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Donnerstag, 28. März 2024
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Sieben Jahre Bauzeit / Hohe Investitionen / Vorbildlicher Sicherheitsstandard

Weniger Stau in Hamburg: Vierte Elbtunnelröhre eröffnet

"Die Inbetriebnahme der 4. Elbtunnelröhre ist für eine der bedeutendsten Nord-Süd-Verbindungen in Deutschland und Europa von herausragender Bedeutung. Ein Nadelöhr im Bereich der Elbquerung bei Hamburg wird nun beseitigt und die häufigen Staus vor dem Elbtunnel werden der Vergangenheit angehören", sagte Angelika Mertens, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, anlässlich der Verkehrsfreigabe der 4. Elbtunnelröhre am Montag in Hamburg. Elbtunnel und Köhlbrandbrücke seien unverwechselbare Wahrzeichen Hamburgs und Beweis der außerordentlichen Bundesinvestitionen für Hamburg und den norddeutschen Raum.

"Der Bund hat für den 1995 begonnenen Bau der 4. Elbtunnelröhre tief in die Tasche gegriffen", betonte die Staatssekretärin. Die Bau- und Grunderwerbskosten, die durch den Bund getragen werden, belaufen sich auf rund 550 Millionen Euro. Diese werden durch ein Bankenkonsortium privat vorfinanziert, die Zinskosten für die Refinanzierung belaufen sich zusätzlich auf rund 325 Millionen Euro. Die Rückführung des Kreditbetrages beginnt ein Jahr nach der Abnahme und erfolgt in 15 Jahresraten zzgl. Zinsen.

Mertens dankte allen Beteiligten für die "technische Meisterleistung" beim Bau dieses Tunnels. Für den insgesamt 4,1 km langen Abschnitt, von dem rund 3,1 km als Tunnel unter der Elbe realisiert wurden, wurde in den Jahren 1995/96 eine Tunnelbohrmaschine gebaut, die mit einem Außendurchmesser von 14,20 Metern die größte der Welt ist. Sie wurde auf den Namen TRUDE ("Tief Runter Unter Die Elbe") getauft. Die Gesamtmasse beträgt rund 2.600 Tonnen, die Länge insgesamt ca. 60 Meter. Davon entfallen ca. 12,90 Meter auf die eigentliche Vortriebsmaschine, der Rest besteht aus den so genannten Nachläufern, in denen alle für den Betrieb erforderlichen Versorgungsaggregate untergebracht sind. Das Schneidrad von Trude ist im Museum der Arbeit ausgestellt. Mit der Maschine selbst wird derzeit in der Nähe Moskaus ein baugleicher Tunnel hergestellt. Im Oktober 1997 wurde mit dem Schildvortrieb begonnen. Im Mai 1999 hatte "Trude" die Elbe unterquert, und im März 2000 war der gesamte Tunnel mit einer Länge von 3.096 Metern im Rohbau fertig. Trude hatte davon im Schildvortrieb 2.561 Meter gebohrt. Dabei hatte sie die Elbe von Süden nach Norden mit einer Bodenüberdeckung von 7 - 13 Metern unterquert. Unmittelbar danach wurden zwei Fluchttunnel im Rohrvortrieb unter Drucklufteinsatz erstellt und an die benachbarte Weströhre angeschlossen.

Neue Wege wurden auch bei der Sicherheit beschritten: So gibt es u.a. eine besonders leistungsfähige Rauchabzugsanlage mit eigenem Rauchgaskanal in der Decke, durchgehende Standspuren, Feuerwehren an den beiden Portalen sowie eine eigene Leitwarte, die die Funktion des Tunnels und seine Sicherheit rund um die Uhr gewährleisten soll. Alle Bereiche des Tunnels sind videoüberwacht und mit Lautsprechern für Durchsagen im Gefahrenfall ausgerüstet. Die Mitarbeiter der Leitzentrale können die Autofahrer zudem über das Autoradio ansprechen. "Sicherheit hat höchste Priorität und ist ein ständiger Lernprozess", hob Mertens hervor, sie sei immer ein Gesamtpaket von Maßnahmen.

Wirklich weniger Stau gibt es jedoch noch nicht sofort: Wegen Arbeiten in den bisherigen Durchfahrten wird in den kommenden Monaten jeweils eine der alten Röhren gesperrt sein. Die vollständige Inbetriebnahme aller acht Fahrstreifen solle plangemäß 2003 erfolgen, stellte die Staatssekretärin in Aussicht.

Die Tunneleröffnung haben das Hamburger Amt für Geoinformation und Vermessung und das Hamburger Staatsarchiv zum Anlass genommen, gemeinsam eine Ausstellung vorzubereiten, welche die Geschichte der Verkehrswege über die Elbe zum Thema hat. Die Ausstellung unter dem Motto "Drunter oder Drüber, Elbquerungen gestern und heute" wird am Dienstag, 29.10.2002, offiziell eröffnet. Bis zum 20. Dezember sind Besucher willkommen im Foyer des Staatsarchivs an der Kattunbleiche 19 (Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-16 Uhr, Mi bis 18 Uhr), der Eintritt ist frei.
text  Hanno S. Ritter
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