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Viel Leder und Holz im Interieur: G 55 AMG |
DaimlerChrysler |
Für den Einsatz des AMG-Kompressortriebwerks waren umfangreiche Modifikationen und Neuentwicklungen in den Bereichen
Antrieb, Fahrwerk und Bremsanlage nötig. So stellt etwa eine neue Ölwanne die Versorgung mit Schmierstoff in allen
Fahrzuständen sicher, die Absenkung der Ladeluft nach dem Prinzip eines Luft-Wasser-Wärmetauschers übernehmen ein
motorseitiger Ladeluftkühler und zwei Niedertemperaturkühler im Fahrzeugbug. Ferner kümmert sich ein leistungsfähiger
Elektrosauglüfter um nicht ausufernde Kühlwassertemperaturen auch bei hoher Belastung.
Dazu kommt eine neu konzipierte Abgasanlage mit vergrößerten Rohrquerschnitten, die für geringen Abgasgegendruck
und gleichzeitig für niedrige Emissionswerte sorgen soll; der potente G ist denn auch nach EU4 eingestuft. Die
Auspuffendrohre trägt der AMG-G wie bereits bisher nicht am Heck, sondern an den Seiten: Je zwei ovale, schräg
austretende Doppelendrohre vor den Hinterrädern zeigen zusammen mit dem typischen V8-Sound die motorische Kraft des
Offroaders - und wecken ganz nebenbei Assoziationen an den SLR McLaren.
Die gesteigerte Fahrdynamik erforderte auch eine komplette Überarbeitung von Fahrwerk und Bremsanlage. In diesem Sinne
haben die Ingenieure dem G u.a. härtere Federn, neu abgestimmte Gasdruckstoßdämpfer und große rundum innenbelüftete
Bremsscheiben spendiert. Auch die Allradtechnik, bestehend aus Geländeuntersetzung, drei manuell zuschaltbaren
100-Prozent-Sperrdifferenzialen, ESP und elektronischem Traktions-System 4ETS, wurden dem gestiegenen Leistungs- und
Drehmomentangebot angepasst.
Die Optik des G-Klasse-Flagschiffs wurde dagegen nicht verändert: AMG-Leichmetallräder im Fünf-Speichen-Design, 18
Zoll-Format und mit glanzgedrehtem Tiefbett nebst 285/55er-Reifen gehören dazu, außerdem die Kotflügelverbreiterungen in
Wagenfarbe, seitliche Trittleisten aus Edelstahl, Zierleisten aus gebürstetem Aluminium, ein silbern lackierter
Kühlergrill sowie, man hätte es besser gelassen, "V8 KOMPRESSOR"-Schriftzüge auf den vorderen Kotflügeln.
Beim Einsteigen fällt der Blick zunächst auf Edelstahl-Einstiegsleisten mit blau leuchtenden AMG-Logos und dann auf
feinstes Leder "designo". Platz genommen wird vorne auf beheizten und elektrisch verstellbaren Sitzen mit Memory-Funktion,
und beim G bedeutet elektrisch im Gegensatz zu manch modernem Mercedes auch noch vollelektrisch, also auch hinsichtlich
der Kopfstützen. Weniger schön sind Armaturenbrett und Mittelkonsole, die prinzipiell aus der auslaufenden C-Klasse stammen
und schon hier oft und zu Recht kritisiert wurde. Neben dem Halbkreistacho gibt es also nur einen Drehzahlmesser und eine
große Tankanzeige sowie das Display - schade, die älteren G haben hier mit dem klassischen Armaturenbrett einen schöneren
und funktionelleren Anblick geboten. Die AMG-Variante versucht, es durch einen 260 km/h-Tacho, rote Zeiger und einen
AMG-Schriftzug zu verbessern, aber das ist letztlich nur ein Versuch.
Serienmäßig sind außerdem eine Klimaautomatik und das COMAND-System mit Navigationsfunktion. Andere luxuriöse Zutaten
lassen sich die Stuttgarter aber selbst im teuersten G aller Zeiten extra vergüten. Womit wir beim Preis wären:
Rund 108.200 Euro muss man nicht nur besitzen, sondern auch entbehren können für einen nur in Langversion zu
habenden G 55 AMG. Das sind 5.700 Euro mehr als bisher oder fast das Doppelte eines eh schon teuren G 270 CDI.
Dafür bekommt man alternativ auch eine kleine Wohnung, gewiss, und dennoch kann man jenen, die es sich leisten können,
nur empfehlen, bald zuzuschlagen: Auch wenn es bisher nicht offiziell ist, so deutet doch vieles darauf hin, dass die Tage
der G-Klasse gezählt sind. Der Nachfolger wird wohl auf der nächsten M-Klasse aufbauen - und damit aller Voraussicht nach
ein gutes, aber kein besonderes Auto mehr sein. Wem das AMG-Modell zu teuer ist, bekommt auch nach wie vor den normalen
G 500. Hmmm, auch 80.000 Euro sind beileibe kein Pappenstil ... aber der G ist ja auch eine Anschaffung fürs Leben.