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Freitag, 29. März 2024
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Zweisitzer mit Elektroantrieb und gegenläufigen Flügeltüren

Renault DeZir: Design-Ausblick mit Zukunfts-Antrieb

Renault DeZir: Design-Ausblick mit Zukunfts-Antrieb
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Renault DeZir
Renault
Mit einer feinen Coupé-Studie zeigt Renault einen Ausblick auf die Zukunft der Marke. Sie wird wesentlich von zwei Faktoren beeinflusst: Der neue Designchef wird einen frischen Stil prägen, und als Antrieb setzen die Franzosen stark auf das Z. Z wie Zero Emission, vulgo Elektroantrieb. DeZir haben die Franzosen ihr neues Concept Car getauft. Wer das Kunstwort schön langsam ausspricht und der französischen Sprache ansatzweise mächtig ist, hört das "désir" heraus - Begierde. Das große Z im Modellnamen verweist auf die ungewöhnliche, weil englische Signatur Z.E., die alle zukünftigen Elektromodelle von Renault kennzeichnen wird. Dass man streng genommen Z.L.E. - zero local emission - sagen müsste, ficht die PR-Strategen wenig überraschend nicht an.

Von Spitzfindigkeiten zum Auto: Entstanden ist ein kleines Coupé, das mit 4,22 Metern Länge näher am Mégane als am Clio liegt, mit 1,96 Metern aber ebenso betont breit wie mit 1,16 Metern auffällig niedrig ist. Ein Sportwagen also, dessen Besonderheit dort zu finden ist, wo in letzter Zeit viele neue Lösungen auch den Weg in die Serie gefunden haben - am Türsystem. So setzt Renault auf Flügeltüren, die - das ist der Clou - gegenläufig öffnen: Die Fahrertür schwenkt nach oben vorne auf, das Portal auf der Beifahrerseite schwingt sich rücklings in die Lüfte.

Praktische Vorteile lässt das Konzept nicht erkennen, aber darum geht es auch nicht, ist der Renault DeZir doch kein konkreter Ausblick auf ein neues Modell, sondern vielmehr eine erste öffentliche Fingerübung des neuen Designchefs Laurens van den Acker. Der Niederländer hat diese Funktion wie berichtet im letzten Herbst von Patrick Le Quément übernommen. Van den Acker? Jawohl, Auto-Kenner werden sich an Entwürfe des Mannes erinnern: Der heute 44-Jährige war zuvor für Audi, Ford und seit Mai 2006 als Designchef für Mazda tätig. Dort schuf er die von natürlichen Formen inspirierten Studien Nagare (Los Angeles 2006), Ryuga (Detroit 2007) und Hakaze (Genf 2007).

Nun also Renault, wo man noch vor einigen Jahren eher mutig gezeichnete Autos zu den Kunden schickte (Mégane II, Twingo I, Avantime, Vel Satis), in jüngerer Zeit aber mehr auf unauffällige und damit massenkonforme Linien setzte.

Die Frontgestaltung des DeZir wird über die gesamte Breite von einem geschwungenen Lufteintritt bestimmt, in dem mittig eine auffallend große Rhombe, das Renault-Markenemblem, platziert ist. Die Scheinwerfer in Prismenform sitzen unter einer gelochten Einfassung, was dem DeZir eine unverwechselbare Lichtsignatur verleiht. Eine solche wird zu den künftigen Stilmerkmalen der Marke gehören, wenn auch naturgemäß nicht so prägnant wie hier.

Entsprechend gibt es am Heck ein durchgehendes, rotes Leuchtband mit integrierten Rücklichtern und einem indirekt beleuchtetem Logo. Das Concept Car steht auf 21 Zoll großen Rädern. Die Fahrzeugflanken kennzeichnen glatte Flächen, die durch seitliche, gelochte Aluminiumpaneele durchbrochen werden.

Im Interieur fällt das Auge zuvorderst auf weißes Leder an Sitzen, Armaturentafel und selbst am Boden. Sanft und leicht soll das wirken, und entsprechend wird die Studie bei ihrer Publikumspremiere auf dem Pariser Salon im September auch niemand betreten dürfen. Rote Armaturen und Zierelemente bilden einen Kontrast. Van den Acker hat die Asymmetrie des Türkonzepts dabei innen weiter verfolgt: So verfügen die Sitze für Fahrer und Beifahrer über eine unterschiedliche Anmutung und sind mittig miteinander verflochten; auch die Türverkleidungen sind links und rechts unterschiedlich ausgeführt. Zwei Kameras verschaffen dem Fahrer trotz des Verzichts auf Heckscheibe und Außenspiegel einen Eindruck vom Geschehen hinter und neben ihm.
Elektroantrieb mit austauschbarem Akku
Angetrieben wird der DeZir elektrisch, genauer: rein elektrisch - Hybridtechnik oder Range Extender spart sich der ehemalige Créateur d'Automobiles ebenso wie ein Tesla Roadster. Der Synchronmotor sitzt dort, wo der Antrieb sonst nur bei Smart und wohl im künftigen BMW "Megacity-Vehicle" zu finden ist: im Heck. Er leistet 110 kW (150 PS) und entwickelt maximal 226 Nm Drehmoment. Damit schafft das Coupé den Standard-Spurt in fünf Sekunden; Stadttempo ist nach zwei Sekunden erreicht, und als Höchsttempo nennt Renault für E-Autos mutige 180 km/h. Eine nach den Wünschen des Fahrers schaltbare Soundkulisse sorgt für ein gewohntes Fahrerlebnis und dafür, dass Fußgänger im Stadtverkehr nicht blindlings vors Auto laufen.

Die Lithium-Ionen-Batterie verfügt über eine Kapazität von 24 kWh und ist senkrecht hinter den Sitzen platziert. Laut Renault ermöglicht sie eine Reichweite von 160 Kilometern, wobei das geringe Fahrzeuggewicht von nur 830 Kilogramm dank Kevlar-Karosserie (auf dem Chassis des Rennwagens Mégane Trophy) und der gute Cw-Wert von 0,25 beitragen.

An einer normalen Haushalts-Steckdose dauert ein Ladevorgang rund acht Stunden. Mit dieser Methode lassen sich die Energiespeicher beispielsweise über Nacht oder tagsüber auf einem Firmenparkplatz aufladen. Eine Schnellladung an einer Kraftstromsteckdose erlaubt eine 80-prozentige Aufladung in rund 20 Minuten. Außerdem soll sich der Akku mittels "Quickdrop-System" innerhalb von nur drei Minuten austauschen lassen, ohne dass der Fahrer das Automobil verlassen muss - das Projekt Better Place lässt grüßen.
text  Hanno S. Ritter
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