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Oldie-Schnittmodell: Audi 18 Typ M von 1925 |
Audi |
Einen interessanten Termin hat heute die historische Abteilung von Audi: Die Ingolstädter übernehmen den ersten
Sechszylinder der Audi-Geschichte, einen komplett restaurierten Audi 18/70 PS Typ M aus dem Jahre 1925 –
als Schnittmodell.
"Es lag uns sehr am Herzen, dieses Vorhaben zu realisieren. Denn an dem Schnittmodell kann der Betrachter sehr gut die
Technik, das Innenleben der Materialien wie die handwerklichen Fertigkeiten und die Ingenieurskunst von damals erkennen",
sagt Thomas Frank, Leiter "Audi Tradition".
Es war eine bewusste Entscheidung, aus einem sehr wertvollen und seltenen Originalfahrzeug ein Schnittmodell aufbauen zu
lassen. Vom Ergebnis ist Frank begeistert: "Automobile Handwerkskunst par excellence - jedes noch so kleine Detail ist
sichtbar!" Der Audi Typ M wird als Blickfang an exponierter Stelle im "Audi museum mobile" ausgestellt. Der Autobauer
leistet sich damit einen besonderen Luxus: Schnittmodelle von solchen Automobilen werden kaum noch in Auftrag gegeben.
Das Grundauto ist eines von weltweit noch vier existierenden Exemplaren. Im April 2004 erhielt die Firma Fahrzeugtechnik
Rosenow in Glienick bei Berlin den Auftrag, diesen ersten Sechszylinder in der Audi-Geschichte als Schnittmodell aufzubauen.
"Das war eine handwerkliche Herausforderung für uns", sagt Firmeninhaber Peter Spillner. So seien die Planungen wesentlich
aufwändiger als bei einem normalen Restaurierungsprojekt gewesen. "Die Anforderungen an alle Mitarbeiter waren immens
hoch, da sich die Karosseriebauer, Sattler und Stellmacher permanent abstimmen mussten", so Oldtimer-Spezialist Spillner
- und bringt es auf den Punkt: "Halbes Auto ist doppelter Aufwand". Rund 4.500 Arbeitsstunden in dreieinhalb Jahren
arbeitete Rosenow an dem Auto.
Das Original-Fahrgestell war zwar gut erhalten, musste aber komplett optisch aufbereitet werden. Der Fahrzeugboden
ist aus Plexiglas, so dass die gesamte Fahrgestelltechnik gut zu erkennen ist. Der Motorblock des 70 PS starken
Wagens ist nach wie vor als Ganzes zu bewundern. "Zu schade wäre es gewesen, diesen wertvollen Motor zu halbieren",
erklärt Spillner.
Die Karosserie, die ursprünglich von der Firma Gustav Winter in Zittau stammte, hatte in schlechtem Zustand überlebt.
Teile vom Holzgerippe und der Verblechung sowie Fragmente von den Türen und den Schwellerblechen bildeten die Vorlage
für die völlig neu aufgebaute Karosserie. Beim Schnittmodell ist die Holz-Stahl-Gemischtbauweise gut sichtbar: Der
Buchenholzrahmen als tragendes Gerüst der Karosserie ist mit dem Karosserieblech beschlagen, welches anschließend
gefüllert und lackiert wird.
Auf der Berliner Automobil-Ausstellung im Dezember 1924 zählte der Audi 18/70 PS Typ M zu den Attraktionen.
Sechszylindermotor mit Leichtmetallkurbelgehäuse, Ventilsteuerung durch oben liegende Nockenwelle und Vierradbremse
waren die auffälligsten Neuerungen. Die Bremsanlage war mechanisch/hydraulisch, und erstmals gab es beim Typ M
hydraulische Stoßdämpfer. Das wuchtige Chassis hatte einen Radstand von 3,75 Metern. Audi baute allerdings nur die
Fahrgestelle. Die Karosserien, die im Baukastensystem aufgesetzt wurden, stammten unter anderem von den Firmen Winter
in Zittau, Hornig in Meerane, Kathe in Halle und Gläser in Dresden.
Die Karosserien wurden in fünf verschiedenen Ausführungen angeboten, als offener Tourenwagen, als Pullman-Limousine, als
Pullman-Landaulet, als Pullman-Cabriolet und als Roadster-Cabriolet. Das restaurierte Modell ist eine Pullman-Limousine.
Zwischen 1925 und 1928 wurden 228 Exemplare des Typ M gebaut.