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Zur Reduzierung
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© DaimlerChrysler AG
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der zwischengelagerten Lackabfälle werden
die festen Rückstände nach der Extraktion
von Wasser und Lösungsmittel zu Pellets
gepresst. Das daraus gewonnene Methanol
kann als Kraftstoff wiederverwendet werden
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DaimlerChrysler hat am Montag in Stuttgart-Möhringen den Umweltpreis "Environmental Leadership Award (ELA)" an fünf
Mitarbeiterteams verliehen. Zu den Preisträgern zählt eine Projektgruppe aus dem DaimlerChrysler Werk Sindelfingen, der die
Reduzierung von Sonderabfall um unglaubliche 99 % am Standort gelang. Die Preisträger wurden aus über 100 Projektbewerbungen
ausgewählt. Der Preis ist mit bis zu 10.000 Euro dotiert.
Die Preisverleihung, an der sieben Vorstandsmitglieder des Unternehmens teilnahmen, wurde moderiert vom
ARD-Tagesschausprecher Jan Hofer. Der Prämierung voraus ging eine Podiumsdiskussion zum Thema "Klimaschutz und
Ressourcenschonung - Herausforderungen an die Automobilindustrie", an der hochkarätige Repräsentanten aus Industrie und
Umweltschutzverbänden teilnahmen.
Mitarbeiter des Standortes Sindelfingen haben seit Anfang der 90er Jahre verschiedene Verfahren und Technologien entwickelt,
die das Recycling von Risikomaterialien ermöglichen und die Abfallmengen drastisch reduzieren: In der Zeit von 1990 bis 2001
wurde in Sindelfingen dieser Abfall von etwa 8.000 Tonnen auf 84 Tonnen jährlich verringert - die dadurch bedingten
Kosteneinsparungen in Höhe von fast 35 Millionen Euro demonstrieren, dass Umweltschutz betriebswirtschaftlich gewinnbringend
sein kann.
Im Rahmen des Sindelfinger Projekts wurde der Lebenszyklus "Lacke und Lackierung" erstmalig unter umweltfreundlichen
Prämissen betrachtet. Dank eines neuen Recycling-Verfahrens ist es möglich, Lack- und Farbrückstände erfolgreich
wiederzuverwenden.
Der Anteil der Lackschlämme am gesamten Sonderabfallaufkommen betrug um 1990 rund 50%, heute werden die Lackschlämme
zu 100% verwertet. Das Methanolverfahren verwertet die Rückstände aus der Lackierung der Mercedes-Benz-Pkw-Produktion in
Sindelfingen. Die wasserhaltigen Lackreste werden in einem Dampf-Fluid-Verfahren entwässert und getrocknet. Neben Wasser
wird Lösungsmittel mit einem Reinheitsgrad von 99 % abgetrennt. Zwei Kooperationsunternehmen pressen die verbleibende
feste Phase zu Pellets und stellen daraus Synthesegas her. Das aus dem Gas gewonnene reine Methanol kann als Rohstoff
dem Lackierprozess wieder zugeführt oder als Kraftstoff in Brennstoffzellen oder Verbrennungsmotoren verwendet werden.
Die pro Fahrzeug anfallenden nicht verwertbaren Sonderabfälle gingen den Angaben zufolge zwischen 1990 und 2001 von 19,9 auf
0,2 kg je Fahrzeug zurück. Damit sei DaimlerChrysler an der Spitze der Automobilindustrie.
Aufgrund der Relevanz für die Region wurden Öffentlichkeit und Politik seit Beginn des Projekts 1990 eingebunden. Dass
DaimlerChrysler das Aufkommen an Sonderabfällen drastisch reduziert hat, sei mit ausschlaggebend dafür gewesen, dass die
geplante Sondermüllverbrennungsanlage im Raum Böblingen nicht gebaut wurde, hieß es. Das Verfahren wird mittlerweile auch
in anderen DaimlerChrysler-Werken in Deutschland angewendet.
Ausgezeichnet wurden auch zwei weitere Projekte: Der Sprinter mit emissionsfreiem Brennstoffzellenantrieb, der beim
Hamburger Hermes Versand Service seit 2001 in der Praxis erprobt wird, sowie ein Umweltmanagementsystem für die Mitarbeiter
der Brampton Assembly Plant, das zu einer Abfallreduktion von 31 Prozent und jährlichen Einsparungen von 350.000
US-Dollar geführt haben soll.