Größer und praktischer, sicherer und vernetzter, sparsamer und schneller als bisher: Der VW Touran macht sich fit für
die nächsten Jahre. Deutschlands beliebtester Van fährt außerdem mit frischem Design und besserem Preis-/Leistungsverhältnis
vor – und unterstreicht: Die Zeit der ruhigen, zeitlosen VW-Cockpits ist vorbei.
Volkswagen
Komplett erneuert hat Volkswagen den Touran:
Der Van wird optisch und technisch in vielerlei Hinsicht besser
Denkst Du an einen Van, denkst Du an den Touran. Jedenfalls wenn Du zur Mehrheit gehörst, und die ist deutlich: Der VW Touran ist
seit Jahr und Tag Marktführer im gesamten Van-Segment. 1,9 Millionen verkaufte Exemplare und 33 Prozent Marktanteil selbst im
letzten Produktionsjahr 2014 sprechen eine deutliche Sprache. Zwölf dieser Jahre waren es insgesamt, eine Zeitspanne, in der man
anderswo einen Generationswechsel erlebt hätte. VW hat stattdessen zwei Facelifts vorgenommen, von denen speziell das zweite gut
gelungen war, kurzum: Die in Wolfsburg produzierte Baureihe war für Konzern, Mitarbeiter und Kunden gleichermaßen ganz offensichtlich
ein Glücksfall.
Das ist gleichzeitig fraglos eine hohe Bürde für den Nachfolger, von dem am Dienstag Abend in der Autostadt im Vorfeld der Messepremiere in Genf
endlich das Tuch gelupft wurde. Was darunter zum Vorschein kam, hat niemanden groß überrascht, und das muss kein Nachteil sein. Natürlich
ist das Auto größer geworden, schon um wieder mehr Abstand zum Golf Sportsvan herzustellen, natürlich basiert der Touran II wie Golf, Passat & Co.
nun auf dem Modularen Querbaukasten, natürlich ist er etwas leichter (bis zu 62 Kilogramm), etwas steifer (+ 25 Prozent) und windschlüpfriger
(Cw = 0,296) geworden, und natürlich halten nun die meisten der Technik-Highlights aus den anderen Baureihen Einzug.
Größere Karosserie bietet mehr Raum für Passagiere und Gepäck
In der Länge wächst der Touran um deutliche 13 Zentimeter auf nun 4,53 Meter, bleibt damit aber immer noch einer der kompaktesten
Vertreter seiner Klasse: der neue BMW 2er Gran Tourer etwa misst 4,56 Meter. Der Radstand macht das Wachstum nahezu komplett mit und
liegt nun bei 2,79 Metern (BMW: 2,78). Die Karosserie ist mit 1,814 Metern gut vier Zentimeter breiter als bisher, die Höhe sinkt leicht
um sechs Millimeter auf knapp 1,63 Meter. Was Besitzer kleiner Garagen oder Stellplätze Falten auf die Stirn zaubert, bringt Vorteile
bei Platzangebot und ist in Sachen Proportionen eine Steilvorlage für die Designer.
Zunächst ein Blick auf den Raum, der ja letztlich ein wesentliches Kriterium für Van-Käufer ist. Die Innenraumlänge wächst um 6,3
Zentimeter, mithin etwa die Hälfte des Gesamt-Zuwachses. Die drei Einzelsitze in Reihe 2 erhalten einen um vier auf 20 Zentimeter
erweiterten Verstellbereich, in der optionalen dritten Sitzreihe gibt es ein Plus an Beinfreiheit von gut fünf Zentimetern, der Kopfraum
wächst jeweils leicht. Weil die Sitze in Reihe 2 nun über eine Easy-Entry-Funktion verfügen, gestaltet sich auch der Zugang nach ganz
hinten etwas leichter.
Das Kofferraumvolumen beträgt 743 Liter beim Fünfsitzer, immerhin 48 mehr als bisher und fast 100 mehr als beim BMW. Die Werte bei
umgeklappter Rücksitzbank liegen noch nicht vor. Bei dachhoher Beladung schluckt der Fünfsitzer 1.040 Liter; wird bis zu den Vordersitzen
geladen, sind es 1.980 Liter, neun weniger als bisher. Die entsprechenden Werte für den siebensitzigen Touran betragen 917 und 1.857 Liter.
Fond-Sitze endlich flach einklappbar
Wichtiger als die reinen Literzahlen ist die merklich gesteigerte Flexibilität. So müssen die Sitze in Reihe 2 bei Nichtgebrauch nicht
mehr umständlich ausgebaut werden, sondern lassen sich flach im Boden versenken. So entsteht eine völlig ebene Fläche, die sich
rechts sogar bis zur Frontscheibe erstreckt, wenn man die Lehne des Beifahrersitzes nach vorne klappt (überwiegend Serie). Außer im Basismodell
bekommen Kunden darüber hinaus nun einen doppelten Laderaumboden, optional hält endlich auch das praktische Gepäckmanagement-System mit seitlichen
Schienen, in den sich Quer-Netze und Einteilungen verschieben lassen, Einzug. Zudem verbaut VW nun eine optimierte Laderaumabdeckung, die sich
bei Nichtgebrauch überdies in einer Halterung fixieren lässt.
Touran II bietet mehr Serienausstattung und mehr Optionen
Stichwort Ausstattung: Serienmäßig erhalten Touran-Käufer künftig die Multikollisionsbremse, Fahrer-Knieairbag und endlich die elektrische
Handbremse inklusive Auto-Hold-Funktion. Im neuen Touran sind alle Sitze mit Gurtwarnern ausgestattet, Isofix-Kinersitzhalterungen mit TopThether-Haken
gibt es auf allen drei respektive fünf Rücksitzen. Im Siebensitzer kommen außerdem Seitenairbags auch in Reihe 2 zum Einsatz. Die mittlere
Ausstattungslinie Comfortline verfügt zudem über den Front Assist mit City-Notbremsfunktion und künftig auch über Aluräder, der Highline
abweichend zu bisher über Ambientebeleuchtung und 17-Zöller.
Bei den verfügbaren Extras legt der Van noch stärker zu: Bestellbar sind künftig über die Assistenzsysteme ACC (Abstandstempomat),
Side Assist (Tote-Winkel-Überwachung) mit Ausparkassistent (Überwachung des rückwärtigen Querverkehrs) und den innovativen Trailer Assist
(Anhänger rückwärts einparken via Spiegelverstellschalter als Joystick-Lenkung) hinaus Lenkradheizung, das proaktive Insassenschutzsystem
und der Parkassistent neuester Ausführung im Angebot. Auch die elektrische Heckklappe mit Fußsensor ist bestellbar, nicht aber das digitale
Kombiinstrument des Passat.
Das Panorama-Glasdach ist etwas größer als bisher und wird im Topmodell mit einer seitlichen Ambientebeleuchtung versehen. Die vorderen Sitze
können optional elektrisch verstellt, die in Reihe 2 beheizt werden. Wer mit Kindern unterwegs ist, wird sich über die dortigen Sonnenschutzrollos
in den Seitenscheiben freuen. Last, but not least: Neu im Angebot sind eine Drei-Zonen-Klimaautomatik mit besonders effektiver Luftfilterung
und Bedienteil in Reihe 2 (Serie im Topmodell) und LED-Scheinwerfer, die die Xenon-Vorgänger ablösen. Sie werden in zwei Ausbaustufen ohne und
mit adaptivem Kurvenlicht und maskiertem Dauer-Fernlicht angeboten. Nur diese Topvariante verfügt auch über LED-Tagfahrlicht - hier wird VW entgegen
dem Branchentrend immer geiziger.
Motorenpalette: Mehr Dampf, mehr Effizienz
Geiziger sind auch die neuen Motoren, was den Verbrauch angeht. Sie sind allesamt mit Start-Stopp-Technik und Rekuperation ausgerüstet und
verbrauchen auf dem Prüfstand bis zu 19 Prozent weniger. In der Praxis sollte sich jedenfalls die Hälfte davon realisieren lassen. Die je
drei Benziner und Diesel sind auch allesamt stärker als die Vorgänger. Die Otto-Aggregate leisten 110, 150 und 180 PS (bisher: 105, 140 und
170 PS), eine Variante mit Zylinderabschaltung ist zunächst nicht vorgesehen. Der Basis-Diesel 1,6 TDI kommt ebenfalls auf 110 PS, die 2,0
TDI auf 150 und 190 PS (140 und 177 PS). Die Topmodelle verfügen serienmäßig über das Doppelkupplungsgetriebe, im Übrigen ist es außer für
den Basis-Benziner als Extra erhältlich. TGI- und Allrad-Modelle werden später folgen.
Die meisten Verbrauchswerte liegen noch nicht vor. Beispielhaft genannt seien die 5,4 Liter des 1,4 TSI mit DSG gegenüber 6,6 Liter des
entsprechenden Vorgängers und die 4,1 Liter des Basis-Diesel (DSG), der bisher bestenfalls auf 4,5 kam.
Design im Stile des Hauses
Und wie sieht er aus, der Touran II? Nun, so wie erwartet. Natürlich nimmt der Van Design-Anleihen bei Passat und Golf Sportsvan, tritt
schon durch die neuen Proportionen erwachsener und sportlicher auf, trägt die aktuell angesagteren eckigeren Linien als zuvor.
Erwähnenswert sind die nun stehenden Außenspiegel, der gegenüber den Scheinwerfern nicht mehr hervorstehende Grill, die nun eckigen
Nebelleuchten, das größere und dynamischer gezeichnete vordere Dreiecksfenster und die Dachreling ohne Mittelbefestigung und mit
schwarzen Füßen.
In der Seitenansicht fallen die kräftigen Einzüge unten in den Türen ebenso auf wie die reduzierte Höhe des Fensterbandes, vor allem
aber die sog. Charakterlinie auf Höhe der Türgriffe. Die B-Säule ist nun hochglänzend schwarz ausgeführt. Die C-Säule haben die Designer
schlanker ausgeführt, während die D-Säule markentypisch etwas breiter wird. Die hinteren Türen erhalten einen geraden Abschluss, der
durch die Radhäuser verläuft, der Tankdeckel die neuerdings VW-typische Parallelogramm-Form. Wie beim Golf Sportsvan gibt es auch
für den Touran endlich In Chrom gefasste Seitenfenster (Extra bei Comfortline, Standard bei Highline).
Die Heckleuchten reichen wie die Scheinwerfer weiter in die Flanken als bisher und sind endlich, wenn auch nur gegen Aufpreis, mit LED-Technik
zu haben. Ob es sich dabei wie bei VW so oft nur um Teil-LED-Technik habdelt, bleibt abzuwarten. Die Heckscheibe wird gerader und reicht künftig
direkt bis zur D-Säule, die Heckleuchten verbindet eine Sicke, und der Kennzeicheneinsatz zeigt sich stärker betont. Die Endrohre sind wieder
sichtbar, ein Diffusor bildet den optischen Abschluss in der deutlich ausgeformten Heckschürze.
Gewöhnungsbedürftiges Armaturenbrett
Der Blick ins Interieur dürfte manchen Touran-Interessenten zunächst verschrecken. Wo der Van bisher zwar ein bisschen in die
Jahre gekommen, aber doch schlicht und zeitlos aussah, fällt das Auge nun auf eine unruhige, teils glänzend schwarz ausgeführte
Formgebung, die alles ist, nur nicht ruhig, symmetrisch oder zeitlos. Speziell die zentralen, weit oben angeordneten und kleinen
Luftauslässe sind ungewohnt, unter der linken Luftdusche gibt es jetzt ein zusätzliches offenes Fach, und die Mittelkonsole ist
wie im Golf zum Fahrer geneigt und nach vorne hin ansteigend. Das Lenkrad steht etwas steiler als bisher.
Bis zu 47 Ablagefächer preist Volkswagen an, erwähnenswert ist die neue offene Ablage links vom Lenkrad, das geschlossene zweite
Handschuhfach, das je nach Ausstattung als Mediafach ausgeführt ist, sehr große Türtaschen und ein herausnehmbarer großer Behälter
in der Jumbo-Box unter der vorderen Mittelarmlehne. Die Kofferraumbeleuchtung lässt sich nun à la Škoda als Taschenlampe herausnehmen.
Dazu kommen etliche Dinge, die inzwischen bei VW Standard sind, für Eigner des aktuellen Touran aber noch nicht: Die schöneren und
vor allem praktischeren Türgriffe innen, die Klimabedieneinheit mit Displays und Halbgradschritten oder das abgeflachte Lenkrad
seien beispielhaft erwähnt.
Klar, dass auch die neuen Infotainmentsysteme zum Einsatz kommen, inklusive der Spiegelungs-Funktionen MirrorLink, Apple CarPlay
und Google Android Auto für Smartphones. Was modern klingt, ist de facto aber nur ein Anfang, weil die Handys dafür
kabelgebunden gekoppelt werden müssen und weil nur wenige Apps auch tatsächlich gespiegelt werden können, beim iPhone etwa
lediglich die für Telefon, Karten, Nachrichten und Musik. Wer Spotify, Facebook, Twitter, WhatsApp oder was auch immer nutzen will,
profitiert davon nicht, das propagierte "Höchstmaß an Konnektivität" ist tatsächlich reines Wunschdenken.
Start im Herbst 2015 mit besserem Preis-/Leistungsverhältnis
Die Markteinführung des neuen Touran ist für September vorgesehen, also ungefähr zeitgleich mit der Messepremiere des neuen Tiguan.
Preise liegen noch nicht vor, sollen sich aber weitgehend am jetzigen Niveau orientieren. Konkret bedeutet das aller Voraussicht nach:
Der Touran II wird außer in der Basis etwas teurer, aber nicht in dem Maße, wie er besser und besser ausgestattet wird. Vorauszusagen,
dass der Touran seine Erfolgsgeschichte damit mindestens fortsetzen wird, ist kein Meisterwerk. Trotz neuer Konkurrenz aus München
dürfte sich der Marktanteil zumindest in den ersten Jahren sogar nochmals erhöhen.
Insgesamt ist 2015 für die Wolfsburger vor allem ein Van-Jahr: Auf den
deutlich renovierten Caddy,
den
leicht aktualisierten Sharan und den nun gezeigten ganz neuen Touran folgt im Jahresverlauf auch
noch der T6 Multivan.