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Dienstag, 23. April 2024
Trinity-Fabrik entsteht neben dem Stammwerk / 2.000 Millionen Euro Investitionen

VW baut neues Werk in Wolfsburg

Volkswagen baut ein neues Werk – dieses Mal in Deutschland, direkt am Stammsitz. Los geht es im nächsten Jahr, die ersten Autos rollen 2026 vom Band – natürlich elektrisch, digital und ziemlich autonom. Das Projekt soll auch eine Blaupause für das Stammwerk und viele weitere Produktionsstätten sein.
VW baut neues Werk in Wolfsburg
Volkswagen
VW baut sein neues Werk neben das Stammwerk. VW-CEO Brandstätter, VW-Produktvorstand Vollmer,
Konzernchef Diess, oberste Betriebsrätin Cavallo, Ministerpräsident Weil und Personalvorstand Kilian
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Grünes Licht für das neue Elektroauto-Werk von Volkswagen: Am Abend hat der Aufsichtsrat grünes Licht für das Projekt gegeben. Geplant ist ein vollständig neues Produktionswerk, das in unmittelbarer Nähe des Wolfsburger Stammwerkes im Stadtteil Warmenau errichtet wird.

Die nahen Kreisstädte Gifhorn und Helmstedt, die sich Hoffnungen auf eine Ansiedlung gemacht haben, sind damit ausgeschieden. VW hatte auch einen Umbau der bestehenden Fertigung erwogen, dies aber wieder fallen gelassen. Der sog. Greenfield-Ansatz - Neubau auf der grünen Wiese - biete mittelfristig Vorteile bei der Wirtschaftlichkeit, heißt es zur Begründung. Außerdem werde so eine Störung der anstehenden Fahrzeuganläufe vermieden, insbesondere der des neuen Tiguan, des Tayron (bisher nur in China erhältliches SUV als Ersatz für den Tiguan Allspace) und des Golf-Facelifts.

Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 2023 beginnen. Volkswagen plant aktuell mit Investitionen von zwei Milliarden Euro für die Trinity-Fabrik. Der Name entspricht dem des Autoprojekts, das dort gebaut werden wird: Ein Elektroauto auf Basis der neuen konzernweiten SSP-Plattform, die im ebenfalls im Stammwerk geplanten neuen Campus Sandkamp (Investitionsvolumen 800 MIllionen Euro) entwickelt wird und über ihre Laufzeit nicht weniger als 40 Millionen Fahrzeuge tragen soll.

VW bezeichnet das Auto als den neuen "Leitstern der vollelektrischen Fahrzeugflotte" und "Kristallisationspunkt der Markenstrategie Accelerate". Wichtigste Eigenschaften sollen eine deutlich reduzierte Ladezeit und mehr als 700 Kilometer Reichweite sein, zudem soll Trinity bilanziell CO2-neutral gebaut, mit modernster Software versehen und bereit für das autonome Fahren auf Level 4 sein. Ziel ist eine Fertigung innerhalb von zehn Stunden, Mittel zum Zweck eine reduzierte Variantenvielfalt, weniger Einzelteile, bessere Logistik und natürlich (noch) mehr Automation - Tesla lässt grüßen.

Die neue Fabrik soll auch zum Vorbild für den schrittweisen Umbau der Produktion im Wolfsburger Stammwerk bis 2030 und sodann in allen weiteren Werken werden.

"Die Entscheidung des Aufsichtsrates ist ein wichtiger Meilenstein für die Transformation und die Zukunft des Produktionsstandortes Wolfsburg", sagte VW-CEO Ralf Brandstätter. Damit stärke man nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit des Stammwerkes und gebe der Belegschaft eine starke Langfristperspektive. "Mit Trinity und dem Werksneubau werden wir in der Automobilindustrie Maßstäbe setzen und Wolfsburg zum Leuchtturm für modernste und effiziente Fahrzeugproduktion entwickeln. Das zeigt: wirtschaftliche Transformation am Industriestandort Deutschland ist möglich."

VW-Konzernchef Herbert Diess lässt sich in der Mitteilung interessanterweise nicht zitieren. Die Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo bezeichnete die Entscheidung als "historische Weichenstellung für Wolfsburg". Die Wurzel des Unternehmens bleibe das Kraftzentrum des Konzerns und gewinne weiter an Bedeutung. Verabredet sei außerdem, dass rund um Trinity in Wolfsburg die Felder Batterie, Laden und Digitalisierung ausgebaut würden. "Das alles sichert Beschäftigung und gestaltet Transformation in Wolfsburg aus einem Guss."

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil bezeichnete die Entscheidung wenig überraschend als ein klares Bekenntnis zum Industriestandort Niedersachsen. Weil behauptete laut Mitteilung, der Reigen enorm erfolgreicher VW-Fahrzeuge vom Käfer über den Golf werde jetzt mit Trinity fortgesetzt. Ob sich das bewahrheiten wird, bleibt indes abzuwarten. Sollte sich VW entscheiden, zu früheren Standards in Sachen Design, Qualität und Anmutung zurückzufinden, scheint es durchaus möglich.

Das Wolfsburger Werk wird aber bereits ab 2023 "elektrisch", wenn dort auch der ID.3 produziert wird, der die vorgenannten Kriterien eher nicht erfüllt. Volkswagen betreibt weltweit über 100 Werke.
text  Hanno S. Ritter
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