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Samstag, 20. April 2024
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"Innovationsträger Sicherheit" mit zahlreichen Sicherheitsmerkmalen

Mercedes zeigt besonders sichere Sprinter-Studie

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Sprinter-Studie
DaimlerChrysler
Sprinter - mit der vielleicht nicht ganz so glücklichen Mercedes-Modellbezeichnung gemeint sind umgangssprachlich jene Transporter, die dank modernen Diesel-Motoren flinker unterwegs sein können als noch vor ein paar Jahren - sind ob ihrer angeblichen Unfallhäufigkeit ins Gerede gekommen.

Folge ist eine Diskussion über allgemeine Tempolimits auf Autobahnen für diese Fahrzeuggattung, wenn man sich dabei auch des Eindrucks nicht erwehren kann, dass diese Diskussion in der Mehrheit von jenen Interessengruppen und Medien geführt wird, die Nutzfahrzeuge per se nicht leiden können, schon im Grundsatz für extrem gefährlich halten und nicht akzeptieren mögen, dass ein moderner Transporter in der Motorleistung ebenso zugelegt hat wie ein moderner Mittelklasse-Pkw.

Die Zahlen sprechen freilich gegen die Theorie vom "rasenden" Unglückstransporter: Die überwiegende Mehrheit der Unfälle wird auf Bundes- und Landstraßen und im Ortsbereich registriert - jenen Bereichen also, wo die Geschwindigkeit sowieso reglementiert ist. Andererseits ist es wahr, dass auch im Transporter-Bereich der ein oder andere Fahrer mit seinem Gefährt, dessen Ladung und den physikalischen Grenzen nicht umzugehen weiß, und dass auch die Fahrzeuge selbst in punkto Sicherheit noch besser sein könnten als sie es sind, und gerade letzteres trifft auf dieses Segment stärker zu als auf Pkw. Mercedes geht hier mit gutem Beispiel voran und stattet den Sprinter schon seit geraumer Zeit serienmäßig mit ESP aus, außerdem wird jedem Käufer ein Sicherheitstraining spendiert. Die Konkurrenz von Fiat, Peugeot, Renault, Opel oder VW ist dem Beispiel bisher jedoch nicht gefolgt.

Natürlich hat auch Mercedes kein Interesse an der Sicherheitsdiskussion und schon gar nicht an einem allgemeinen Tempolimit. In Stuttgart verfolgt man deswegen den Ansatz "Fahrer, Fahrzeug, Ladung": Wenn gute Fahrer mit einem guten Fahrzeug und richtig verstauter Ladung unterwegs sind, sollte sich die Unfallbilanz deutlich aufhellen lassen. Zu den beiden letzteren Punkten kann der Hersteller selbst beitragen, und eine neue Studie zeigt, dass insoweit noch erhebliches Potential vorhanden ist.

Das Fahrzeug hört auf den Namen "Innovationsträger Sicherheit" und steht auf der IAA Nutzfahrzeuge im kommenden Monat. Basierend auf einem Serien-Sprinter vom Typ 316 CDI zeigt es eine Kombination aus aktuell bereits vorhandener Sicherheitstechnik und möglichen künftigen Lösungen, die größtenteils gar nicht so spektakulär sind, aber in der Summe durchaus interessant erscheinen.

Äußerlich gibt sich der Sprinter vor allem an den weit heruntergezogenen Seitenscheiben zu erkennen, die die seitlichen Bereiche unterhalb der Außenspiegel ins Blickfeld des Fahrers rücken, ferner an Spiegelblinkern, vergrößerten Rückleuchten und einem an der Karosserie umlaufenden Reflexionsband. Dazu kommen neue Scheinwerfer, die wie in besseren Pkw über Bi-Xenon-Technik, Kurven- und Abbiegelicht und auch über Tagfahr- und Schlechtwetterlicht verfügen.

Außerdem hat Mercedes dem Sprinter eine Parktronic spendiert, die zusätzlich zu den bekannten Funktionen auch in den Seitenwänden über integrierte Ultraschall-Sensoren verfügt. Lichtsymbole im Außenspiegel sowie in einem Anzeigeinstrument auf dem Armaturenträger informieren den Fahrer optisch über Hindernisse, ergänzt durch eine akustische Warnung bei zu geringem Abstand. Darüber hinaus gibt es eine Rundum-Panorama-Rückfahrkamera mit Bildschirm im Armaturenbrett, die eine Rundumsicht auf das gesamte Heckportal des Fahrzeugs sowie den querenden Verkehr verspricht. Der dem Kamerabild überlagerte und an den Lenkradwinkel gekoppelte Fahrkorridor - auf dem Monitor sichtbar - erleichtert dem Fahrer Rangiermanöver und Einparkvorgänge. Navigationssystem mit Freisprecheinrichtung und ein Multifunktionslenkrad sind ebenfalls an Bord.

Eine weitere sinnvolle Neuerung ist ein ESP, das die Beladung des Fahrzeugs bei der Regelung berücksichtigt. Dazu kommt eine Wankstabilisierung, wie man sie etwa aus der S-Klasse kennt. Sie verhindert u.a. ein Aufschaukeln des Fahrzeugs und minimiert die Rutschtendenz der Beladung in Kurven. Ferner verbaut Mercedes sowohl einen Spurhalte- als auch einen Spurwechselassistent sowie den Abstands-Tempomaten DISTRONIC. Komplettiert wird das Paket der aktiven Sicherheit durch ein Reifendruck-Kontrollsystem mit Notlaufreifen und eine sogenannte Überlagerungslenkung mit geschwindigkeits-variabler Lenkübersetzung, die gerade auf der Autobahn für mehr Stabilität sorgt. Zusätzlich zu den bereits jetzt je nach Version serienmäßigen oder als Extra verfügbaren Frontairbags und Windowbags verfügt die Studie außerdem über Thorax-Sidebags.

Um die Ladungssicherung kümmert sich ein ausgeklügeltes System von Schienen, Zurrösen, Sperrbalken und Sicherungsplanen - dem Prinzip nach ähnlich dem System aus dem T-Modell der E-Klasse. Die aus Hightech-Materialien gefertigte Trennwand zum Fahrer ist sowohl besonders stabil als auch energieabsorbierend.

Schließlich hat Mercedes auch einen Unfalldatenschreiber eingebaut, der unter anderem Fahrgeschwindigkeit, Bremsmanöver, Zustand der Fahrzeugsysteme wie zum Beispiel ESP oder Motorsteuerung, eingeschaltetes Licht oder Blinker über einen Zeitraum von 30 Sekunden vor bis 15 Sekunden nach einem Unfall aufzeichnet - und in der Regel ganz nebenbei schon durch seine simple Präsenz den Fahrer vorsichtiger agieren lässt, wie Mercedes einräumt.

Ob und wann das alles in den Sprinter-Prospekten auftaucht, lassen die Stuttgarter zunächst offen. Etliche der Lösungen scheinen jedoch nicht nur sinnvoll, sondern auch seriennah und letztlich bezahlbar zu sein - auch, weil sie in E-Klasse & Co. schon längst zum Alltag gehören. Bleibt also zu hoffen, dass Mercedes dem Innovationsträger auch allgemein eine weitere Innovationsführerschaft in punkto Sicherheit folgen lässt. Vielleicht könnte sich die Versicherungswirtschaft ja mit einem Bonus an den Extrakosten beteiligen. Damit wir die unsägliche "Sprinter"-Diskussion nicht mehr hören müssen, und natürlich, damit die Unfallzahlen sinken und die -folgen minimiert werden.
text  Hanno S. Ritter
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