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Freitag, 11. Oktober 2024
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Kleinstwagen mit auffälligem Design

Neuer Toyota Aygo: Auf Wunsch frech

Toyota
Auffälliger Look:
Toyota Aygo II
Nach Peugeot und Citroën zeigt auch Toyota seine Ausführung des gemeinsam entwickelten und gebauten Kleinstwagens. Wo sie technisch identisch sind, buhlt der Aygo mit einem polarisierenden Design um Aufmerksamkeit. Auf Wunsch lässt sich der böse Look aber zumindest entschärfen. "Der Toyota unter den Kleinwagen", textet Toyota selbstbewusst zum neuen Aygo. Das ist etwas befremdlich, weil der Spruch unabhängig von seinem heutigen Wahrheitsgehalt nun einmal in Verbindung mit anderen Marken bekannt ist und weil der Aygo kein Kleinwagen ist, sondern mit seinen 3,45 Metern Länge eindeutig ein Kleinstwagen.

Der Größenzuwachs gegenüber dem ausgelaufenen Modell beträgt zweieinhalb Zentimeter, die Höhe hat Toyota zugunsten der Aerodynamik um einen halben Zentimeter reduziert, der Radstand bleibt unverändert, und die Spurweite wächst um einen knappen Zentimeter.

Wie bisher wurde der Aygo zusammen mit PSA Peugeot Citroën entwickelt und wird mit den dortigen Modellen 108 und C1 in Tschechien produziert. Ebenfalls wie bisher hebt sich der Aygo von seinen Schwestermodellen optisch deutlicher ab als die es untereinander tun. Bei der zweiten Generation, die dieser Tage ihre Premiere auf dem Genfer Salon feiert, ist dies sogar noch stärker ausgeprägt.

Moment, was ist das denn? Der erste Eindruck, den man vom Aygo bekommen mag, ist nicht zwingend der beste. Das Wägelchen guckt scharf in die Welt, wirkt mit seiner X-förmigen Frontgestaltung ebenso ungewöhnlich wie - im Ansatz - böse. Wo Peugeot und Citroën auf eine weitgehend zeitlose, zurückhaltende Hülle setzen, haben die Toyota-Designer das hintere Fenster scharf nach oben geschnitten, dem Heck große, vertikale und unruhig wirkende Leuchten spendiert und das ganze abgeschmeckt mit einer ausladend wirkenden Heckschürze, die zwar nicht das X von vorne aufnimmt, wohl aber dessen große schwarz-glänzende Flächen.

Das Designmotiv namens "J-Playful" lehne sich an die Kulturszene japanischer Jugendlicher an, erklärt der Hersteller, und der weder jugendliche noch japanische Autor vermag dies nicht zu bewerten.

Fakt ist: Wenn das Auto noch in knalligem Orange lackiert ist, mit schwarzen Türgriffen und Rädern vorfährt, kann es sich aufmerksamer Blicke sicher sein. Dass diese immer wohlwollend ausfallen werden oder sich die Menschen "auf Anhieb in den Aygo verlieben" werden, wie es sein Chefingenieur anstrebt, ist dabei unwahrscheinlich. Der Mann weiß aber auch, dass Geschmäcker verschieden sind. In einem überfüllten Markt sei es deshalb besser, sich von der Masse abzuheben, schiebt er nach. Das Argument lässt sich hören - und doch kommt man um den Eindruck nicht herum, dass Toyota in Sachen Design aktuell nicht die beste Phase hat.

Technisch ist der Aygo mit den französischen Ablegern identisch. Hier wie dort arbeitet der modernisierte Dreizylinder mit 68 PS Leistung und 95 Newtonmeter Drehmoment. Der Normverbrauch sank um drei Zehntel auf 4,1 Liter, eine optionale ECO-Version mit Start-Stopp-System, länger übersetztem viertem und fünften Gang sowie optimierter Aerodynamik kommt auf 3,9. Anstelle des manuellen Getriebes gibt es auch eine automatisierte Version mit automatischem und manuellem Modus inklusive Schaltwippen am Lenkrad (Verbrauch 4,2).

Das Platzangebot im Innenraum und Ladeabteil ist leicht gewachsen, neu im Angebot sind diverse Optionen, zuvorderst das Textilverdeck. Zur Bedienung kommt auch im Aygo, außer im Basismodell, ein System mit 7-Zoll-Touchscreen zum Einsatz, das dank MirrorLink auch Handy-Inhalte darstellen kann, an eine Rückfahrkamera gekoppelt ist und sich mit Apps aufrüsten lässt. Der Drehzahlmesser ist fortan Serie, die Tankuhr bleibt digital, und Luftausströmer in der Mittelkonsole gibt es auch künftig nicht.

Der Aygo wird sich stärker als bisher individualisieren lassen. Drei Ausstattungslinien, drei Editionsmodelle und je zwei Ausstattungspakete für innen und außen sind die Basis dessen. Und über diesen Umweg lässt sich aus dem frechen Messe-Hingucker bei Bedarf auch wieder ein halbwegs gewöhnliches Auto machen: Denn die Farben von Kühlergrill und Heckschürzeneinsatz lassen sich so variieren, dass man etwa einen weißen Aygo mit matten Applikationen und silbernen Rädern zusammenstellen kann.

Die Komponenten lassen sich auch zu einem späteren Zeitpunkt mit überschaubarem Aufwand wechseln, was etwa Gebrauchtwagenkäufer freuen dürfte - jedenfalls auf dem Papier, denn ähnliche Konzepte etwa bei Smart wurden in der Praxis nur selten in Anspruch genommen.

Der genaue Termin zur Markteinführung des Aygo II und Preise liegen noch nicht vor.
text  Hanno S. Ritter
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