In den jüngsten Werbeanzeigen von Volkswagen wurde es zwar erwähnt, aber nicht
wirklich "beworben" im Sinne einer Herausstellung:
Ab sofort gehört das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) zum serienmäßigen Lieferumfang beim Golf.
Ausgenommen hiervon sind nur die "4motion"-Modelle (ESP ist noch nicht
kompatibel mit dem VW-Allradantrieb) und das Golf Cabriolet, das technisch noch auf
dem Golf III basiert - hier wäre eine entsprechende Anpassung technisch zu aufwendig
und damit vor dem Hintergrund der vergleichsweise geringen Produktionszahlen nicht
wirtschaftlich darstellbar gewesen.
ESP ist ein elektronisch gesteuertes, technisch sehr ausgeklügeltes Regelsystem,
das - vereinfacht ausgedrückt - die Funktionsweise des Antiblockiersystems umkehrt:
Kommt das Fahrzeug, beispielsweise auf rutschigem Untergrund oder in einer zu schnell
gefahrenen Kurve in einen kritischen Zustand, greift die Elektronik ins Motormanagement und
notfalls auch ins Bremssystem ein: Durch Gaswegnahme und/oder gezieltes Abbremsen eines
einzelnen Rades wird die Situation entschärft und das Auto stabilisiert. Die meisten
ESP-Systeme signalisieren einen solchen Eingriff dem Fahrer auch visuell durch Aufleuchten
einer Kontroll-Lampe, so dass dieser entsprechend (vor den Straßenverhältnissen bzw. seiner
Fahrweise) gewarnt wird.
ESP ist - ebenso wie ABS und ähnliche Systeme - selbstverständlich nicht in der Lage, die
Grenzen der Fahrphysik aufzuheben. Dennoch bietet es demjenigen, der die Existenz von ESP
in seinem Wagen nicht mit einer generell riskanteren Fahrweise kompensiert, einen erheblichen
Fortschritt in der aktiven Sicherheit, ähnlich wie das ABS bei seiner Einfürung um 1980.
ESP wurde erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als Mercedes-Benz nach dem
"Elchtest"-Debakel neben weiteren Maßnahmen die A-Klasse mit diesem System serienmäßig
ausgestattet hatte - und der Wagen plötzlich auch Ausweichmanöver fahren konnte, ohne gleich
Purzelbaum zu schlagen. Nicht zuletzt die harte Konkurrenzsituation zwischen dem
langjährigen Marktführer Golf und der stetig in der Käufergunst steigenden A-Klasse dürfte
Volkswagen zu diesem Schritt bewogen haben.
Die A-Klasse und der Golf sind damit die ersten Fahrzeuge im am stärksten umkämpften Marktsegment
der Unteren Mittelklasse, bei welchen für dieses Ausstattungsdetail kein Aufpreis verlangt
wird. Sie sichern sich damit einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvorsprung vor
ihren in- und ausländischen Mitbewerbern, welche teilweise ESP nicht einmal als
aufpreispflichtiges Extra anbieten.
Es ist absehbar, dasss ESP mittelfristig - ebenso wie ABS heute - zur Serienausstattung
aller Neuwagen, auch unterhalb der "Golf-Klasse", gehören wird. Dafür, diese
Entwicklung unterstützt zu haben, gebührt Volkswagen (und natürlich Mercedes-Benz) im Sinne
unserer aller Sicherheit Dank.