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Neu ab November: BMW X3 II |
BMW |
Der BMW X3 ist ein gutes und zuverlässiges Auto, aber nicht eben ein besonders schönes und komfortables.
Diese Schwachstellen will BMW bei der jetzt präsentierten zweiten Generation ausmerzen: Der X3 wird SUVeräner,
weil größer und gelungener, stärker und sparsamer, technischer – und teurer.
Wenn BMW ein neues Auto vorstellt, verschickt der Konzern gerne mal gegen Mitternacht achtzigseitige
Pressemappen an die Journalisten. Was soll man da denken, wenn die ersten Infos zum neuen X3 zwar
pünktlich mitten in der Nacht eintrudeln, aber gerade einmal zehn Seiten umfassen? Ihr PR-Kollegen
habt uns doch nicht etwa erhört? Man weiß es nicht genauer, will aus verschiedenen Gründen bloß nicht
nachfragen - und genießt still die Würze, die in der Kürze liegt.
Fest steht: Mit dem Produkt als solchem hat es nichts zu tun, denn der erste Eindruck, den die Neuauflage des X3
hinterlässt, ist praktisch durchgehend positiv. Das SUV, das BMW nach wie vor eigenständig als SAV ("Sports Activity Vehicle")
bezeichnet, ist erwachsen geworden. Acht Zentimeter sind es, die den alten und den neuen X3 voneinander trennen.
Mit knapp 4,65 Meter ist der neue X3 damit fast so lang wie der erste X5 und hält wieder einen ordentlichen
Respektabstand von 20 Zentimetern zum X1. Das wird nicht jedem gefallen, sorgt aber für einen stimmigeren,
wesentlich, nun ja, erwachsener wirkenden Auftritt, und natürlich ermöglicht das Wachstum mehr Platz
für Passagiere und Gepäck.
Beispiel Kofferraum: 550 bis 1.600 Liter transportiert der neue BMW X3, 480 bis 1.560 sind es beim
auslaufenden Modell. Dazu kommt, dass sich die Rückenlehne der Fondsitzbank nun im Verhältnis 40:20:40
teilen lässt, was die Flexibilität erhöht. Einen ebenen Laderaumboden haben die Ingenieure dagegen
auch im neuen Modell nicht hinbekommen.
Bessere Arbeit haben die Designer geleistet, die das beliebte SUV nach dem Grundsatz "Evolution statt
Revolution" neu gezeichnet haben. Weil das Grundlayout und viele BMW-typische Details nur im Detail
aufgefrischt wurden, ist der Neue sofort als BMW und auch als X3 identifizierbar. Auffällig sind die
gerade geschnittenen Scheinwerfer mit sympathischerweise weiterhin außenliegenden Blinkern, die
allerdings im Gegensatz zu den 3er-Modellen unsympathischerweise nicht über LED-Technik verfügen, ferner
die markante "Charakterlinie" auf Höhe der Türgriffe, ein weniger stark ausgeprägter schwarzer Abschluss
der Türen, und die im aktuellen Markenstil gehaltenen Rückleuchten.
Der Heckwischer steht jetzt rechts, die dritte Bremsleuchte wird schmaler, und der nicht lackierte Bereich
der Heckschürze ist in deren mittleren statt unteren Teil zu finden. Wesentlich liebevoller geformt
zeigt sich die Fensterlinie, die bereits im Bereich des Dreiecksfensters in der hinteren Tür ansteigt
und in einem merklich eleganter geschnittenen dritten Seitenfenster mündet. Gewöhnungsbedürftig ist diese Linie
dagegen am vorderen Außenspiegel, wo sie ebenfalls leicht ansteigt.
Auch der Innenraum erscheint wertiger als zuvor. Dazu tragen die nun wieder einzeln sitzenden Rundinstrumente
für Tankinhalt und Wassertemperatur, größere und feiner darstellende Displays und der feststehende statt
ausfahrende Monitor in der Mittelkonsole bei, der in der höchsten Ausbaustufe nicht weniger als 8,8 Zoll
(21,5 cm) groß ist. Natürlich gibt es auch neue Lenkräder, die bessere Klimabedieneinheit, unauffälligere
Innentürgriffe - auf der Fahrerseite allerdings wenig praktisch nur noch horizontal ausgeführt - und den
ebenso futuristischen wie stylishen Wählhebel.
Apropos Wählhebel: Er bedient nun auch im X3 die Achtgang-Automatik. Diese wiederum ist stets gekoppelt an ein
Start-Stopp-System. Der Wandlerautomat ist im Topmodell X3 xDrive35i - die kryptischen Modellbezeichnungen
hat BMW nicht entsorgt - serienmäßig und im vorläufigen Basismodell xDrive20d optional zu haben. Dieser
Diesel leistet jetzt 184 statt bisher 177 PS, kann aber dennoch mit einem um 14 Prozent niedrigeren
Verbrauch aufwarten: Unabhängig vom Getriebe nennt das Datenblatt 5,6 Liter im kombinierten Norm-Modus.
Bisher waren es - bereits gute - 6,5 bis 6,7 Liter.
Der Reihensechszylinder-Benziner leistet jetzt 306 PS und verbraucht dabei 8,8 Liter im Mittel. Zum Vergleich:
Das bisherige Topmodell kam auf 272 PS bei 9,5/9,7 Liter. Weitere Motoren stehen zur Markteinführung am
20. November noch nicht bereit, werden im Laufe des Jahres 2011 aber zahlreich folgen. Ein Hybridmodell
dagegen steht vorläufig nicht auf der Agenda.
Ob sich BMW auch zu einem Modell ohne Allradantrieb wird hinreißen lassen, steht noch nicht
fest. Das Streben nach neuen Verbrauchsrekorden und das Ködern zusätzlicher Kunden durch niedrigere
Preise spricht dafür, Imagegründe dagegen. Vorläufig also ist der permanente Allradantrieb mit
variabler Verteilung des Antriebsmoments zwischen Vorder- und Hinterachse serienmäßig.
Mit der optionalen "Performance Control" lässt sich das Handling steigern. Gezieltes Abbremsen
des kurveninneren Hinterrads bei gleichzeitiger Erhöhung der Antriebsleistung sorgt dafür, dass
das Fahrzeug besonders spontan und präzise einlenkt.
Das Fahrwerk als Kombination einer Doppelgelenk-Zugstrebenachse vorn mit einer Fünflenker-Hinterachse
ist völlig neu entwickelt. Es soll den X3 nicht zuletzt in punkto Komfort auf eine neue Stufe heben.
Neu bei einem X-Modell ist die elektromechanische Servolenkung.
Optional steht die "Dynamische Dämpfer Control"
zur Wahl. Die elektronisch geregelten Dämpfer passen sich adaptiv sowohl der Fahrbahnbeschaffenheit als auch
dem Fahrstil an. Das Kennfeld der Dämpferregelung kann vom Fahrer über die "Fahrdynamik-Control" beeinflusst
werden. Die erstmals für einen X-BMW verfügbare Funktion ermöglicht es, per Tastendruck zwischen den
Modi "Normal", "Sport" und "Sport+" zu wählen. Neben dem Dämpfungsverhalten werden so auch die Gaspedalprogression,
das Ansprechverhalten des Motors, die Kennlinie von Servolenkung und ESP und ggf. die Schaltdynamik der
Automatik beeinflusst.
Nicht angeboten werden bis auf Weiteres Tote-Winkel-Überwachung, Spurhaltefunktion und derlei weitere Assistenten.
Neu im Extra-Programm sind u.a. Rückfahrkamera, Geschwindigkeitsregelung mit Bremsfunktion, Head-up-Display,
Fernlichtassistent, elektrisch betätigte Heckklappe und die elektrisch herausschwenkbare Anhängekupplung.
So viel Fortschritt hat natürlich seinen Preis, wobei die Aufschläge unterschiedlich ausfallen: Während
für den X3 xDrive20d mit manuellem Getriebe mit 39.100 Euro nur 500 Euro mehr als beim Vorgängermodell
aufgerufen werden, liegt die Differenz zwischen dem neuen 35i und dem bisherigen 30i bei 6.650 Euro.
Mit 51.850 Euro ist der schnelle X3 damit ebenfalls in X5-Regionen vorgestoßen.
Dennoch: Vorausgesetzt, der künftig im US-amerikanischen BMW-Werk statt bei Magna in Österreich produzierte
X3 behält seine gute Qualität, dürfte einer Fortschreibung der Erfolgsgeschichte - 600.000 Exemplare
in sechs Jahren - nichts im Wege stehen. Trotz der dünnen Pressemappe.