BMW
Facelift für die
BMW 7er-Reihe
Knapp vier Jahre nach dem Start überarbeitet BMW sein Flaggschiff 7er-Reihe. Stärkere und dabei deutlich sparsamere Motoren
treffen auf mehr Fahrkomfort und Optionen, während das Design nur behutsam modernisiert wird.
Äußerlich sind die Neuerungen insgesamt zurückhaltend ausgefallen. So dürfte die modifizierte BMW-Niere mit voluminöserem Chromrahmen
und nun neun statt vormals zwölf Streben sowie die überarbeitete Frontschürze mit mehr Chromschmuck und dreigeteilter Optik nur
BMW-Kennern wirklich ins Auge fallen.
Dies gilt auch für die Spiegelblinker, die Chromleiste zwischen den Rückstrahlern in der Heckschürze, die verschiedenen Rottöne in
den Heckleuchten, die um acht Millimeter gesenkte Fahrzeughöhe und das etwas deplatziert wirkende XDrive-Schildchen auf dem
Kofferraumdeckel bei den Allrad-Modellen. Optional liefert BMW jetzt Voll-LED-Scheinwerfer; die Nebelscheinwerfer sind stets
in LED-Technik ausgeführt.
Fahrwerksseitig sollen neben einem optimierten Chassis-Setup mit modifizierten Gummilagern und neuen Dämpfern, die jetzt
modellübergreifend serienmäßige Hinterachs-Luftfederung mit Niveauregulierung und neu abgestimmte Software für die Regelsysteme
zu einem spürbaren Plus an Fahrdynamik und -komfort führen.
Neu im Modellprogramm ist der 750d xDrive. Unter seiner langen Haube arbeitet der weltweit stärkste Reihen-Sechszylinder-Diesel.
Hier arbeitet die "TwinPower"-Turbotechnik erstmals mit drei Turboladern und einer weiterentwickelten Common-Rail-Direkteinspritzung,
die den Kraftstoff mit bis zu 2.200 bar in die Brennräume presst. Derart präpariert entwickelt das Dreiliter-Aggregat eine Höchstleistung
von 381 PS und ein Drehmoment-Maximum von nicht weniger als 740 Newtonmeter, das bereits bei 2.000 Touren anliegt. So motorisiert
sprintet die große Limousine in 4,9 Sekunden auf das Bundesstraßen-Tempolimit. Den Normverbrauch der serienmäßig nach der Abgasklasse
EU6 zertifizierten Limousine beziffert BMW auf 6,4 Liter - die Größenordnung eines VW Tiguan mit gut einem Drittel der Leistung.
Im 740d leistet der Motor jetzt ebenfalls imposante 313 PS - vor einigen Jahren musste man dafür noch einen Zehnzylinder bemühen -
und erreicht ein um 30 auf 630 Nm gesteigertes Drehmoment. Als Verbrauch stehen hier nur noch 5,7 Liter im Datenblatt, das sind
1,2 Liter oder 17 Prozent Fortschritt. Darunter rangiert der 730d, der mit nun 258 statt bisher 245 PS und 650 statt 540 Nm
ebenfalls noch hohen Fahrspaß verspricht. In Sachen Verbrauch lohnt sich der Verzicht allerdings kaum: 5,6 Liter lautet der
kombinierte Prüfstandswert, womit der 730d aktuell das sparsamste Oberklasse-Fahrzeug ist. Ja, richtig gelesen, der BMW mit
Sechszylinder ist jetzt minimal sparsamer als die S-Klasse mit Vierzylinder - jedenfalls auf dem Papier. Zudem liefert BMW den 730d
optional ebenfalls mit EU6-Einstufung aus.
Bei den Benzinern bleibt der 760i mit V12-Antrieb unverändert an der Spitze. Darunter, im 750i, erreicht der Achtzylinder jetzt
450 PS (bisher: 407) Leistung, 650 (600) Nm Drehmoment und 8,6 (11,4) Liter Normverbrauch. Der 740i mit Sechszylinder-Antrieb wird
ebenfalls deutlich effizienter (7,9 statt 9,9 Liter Verbrauch); die hier minimal gesunkene Leistung (320 statt 326 PS) nicht
alltagsrelevant ist. Der gleiche Motor arbeitet nun auch im Hybrid-Modell. Der Verzicht auf zwei Zylinder und entsprechend auf Leistung
wirkt sich ebenfalls deutlich auf den Verbrauch aus: 6,8 Liter sind schon wesentlich erwähnenswerter als die bisherigen 9,4.
Die Verbrauchsrückgänge resultieren aus innermotorischen Maßnahmen sowie aus der Einführung einer elektromechanischen Lenkung
(nicht für xDrive) und der nun in allen Varianten serienmäßigen 8-Gang-Automatik. Über den aus anderen Baureihen bekannten
"Fahrerlebnisschalter" kann nun außer im Zwölfzylinder auch ein "ECO PRO"-Modus vorgewählt werden. Hier werden dann neben den
Grundfunktionen wie Gaspedalprogression, Ansprechverhalten des Motors, Kennlinie der Lenkkraftunterstützung und die
Ansprechschwellen der Fahrstabilitätskontrolle DSC auch die Intensität von Heizung/Klimatisierung, Außenspiegel- und Sitzheizung und
weiteren Stromverbrauchern beeinflusst. Zudem sind die Servotronic, die Integral-Aktivlenkung, das Automatikgetriebe
und die "Dynamische Dämpfer Control" in das System eingebunden.
Im ECO PRO-Modus ist außerdem eine Segelfunktion vorgesehen. Geht der Fahrer zwischen 50 und 160 km/h vom Gas, wird der
Motor entkoppelt. Damit geht zwar der Spareffekt über die Schubabschaltung verloren, dafür aber rollt das Auto ohne Einfluss
des Motorschleppmoments mit deutlich reduzierter Verzögerung, so dass unter dem Strich bei vorausschauender Fahrweise ein
Sparpotential entsteht. Im Hybridmodell wird der Motor beim Segeln sogar ganz abgestellt und damit der Vorteil beider
Ideen verbunden.
Zusätzliche Dämmmaterialien in B- und C-Säulen, in Schwellern und im Kofferraum sowie weitere filigrane Abdichtungen
an Fensterrahmen und Außenspiegeln stehen für ein optimiertes Geräuschniveau. Für den Innenraum angekündigt sind im Übrigen
neue, schlankere Ledersitze, ein "Rear Seat Entertainment"-System mit nun nicht mehr im Sitz integrierten, flachen 9,2"-Monitoren
und ein neues, 1.200 Watt starkes Soundsystem von Bang & Olufsen mit 15 Lautsprechern und ausfahrbarem, illuminiertem Center-Lautsprecher.
Die neue Ambientebeleuchtung mit Deckenstrahlern in den B-Säulen lässt sich im Farbton regeln.
Die wichtigste Änderung ist aber das "Multifunktionale Instrumentendisplay", das BMW gegen Aufpreis offeriert.
Dabei eröffnet die erweiterte Black-Panel-Technologie auf einer Bildschirmdiagonalen von 10,25 Zoll völlig neue
Anzeigemöglichkeiten. Je nach Fahrmodus präsentieren sich die Instrumente nun farblich und grafisch differenziert
und liefern maßgeschneiderte Informationen wie Status- und Funktionsanzeigen. Aufgewertet ist auch der
zentrale Monitor in der Mittelkonsole mit ebenfalls 10,25 Zoll. Das (Navigations)system weist komplett in 3D
realisierte Menüdarstellungen, beherrscht jetzt eine Diktierfunktion für E-Mail und SMS und den Versand von
Sprachnotizen per E-Mail, hat neue Navigationsfunktionen und eine optimierte Sprachsteuerung.
Erwähnenswert sind schlussendlich: Der Kofferraum kann jetzt auch beim 7er-BMW per gezielter Fußbewegung unter dem
Stoßfänger geöffnet werden, der Funktionsbereich der Aktiven Geschwindigkeitsregelung mit automatischer Abstandsregelung
ist jetzt beim Driving Assistant Plus um 30 auf 210 km/h ausgeweitet, und eine Müdigkeitserkennung ist Serie. Die
Verkehrszeichenerkennung versteht sich jetzt auch auf Überholverbote, ein Geschwindigkeitsbegrenzer sorgt für
mehr Komfort und weniger Radarangst, der Nachtsichtassistent leuchtet jetzt via "Dynamic Light Spot" Fußgänger,
Fahrradfahrer und Tiere gezielt an. Diese Leuchten sind anstelle der Nebelscheinwerfer montiert. Dank der elektrischen
Lenkung gibt es jetzt auch einen halbautomatischen Einparkassistenten, der sich aber im Gegensatz etwa zu VW nur mit
Längsparklücken versteht.
Nach alledem baue die 7er-reihe "ihre Position als innovativste Limousine im Luxussegment" weiter aus, heißt es bei BMW
wenig zurückhaltend. Die Preise liegen jetzt zwischen 74.900 Euro für den 730d und 147.900 Euro für den 760Li. Die Aufschläge
variieren zwischen höchst zurückhaltenden 300 Euro beim 740i und 500 Euro beim 730d/740d bis hin zu erträgliche 3.000 Euro
beim 750i. Der 7er ActiveHybrid wird dank des kleineren Verbrenners wesentlich günstiger als bisher: Für 89.300 Euro
wird er sicher mehr Anklang finden als der Vorgänger für 105.900 Euro.
Fazit: Ein optisch zurückhaltendes, technisch umfangreiches, insgesamt gelungenes Facelift ohne hohe Preissteigerungen.