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Freitag, 11. Oktober 2024
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Auslösung Millisekunden vor unvermeidlichem Crash / 5 km/h weniger Aufpralltempo

PyroBrake: VW forscht an neuer Notbremse

Was bei Airbag und Gurtstraffer üblich ist, wird vielleicht in ein paar Jahren auch das Bremssystem eines Autos kennzeichnen: Mittels pyrotechnischer Auslösung will Volkswagen bei einem unvermeidlichen Unfall in letzter Millisekunde die Aufprallgeschwindigkeit senken. Das von VW jetzt im Rahmen der jährlichen "Forschungsfahrt" gezeigte System namens "PyroBrake" greift auf die Daten einer Stereokamera und von Radarsensoren zu, wie sie im Zuge von Abstandstempomat und Notbremsfunktionen früher oder später in vielen Autos Einzug halten werden.

Geht es bei den genannten Techniken um mehr Komfort, gleichmäßigeres Fahren und die Vermeidung von Unfällen, setzt PyroBrake dort an, wo die Elektronik eine Kollision als unvermeidbar erkennt. Dann wird innerhalb von 80 Millisekunden eine Vollbremsung eingeleitet. Im Gegensatz zur automatischen Notbremse kann dieses System sogar noch 100 bis 300 Millisekunden vor dem Crash ausreichend Geschwindigkeit abbauen. Die Rede ist von fünf km/h im Mittel - was wenig klingt, kann im Ernstfall große Unterschiede in den Unfallfolgen bedeuten.

Der schnelle Bremsdruckanstieg ist besonders in Fahrsituationen von Vorteil, in denen eine schnelle Zielerkennung durch die Sensoren erforderlich ist, typischerweise an Kreuzungen, beim Abbiegen oder beim Überqueren von Fuß- und Radwegen.

Die PyroBrake ist eine kleine zusätzliche Kolbeneinheit am ABS-Gerät. Der Kolben wird pyrotechnisch bewegt und kann somit schnellstmöglichst den Bremsdruck auf die einzelnen Räder verteilen. Die ABS- und ESP-Funktionen bleiben aktiv. Das perfekte Auslösen und eine reduzierte Fehlalarm-Wahrscheinlichkeit stellen bei der Entwicklung eine große Herausforderung an die Ingenieure dar. Die technische Lösung liegt im redundanten, also mehrfach abgesicherten Sichtbereich der "vorausschauenden" Sensoren, deren schneller, flexibler Zielerkennung und Zielverfolgung sowie in einer optimierten Objektwahrnehmung.

Laut VW funktioniert die komplizierte Technik bereits "hervorragend". Ob und wann ein Serieneinsatz geplant ist, mögen die Wolfsburger noch nicht sagen. Unwahrscheinlich ist er nicht. Vor ein paar Jahren war der von Mercedes ersonnene Bremsassistent auch noch etwas Besonderes - heute ist er in vielen Autos serienmäßig ein zumeist unbemerkter Sicherheitshelfer.
text  Hanno S. Ritter
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