Der Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Reinhard Klimmt, hat die
aufkommende Kritik
an der geplanten Verschärfung der bisherigen Promille-Regelung entschieden zurückgewiesen.
Erste Analysen der Bundesanstalt für Straßenwesen belegten, dasss "die Ausdehnung der
0,8-Promille auf 0,5-Promille" im Jahr 1998 zu einem Rückgang der Alkoholunfälle
geführt habe. Die für 2001 geplante Verschärfung der Sanktionen bei Überschreitung der
0,5-Promille verspreche daher einen weiteren Rückgang und könne zur Rettung von
Menschenleben beitragen.
Klimmt erklärte, Alkohol am Steuer sei kein Kavaliersdelikt, sondern noch immer in viel
zu großem Umfang Ursache für Verkehrsunfälle, oftmals mit tödlichen Folgen. Wer vor
dieser Tatsache aus welchen Gründen auch immer die Augen verschließe, handele unverantwortlich.
Auch die Einführung anderer Sicherheitsstandards wie beispielsweise die Gurtpflicht habe
stets zu Verhaltensveränderungen und damit zur Rettung von Menschenleben im Straßenverkehr
beigetragen. In diesem Zusammenhang wies Klimmt auf die im ersten Quartal 2000 wieder
gestiegenen Unfallzahlen hin. Insbesondere Politiker, die diese Daten zum Anlass genommen
hätten, mehr Engagement für die Verkehrssicherheit zu fordern, seien gut beraten, sich jetzt
zurückzuhalten und die Alkoholproblematik nicht zu verharmlosen.
Für die zweite Jahreshälfte kündigte Klimmt ein Verkehrssicherheitsprogramm an. Er will
damit die Belange der Verkehrssicherheit noch stärker im Bewusstsein der Öffentlichkeit
verankern. Besonders Risikogruppen sollen dabei verstärkt ins Auge gefasst werden. Sicherheit
im Verkehr sei eine langfristige Aufgabe, Erfolge in diesem Bereich seien auch auf das Engagement
aller Beteiligten angewiesen. Klimmt: "Wir haben kein Abonnement auf sinkende Unfallzahlen
und weniger Verkehrstote. Wir alle müssen etwas dafür tun."
Kommentar: Da hat der Herr Verkehrsminister sicherlich recht, wenn es natürlich auch ein
Allgemeinplatz par excellence ist. Daran wiederum haben wir uns ja bei Aussagen unserer Politiker
- gleich welcher Coulor - paradoxerweise längst gewöhnt. Dass aber die Argumentation derart
unsauber und teilweise gar in sich widersprüchlich ist, finden wir doch bemerkenswert. Wenn
beispielsweise die Gurtpflicht zur Rettung von Menschenleben beigetragen hat, wie können Sie
dann "in diesem Zusammenhang" auf die wieder
gestiegenen Unfallzahlen hinweisen, Herr Minister?
Und was Sie mit der "Ausdehnung der 0,8-Promille auf 0,5-Promille" meinen, können wir auch
nur erahnen. Oder sind Sie hier nur von einem unmotivierten Pressereferenten falsch zitiert worden? (hsr)