Früher als erwartet hat Volkswagen Nutzfahrzeuge am Mittwoch Abend den neuen Caddy präsentiert. Was der Autobauer als "vierte
Generation" bezeichnet, ist jedoch nicht mehr als ein umfassendes Facelift in optischer und technischer Hinsicht. Zusammen mit
ausstattungsbereinigt sinkenden Preisen dürfte das reichen, um an die Erfolgsgeschichte nahtlos anzuknüpfen.
Volkswagen
Ab Mitte des Jahres rollt der neue VW Caddy zu den Händlern, eine optisch
und technisch aufgefrischte Variante des bisherigen, sehr erfolgreichen Modells
1,5 Millionen Caddy hat VW vom aktuellen Modell verkauft, seit dieses vor elf Jahren auf den Markt kam - ein eindrucksvolles
Ergebnis, nicht nur im Wettbewerbsvergleich. Der Caddy ist dabei im besten Sinne ein Volkswagen, ein klassenloses Auto nicht
nur für die, die sich mehr nicht leisten können, sondern auch jene, die das bewusst nicht möchten. Der Caddy scherte sich nicht
einmal ansatzweise um das, was man in der Branche mit "Premium" bezeichnet, er war "Das Auto" für Handwerker,
Zustelldienste, Stadtwerke und auch Familien.
Das große Platzangebot, die jedenfalls im Vergleich zu den Pkw-Modellen niedrigen Preise, besonders günstige Sondermodelle, eine
weitgehend gelungene Optik und das große Variantenreichtum darf man als weitere Gründe für den Erfolg heranziehen. Auf der anderen
Seite ist der Wagen zweifellos in die Jahre gekommen, der Abstand zum Standard bei Motorisierung und Ausstattung konnte man zuletzt
kaum verbergen.
Das weiß man natürlich auch bei VWN in Hannover, wo der Nachfolger entwickelt wurde - das Nachfolgerchen ist man geneigt zu sagen,
denn es handelt sich anders als der Autobauer vermitteln will nicht um eine Neukonstruktion, etwa naheliegend aufbauend auf dem Modularen
Querbaukasten. Vielmehr haben die Ingenieure den Caddy aus Zeit- und Kostengründen auf der bekannten Basis modernisiert,
was auch bedeutet, dass ihm die Starrachse mit Blattfederung an der Hinterachse erhalten bleibt, die selbst in dieser Klasse nicht
mehr üblich ist - mutmaßlich die meisten Caddy-Fahrer das aber nicht einmal wissen. Immerhin hat VW das Fahrwerk insgesamt neu abgestimmt.
Neu ist zunächst einmal das Motorenprogramm, das jetzt durchgängig EU6-konform ist. Als Basis fungiert weiterhin der 1,2 TSI mit nun 84 statt
63 oder 77 PS, darüber rangiert dann ungewöhnlicherweise ein Dreizylinder: Der 1,0 TSI leistet 102 PS. Neu im Programm als Top-Benziner ist der
1,4 TSI mit 125 PS, der sicherlich auch im Caddy viel Fahrspaß vermittelt und gleichzeitig die Basis für die Erdgas-Variante darstellt, die den
1,6 Ecofuel ablöst.
Auch bei den Dieseln gibt es eine Überraschung: Nicht Downsizing ist angesagt, sondern das Gegenteil. Der 1,6 TDI entfällt, an seine Stelle tritt
nun stets das Zweiliter-Aggregat, verfügbar mit 75, 102, 122 und 150 PS. Die sparsamste Variante, der Kastenwagen BlueMotion, soll mit 3,9 Litern
Normverbrauch und damit 0,6 weniger als bisher auskommen.
In Sachen Extras zeigt sich der Caddy ebenfalls aufgefrischt. So verfügen die Modelle künftig über das Umfeldbeobachtungssystem "Front Assist"
mit automatischer City-Notbremsfunktion bis 30 km/h (Serie bei den Pkw-Varianten), außerdem mit dem Fernlicht-Assistenten in der nicht-adaptiven
Variante, der Müdigkeitserkennung und der automatischen Distanzregelung ACC bis 160 km/h. Serienmäßig kommen die Multikollisionsbremse und ein Tempomat
zum Einsatz. Neu im Programm sind außerdem eine beheizbare Frontscheibe, eine Rückfahrkamera und echte Windowbags, und der Parklenkassistent wurde auf
die neueste Version (Querparken, Ausparken) aktualisiert. Und natürlich hat VW endlich die alten, ärgerlich schlechten Radios und Navigationssysteme
auf Altenteil geschickt; auch Caddy-Kunden bekommen nun die aus Polo und Golf bekannten Geräte, wenn auch in leicht abgewandelter, mutmaßlich
abgespeckter Ausführung.
Das Design? Nun, es tut sich nicht allzu viel. Der Caddy bekommt neu geformte Scheinwerfer mit nun unten liegendem Blinker und jedenfalls in
den besseren Versionen homogenem LED-Tagfahrlicht sowie einen höheren, prägnanteren Kühlergrill, wobei das Markenlogo nun nicht mehr
in die Motorhaube reicht. Auch die Frontschürze ist markanter geworden, die Parksensoren sind endlich flächig integriert, und die
Außenspiegel müssen zwar noch immer ohne Blinker auskommen, unterscheiden sich nun aber zwischen der Pkw-Variante (kleiner) und den
Nutzfahrzeug-Versionen, die nicht nur größere Spiegel tragen, sondern künftig auch rechts und links gleich geformte. Die Dachpartie
verzichtet im vorderen Bereich auf die Stabilitätsprägung.
Die Seitenlinie bleibt von einer kleinen Lichtkante im unteren Bereich, höher angesetzten und länglicheren Seitenblinkern und neuen
Räderdesigns abgesehen unverändert, während am Heck neu gezeichnete Leuchten und ein großer Dachkantenspoiler mit breiterer Bremsleuchte,
der zusammen mit dem etwas tiefer gelegten Fahrwerk nebenbei für bessere Aerodynamik sorgt, die wichtigsten Facelift-Merkmale sind. Hier
folgt der Caddy dem Trend zu eckigeren Formen, sichtbar nicht nur an den Rückleuchten, sondern auch an der nun gerade eingefassten Heckscheibe.
Darunter bekommt die Klappe endlich eine optische horizontale Gliederung mit einem großen Kennzeichen-Einsatz; überfällig auch der damit
einhergehende Abschied von der billig wirkenden Leiste für die Kennzeichenbeleuchtung und vom Griff aus Golf-IV-Zeiten.
Ein Blick ins Interieur zeigt ebenfalls eine allgemeine Auffrischung. Auffällig sind vor allem die nun eckigen Luftausströmer, wobei die
Fotos nicht verraten, wie sich deren Intensität ändern lässt, und die aus Golf & Co. bekannten Lenkräder, die in Sachen intuitiver Bedienung nicht
zwingend einen Fortschritt bedeuten. Außerdem gibt es neue Türverkleidungen mit endlich schrägen Griffen, eine bessere erreichbare
Schalterleiste unter dem Radio statt vor dem Schalt-/Wählhebel und die aktuelle Klimabedieneinheit mit Displays und Halbgradschritten.
Interessant, dass Caddy-Kunden insoweit identisch bedient werden wie solche eines Passat. Insgesamt gilt auch im Innenraum: Unter
Beibehaltung des bekannten Layouts wird alles etwas schicker und eckiger - selbst im Caddy verbaut VW nun unten abgeflachte Lenkräder.
Nun würden wir gerne mehr Details berichten, was die Ausstattung, die Extras und die technischen Daten betrifft, aber all das
mag VW noch nicht verraten. Klar ist nur: Der nach wie vor in Polen gebaute Caddy kommt in Deutschland Ende Juni in den Handel,
bestellt werden kann bereits ab März. Die Preise sollen sinken, verspricht der Autobauer - gemeint ist: ausstattungsbereinigt
sinken. Los geht es künftig bei 14.785 Euro (netto) für den Kastenwagen, die billigste Pkw-Variante mit dem im Vergleich zu bisher
stärkeren und sparsameren Motor startet bei 18.243 Euro (brutto), das sind gerade einmal 333 Euro mehr als bisher.
Auch wenn ein ganz neuer Caddy erfreulicher gewesen wäre, darf man annehmen, dass auch die jetzige Variante die Erfolgsgeschichte
nicht nur fortschreiben, sondern sogar ausbauen wird: Auch, weil alles darauf hindeutet, dass der Skoda Roomster II nicht mehr ein Fabia-Van,
sondern im Grunde ebenfalls ein Caddy sein wird.