Optisch deutlich aufgehübschtes SUV / Keine Plug-in-Variante
Facelift Škoda Karoq: Das zweite Gesicht
Der Karoq ist ein gutes Auto, ein für Škoda wichtiges Auto – und für manche potentielle Kunden ein zu braves Auto.
Jetzt haben die Tschechen das SUV überarbeitet. Vieles ist dabei gelungen, doch es bleiben Wünsche offen.
Škoda
Mit aufgepepptem Design und neuen Optionen
fährt der Škoda Karoq in die zweite Lebenshälfte
Vier Jahre und über eine halbe Million Exemplare nach dem Start ist es Zeit für eine Auffrischung beim Škoda Karoq.
Für die zweite Lebenshälfte erhält das nach dem Octavia zweitwichtigste Model der VW-Tochter ein überarbeitetes Design
und neue Technik-Optionen.
Optisch gibt sich das facelift zunächst an einem prägnanteren, weil breiteren und hexagonal geformten Kühlergrill zu
erkennen, wie man ihn von den meisten anderen Modellen der Marke kennt. Das sorgt schon für sich genommen für einen
selbstbewussteren Auftritt, wird aber zusätzlich verstärkt durch eine ebenfalls angepasste Frontschürze mit stärkerer
dreidimensionaler Formgebung und seitlichen Air Curtains, die einen Schuss Sportlichkeit und Modernität ins Spiel bringen.
Schönere und bessere Scheinwerfer
Die Maßnahme wird durchaus gelungen abgerundet von nun flacheren Scheinwerfern, die an der Unterkante einen Knick aufweisen
und so eine zweigeteilte Optik beim Tagfahrlicht und Blinker erzeugen. Optional lässt sich endlich Matrix-Technik ordern.
Dabei sind in beiden Frontscheinwerfern jeweils zwei LED-Module übereinander angeordnet. Beide sind für Abblend- und Fernlicht
zuständig und sorgen für eine markante Vier-Augen-Leuchtgrafik. In der Standardausführung verfügt der Karoq serienmäßig
über LED-Module im oberen Scheinwerfer, im unteren Gehäuse sind separate Nebelscheinwerfer angeordnet.
Räder mit Aero-Einsätzen
An der Seitenansicht gibt es Facelift-typisch keine Änderungen, sieht man einmal von zwei neuen Metallic-Lackierungen und neuen Räderdesigns
ab. In der Basisausführung schämt sich Škoda nicht, weiterhin 16 Zoll kleine Stahlräder zu montieren. Maximal sind 19-Zöller möglich. Nicht weniger
als sechs der nun insgesamt neun statt fünf verfügbaren Felgen sind als sog. Aero-Versionen ausgeführt, sie tragen Einsätze aus Kunststoff, die den
Luftwiderstand positiv beeinflussen sollen und die man modern finden kann, aber nicht schön finden muss. Apropos Luftwiderstand:
Auch die Air Curtains, ein bei den Allrad-Modellen besser verkleideter Unterboden und der verlängerte Heckspoiler mit kleinen,
seitlichen Finlets folgen diesem Ziel. Insgesamt soll sich der Fortschritt auf neun Prozent belaufen, der Luftwiderstandsbeiwert
sinkt auf Cw=0,30.
Anders als bei den Rädern darf man dem Dachkantenspoiler aber auch einen optischen Fortschritt attestieren. Er ist nicht nur länger
geworden, was die Heckscheibe optisch kleiner wirken lässt, sondern durch eine "Delle" im mittleren Bereich auch sportlicher in
der Erscheinung. Das neue Design bedingt außerdem eine breitere und wesentlich schicker integrierte dritte Bremsleuchte.
Rückleuchten simply clever
Womit sich die nächste Überleitung anbietet, nämlich zu den Rückleuchten. Endlich verfügen sie über Voll-LED-Technik
und (ab der zweiten Ausstattungslinie) über einen animierten Blinker. Fast noch wichtiger ist aber die neue Formgebung der
äußeren Bereiche, die wesentlich eleganter erscheint als die bisherige Lösung. Technisch hat Škoda hier - wenn uns die
Bilder nicht in die Irre leiten - noch einen Kniff angewandt, den man so bisher nicht bzw. fast nicht kannte: Der innere
Bereich des zweigeteilten Blinkers fungiert gleichzeitig als Rückfahrleuchte, kann also je nach Bedarf gelb oder weiß
leuchten. Simply clever, Škoda.
Schon wegen der neuen Leuchtenform gehen die Änderungen auch am Heck mit einer modifizierten Schürze einher. Diese
ist im äußeren seitlichen Bereich kantiger als bisher gestaltet, vor allem aber ist sie endlich lackiert - leider nur
im oberen Bereich. Wer hier mehr will, bekommt es beim Topmodell "Sportline", das sich auch vorne etwas mehr Lack gönnt
und im Übrigen auf das bewährte Stilmittel "schwarz statt Chrom" setzt - bei der Grilleinfassung, der Fenstereinfassung,
den Schriftzügen am Heck und der Dachreling.
Neue Ausstattungen
Von der Optik zur Technik: Neu im Sonderausstattungsprogramm sind neben dem Marix-Licht der Anhänger-Rangierassistent, ein
360-Grad-Kamerasystem, die Drei-Zonen-Klimaautomatik und der Notfallassistent, der eingreift, wenn der Fahrer etwa durch
einen medizinischen Notfall keine Kontrolle mehr über das Fahrzeug hat. In diesem Fall aktiviert die Technik den Warnblinker
und bremst das Fahrzeug bis zum Stillstand ab. Der Proaktive Insassenschutz reagiert jetzt zusätzlich zur Aufprallgefahr vorne
oder einer Notbremsung auch auf drohende Gefahren von hinten. Das System schließt dann Fenster und Panoramadach, strafft die Gurte
und aktiviert den Warnblinker.
Dank einer verbesserten Kamera soll die Verkehrszeichenerkennung nun besser als zuvor funktionieren. Weiterhin erhältlich
und alles andere als selbstverständlich sind Seitenairbags für hinten und ein Knieairbag für den Fahrer, Mitten-Airbags
dagegen erhält der Karoq nicht.
Die Infotainment-Systeme bleiben bei 6,5, 8,0 und 9,2 Zoll Größe, basieren jetzt aber auf der dritten Generation des
konzernweit genutzten sog. Modularen Infotainmentbaukastens. Neu ist eine kabellose Anbindung von Apple CarPlay und
Android Auto. Karten- und Software-Updates für diese Systeme - nicht für das Auto selbst - werden "over the air"
eingespielt.
Mickrige Kombiinstrumente
Vom Zentraldisplay zum Kombiinstrument: Zunächst verfügt der Karoq weiterhin über analoge Anzeigen. Sobald die Chipkrise
es zulässt, stellt Škoda aber auf ein Digitalcockpit um - das dann mickrige acht Zoll klein sein wird. Selbst manche
Kleinwagen bieten da über 50 Prozent mehr. Gegen Aufpreis kommt das bekannte, konfigurierbare System mit seinen
immer noch kleinlichen 10,25 Zoll zum Einsatz.
Die weiteren Änderungen im Interieur beschränken sich auf neue Dekorleisten am Armaturenbrett und in den Seitenverkleidungen,
die je nach Ausstattungslinie und persönlichen Vorlieben sehr unterschiedlich ausfallen können. Neu im Angebot ist das
sogenannte "Eco"-Paket als nachhaltige Variante für Bezüge und Leisten, die dann komplett "animal-free" respektive vegan
und teilweise aus Recyclingmaterialien hergestellt sind. Neu im Programm ist eine elektrische Verstellung mit Memoryfunktion
auch für den Beifahrersitz und eine elektrische Bedienung der Lordosenstützen. Das auf Wunsch erhältliche VarioFlex-System mit
verschiebbaren Rücksitzen im Verhältnis 40:20:40 bleibt ebenso erhalten wie das primitive Gepäcktrennnetz ohne Kassette.
Antrieb unverändert, kein PHEV
Das Thema Antrieb spart Skoda in der Pressemappe vollständig aus, heißt: Alles bleibt beim Alten. Das ist schade, denn sowohl
ein starker Diesel als auch ein staatlich gefördertes Plug-in-Modell werden sich viele Interessenten wünschen - aber weiterhin
nur im Kodiaq bekommen. Und weil es also kaum einen Grund gibt, unter die Haube zu gucken, gibt es dort auch künftig keinen
Haubenlift, wie ihn schon der Octavia hat.
Insgesamt hat der Karoq vor allem im Exterieur optisch deutlich gewonnen und dürfte in seiner zweiten Lebenshälfte kaum weniger erfolgreich
sein als in der ersten. Dennoch sind die fehlenden Antriebsoptionen, das kleine Instrumentendisplay, das primitive Gepäckraumnetz
und die Rädereinsätze Ärgernisse, die nicht hätten sein müssen. Die größten Probleme speziell für Familien bleiben jedoch die
langen Lieferzeiten und das in den angenehmeren Varianten hohe Preisniveau.