Ansehnlicher Kleinwagen ohne Antriebs-Innovationen
Škoda Fabia IV: Fein, aber nicht fabelhaft
Während VW gerade das große Polo-Facelift vorgestellt hat, zeigt Škoda schon (oder erst, je nach Sichtweise) den
neuen Fabia. Der ist groß geworden, ansehnlich und in Sachen Ausstattung und Extras erwachsener als je zuvor. Doch
beim Antrieb hat Škoda so gar nichts Neues zu bieten.
Škoda
Groß, ansehnlich, modern ausgestattet
– aber konventionel angetrieben: Škoda Fabia IV
Bei Škoda steht der neue Fabia in den Startlöchern. Die vierte Generation des Kleinwagens ist mächtig gewachsen:
Gegenüber seinem Vorgänger legt der Fabia in der Länge von knapp vier Metern auf fast 4,11 Meter zu, die Breite
von 1,78 Metern bedeutet ein Plus von fast fünf Zentimetern. Mit einem Radstand von jetzt 2,564 Metern (+ 9,4 cm)
übertrifft er sogar den Octavia der ersten Generation.
In der Folge gibt es jetzt mehr Platz im Fabia, wobei Škoda diesen zusätzlichen Raum nicht wie oft vor allem den
Fondpassagieren zugute kommen lässt, sondern auch dem für viele Käufer wichtigeren Kofferraum, der schon beim bisherigen
Fabia der größte seiner Klasse war: Künftig können 380 statt 350 Liter verstaut werden. Durch das Umklappen der Rücksitze
lässt sich der Gepäckraum auf insgesamt 1.190 Liter erweitern, allerdings weiterhin ohne ebenen Boden.
Viel Mühe haben die Entwickler in eine Senkung des Luftwiderstands investiert. Mit einem Cw-Wert von 0,28 (bisher 0,32)
setzen sie nach eigenen Angaben im Ergebnis den Bestwert in diesem Segment. Mittel zum Zweck sind unter anderem
eine großflächigere Unterbodenverkleidung, seitliche Finlets an der Heckscheibe, spezielle Kunststoffeinsätze an manchen
Alurädern, kleinere Außenspiegelgehäuse und eine aktive Kühlerjalousie im unteren Lufteinlass der Frontschürze.
Im Design haben sich die Verantwortlichen einmal mehr an die Markentugenden gehalten. Extravagante Spielereien sind
weiterhin nicht das Metier des Fabia, vielmehr bleibt dieser auf den ersten Blick als solcher erkennbar und angenehm
ruhig und zeitlos. Zu den wichtigsten Änderungen gehören neben der neuen Größe das sanfter nach oben auslaufende hintere
Seitenfenster, etwas flacher stehende Front- und Heckscheiben, ein größerer Dachkantenspoiler und ein jedenfalls auf den
Fotos schicker aussehender vorderer Überhang.
Die Frontansicht zeigt einen mächtigeren und dicker umrandeten Grill und eine veränderte Schürzengrafik, beides dem Anblick
nicht unbedingt einen Vorteil verschaffend. LED-Scheinwerfer sind jetzt Standard, Voll-LED-Technik kostet extra. Gleiches gilt
entsprechend für die Heckleuchten, die nun wie beim Polo-Facelift zweiteilig ausgeführt sind. Während Škoda auf die netten Dreicksformen
im hinteren Kennzeicheneinsatz verzichtet, findet sich nun ein Dreieck im unteren Bereich der Vordertüren. Was die Tschechen
als "kleines Design-Highlight" bezeichnen, soll das charakteristische Dreieck der tschechischen Flagge stilisieren. Allzu auffällig ist
der Gag aber glücklicherweise nicht geraten.
Für den neuen Fabia stehen neun Karosseriefarben zur Wahl, neu erhältlich sind die beiden Metalliclackierungen Phoenix-Orange
(siehe Fotostrecke) und Graphite-Grau. Letztere sowie "Black-Magic Perleffekt" stehen zudem als Kontrastlackierung für Dach,
Außenspiegelkappen und den Rahmen des Grills zur Auswahl. Die Räderpalette beginnt weiterhin bei mickrigen 14-Zoll-Stahlrädern und
endet wie bisher bei 18-Zöllern aus Aluminium.
Im Innenraum zeigt der Fabia ein angenehm symmetrisch aufgebautes Layout. Das Armaturenbrett wirkt durch Farbakzente und neue Oberflächen
etwas edler als bisher, dies gilt auch für den breiteren Mitteltunnel; das serienmäßig nur zweispeichige Lenkrad ist dagegen Geschmackssache.
In der Mitte haben Luftduschen und der Monitor vertikal die Plätze getauscht. Der nun freistehende Touchscreen misst je nach Ausstattung
6,5, 8,0 oder 9,2 Zoll, letzterenfalls mit Navigation, Gestensteuerung, Sprachassistentin "Laura" und W-LAN. Android Auto und Apple Carplay
verbinden sich nun kabellos, und dank integrierter eSIM sind die neuen Fabias immer online.
Während optional erstmals Komfort-Zutaten wie Lenkradheizung, LED-Ambientebeleuchtung (zweifarbig weiß oder rot), Frontscheibenheizung,
digitale Instrumente (10,25") und Zwei-Zonen-Klimaautomatik mit Fond-Ausströmern zum Einsatz kommen, hält Škoda an der manuellen Handbremse
fest. Die inneren Türgriffe sind stylish ausgeführt, allerdings wegen des ungünstigen Griffwinkels eher unpraktisch; Gleiches gilt für
die entfeinerte Variante der Luftduschen-Schließung.
Neu im Angebot oder deutlich verbessert sind neben den bereits erwähnten Features auch der Travel Assist (Abstandstempomat
plus aktiver Spurhalteassistent), Totwinkel-Assistent, Einparkassistent, Rangierbremsfunktion, Verkehrszeichenerkennung sowie der
Frontradarassistent, der jetzt auch Fußgänger- und Radfahrer erkennt. Vorbildlich: Wie im Kamiq gibt es optional Seitenairbags auch
für hinten; wer sie bestellt, erhält auch einen Knieairbag für den Fahrer. Zum Marktstart stehen die drei bekannten Ausstattungslinien
Active, Ambition und Style zur Wahl, ein sportlich angehauchter Monte Carlo wird folgen.
Und unter der Haube?, werden Sie fragen. Nun, dazu hat Škoda in der Pressemappe genau null Wörter verloren. Der Grund: Es gibt in diesem
Bereich keine Innovationen. Gar keine. Der Fabia bleibt diesel-frei, überwiegend dreizylindrig, bekommt nicht einmal einen Mild-Hybrid - und
von Elektro ganz zu schweigen. Das ist eine unverständliche und perspektivisch mutige Entscheidung. Dennoch darf man annehmen, dass
der neue Fabia wiederum auf hohen Kundenzuspruch treffen wird, auch wenn das beim ebenfalls gut gemachten SUV-Schwestermodell Kamiq
überraschenderweise nicht so gelungen ist.