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Crossover-Sudie: VW Concept A |
Volkswagen |
Bisher war es ein offenes Geheimnis – nun hat VW erstmals offiziell bestätigt, dass ein "kleiner Bruder des
Touareg" 2008 auf den Markt kommen wird. Wie man sich dieses "Golf-SUV" vorstellen könnte und welchen Weg der
Autobauer ganz allgemein künftig einschlagen will, zeigt eine neue Studie für den Genfer Autosalon.
Das 4,35 Meter lange, 1,85 Meter breite und 1,55 Meter hohe Konzeptauto, das nach den früheren Messe-Studien
Concept C, T und R auf den Namen Concept A getauft wurde, folgt jenem "Crossover"-Stil, den schon viele Hersteller
jedenfalls als Studie vorgegeben haben.
Konkret soll hier eine Mischung aus Coupé und SUV entstanden sein, mithin verzichtet das Auto auf ein Steilheck
und auch auf die üblichen Geländewagen-Proportionen. Kennzeichnend für das "Husarenstück der Designer" (VW-PR-Text)
sind eine vergleichsweise lange Motorhaube und eine sanft nach hinten abfallende Dachlinie. Auffällig sind außerdem
die kleinen Fensterflächen, die mehr eckig als rund und prägnant ausgeführten Radhäuser mit 295er-Bereifung im 20
Zoll-Format und sowie stark modellierte Schweller. Außerdem stolz sind die Wolfsburger auf die kurzen Überhänge, wobei
93 (vorne) bzw. 82 Zentimeter (hinten) so besonders nicht erscheinen.
Ein Hingucker ist auch die nahezu in Dreiecksform gezeichnete C-Säule, in die die hinteren Türen weit hineinragen.
Apropos Säulen und Türen: Eine B-Säule gibt es nicht, vielmehr sind die Türen gegenläufig angeschlagen - ein bei
Konzeptautos gängiges Stilmittel, das VW aufgrund der besseren Zugänglichkeit ins Interieur, vor allem aber wegen des
"spektakulären Bilds der geöffneten Türflügel" gewählt haben will - und das, so darf hinzugefügt werden, es so gut
wie nie in die Serie schafft. Die zu einer Einheit zusammengefassten Türgriffe aus Aluminium sollen ebenfalls den
Eindruck suggerieren, es handele sich um ein Coupé.
Ebenfalls auffällig gezeichnet ist die Frontpartie mit einer weiteren Interpretation des V-förmigen Grills, der seitlich
von angedeuteten Lufteinlässen und hochkant gestellten Nebelscheinwerfern flankiert wird. Die LED-Hauptleuchten sind
leicht schräg gestellt und folgen der bekannten "Tränensack"-Linie, die VW allen Ernstes mit den runden Scheinwerfern
eines Käfer assoziiert. Alles in allem soll die Front nicht nur dynamisch und neu erscheinen, sondern auch "aggressiv"
und "angriffslustig".
Am Heck fallen eine sehr flache Heckscheibe, geteilte Leuchteinheiten, zwei Auspuffrohre und die außenliegenden
Scharniere der Klappe auf. Diese selbst ist ebenfalls zweigeteilt - womit nicht das separat mögliche Öffnen der
eigentlichen Scheibe wie etwa beim Touareg gemeint ist, sondern eine wirkliche horizontale Teilung: Die untere
Hälfte kann unabhängig geöffnet werden und zum Transport langer Gegenstände wie bei einem Pickup auch offen bleiben.
Im Innenraum gibt es vier Schalensitze und ein nahezu schwebend wirkendes Armaturenbrett, das mit Leder überzogen
ist. Mittelkonsole und Instrumententräger sind dabei getrennt ausgeführt, was die Wolfsburger als Vorteil verkaufen,
ebenso wie die formale Integration der Klimaausströmer mit ihrer großflächigen Gitterstruktur. Im übrigen gibt es
ein stark reduziertes Design und einen Mix aus unterschiedlichsten Materialien.
In punkto Antrieb dagegen setzt VW auf mehr oder weniger Bewährtes: Als Motor dient der neuerdings aus der Serie
bekannte "Twincharger"-Motor, hier in einer Version mit 150 statt 170 PS. Das "TSI" genannte Konzept ist aufgrund
des geringen Hubraums und der Koppelung an eine doppelte Aufladung sparsamer als normale Benziner mit gleicher
Leistung. Die Kraftübertragung auf alle vier Räder übernimmt ein konventionelles Sechsganggetriebe.
So weit, so gut, mag man sagen - Studien dieser Machart müssen wohl ab und zu sein und sind alle nach letztlich
ähnlichem Muster gestrickt. Mangels Serientauglichkeit muss man sie in aller Regel auch nicht allzu ernst nehmen.
Beim Concept A könnte das anders sein. Nicht, dass das offiziell noch namenslose Golf-SUV in dieser Form auf den
Markt kommen wird - hier ist die Vorstellung eines "kleinen Touareg" weit näher an der Wirklichkeit als das jetzige
Konzept. Dennoch versteht Volkswagen das Auto als einen ernst gemeinten Blick in die Zukunft. Zwischen den bekannten
Säulen des Modellprogramms von Fox bis Phaeton werde es künftig eine "neue, faszinierende Vielfalt" geben, verspricht
der Autobauer, wobei allerdings auch Derivate wie CrossPolo, Golf GTI oder Caddy "Colour Concept" bereits als solche
angesehen werden.
Insgesamt werde man in den nächsten fünf Jahren 20 neue Modelle auf den Markt bringen, sagte VW-Markenchef Bernhard
bei der Premiere in Berlin. Mit der Hälfte davon werde man Neuland für VW betreten. Auch in optischer Hinsicht soll
der Concept A den Weg in die Zukunft weisen. Aggressiv und angriffslustig wie ihr neues Messeauto geben sie sich also,
die Wolfsburger. Ob dieses Konzept aus Baureihen-Erweiterung und wenig zeitlosem Design dann von den Kunden ebenfalls
als "Husarenstück" verstanden wird, steht freilich auf einem anderen Blatt.