die Scheinwerfer des optionalen Dachkorbs. Wer tatsächlich einen wilden Wüsten-Ritt unternehmen will, kann dort das rallye-typische Zubehör wie Benzin- und Wasserkanister, Klappspaten und Berge-Boards aufnehmen, maximal 42 Kilogramm schwer. Auch ein Dachzelt ist verfügbar.

Im Interieur unterstreicht der 911 Dakar seinen sportlichen Anspruch mit serienmäßigen Vollschalensitzen und dem Entfall der Rücksitze. Leichtbauverglasung und eine Leichtbaubatterie senken das Gewicht weiter, so dass der Dakar mit 1.605 Kilogramm letztlich ungefähr so viel wiegt wie ein 911 Carrera 4 GTS mit PDK. Klares Erkennungsmerkmal ist die serienmäßige Racetex-Ausstattung mit Ziernähten in der Farbe Shadegreen, die exklusiv für den 911 Dakar auch als Metallic-Außenlackierung angeboten wird. Optional ist das "Rallye Sport Paket" mit Überrollbügel, Sechspunkt-Gurten und Feuerlöscher verfügbar.

Kern des erwähnten optionalen "Rallye Design Pakets" ist eine Zweifarblackierung in Weiß/Enzianblaumetallic. Hier setzt Porsche erstmals die Kombination aus Bi-Color-Lackierung und Dekorfolierung in Serie um. Auf der Fahrzeugflanke kann eine individuelle Startnummer aufgeklebt weden. Neben den Rallyestreifen in Rot und Gold umfasst das Paket auch den Schriftzug "Roughroads" - ein geschützter Markenname - auf den Türen. Die weiß lackierten Felgen und das im Gegensatz zum Serienfahrzeug rote Heckleuchtenband runden den eigenständigen Auftritt ab. Im Interieur finden sich erweiterte Race-Tex- und Lederumfänge sowie Sicherheitsgurte und Akzente in "Sharkblue".

Der Dakar-Porsche ist ab sofort bestellbar, naturgemäß aber nur für jene, die damals den "richtigen" Job gewählt haben: Bei exakt 222.020 Euro geht es los, entsprechend etwa 63.000 Euro oder einen Basis-718 Aufpreis zum Carrera 4 GTS. Das Design-Paket schlägt mit weiteren gut 26.000 Euro zu Buche. Dafür bekäme man auch einen Cayenne und zusätzlich einen Elfer. Oder ein feines Trio aus Taycan, Macan und 718. Oder einen Unimog, der jedem 911 Dakar auf und davon fährt - in der Wüste. Diese Gedanken müssen bzw. dürfen sich aber nur 2.500 Menschen machen, denn öfter wird Porsche das Auto nicht bauen.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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