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Neu auf der IAA: Hybrid-Sprinter |
DaimlerChrysler |
Auf der IAA Nutzfahrzeuge im September wird Mercedes erstmals einen Sprinter mit Hybrid-Antrieb vorstellen. Geplant sind
dabei zwei unterschiedliche Versionen, die ihre elektrische Energie entweder nachts an der Steckdose tanken oder aber
über den Dieselmotor beziehen.
In beiden Fällen verfügt der Transporter über ein zwischen Getriebe und Kupplung integrierten Elektromotor. Dieser
bezieht seine Energie aus einer Nickel-Metallhydrid-Batterie, die er als Generator während der Fahrt durch die beim
Bremsen oder bei Bergabfahrt entstehende Energie wieder auflädt (Rekuperation). Als Basisfahrzeug dient ein Sprinter
311 CDI (3,5 t zGG, Leergewicht 1960 kg) mit Automatikgetriebe.
Die "Plug-in"-Variante besitzt vorne rechts eine Steckdose, über die die Batterien auch bei abgeschaltetem Fahrzeugmotor
aufgeladen werden können. Bis die Batterie mit 14 kWh Kapazität voll ist, kann es bis zu sechs Stunden dauern. Zusätzlich
wird die beim Bremsen gewonnene Energie zum Aufladen der Batterie verwendet. Insgesamt ergibt sich eine Reichweite von bis
zu 30 Kilometern im reinen Elektrobetrieb. Schöner Nebeneffekt ist, dass etwa Handwerker oder Organisationen wie
Technisches Hilfswerk und Feuerwehr im Außeneinsatz den Elektromotor als Generator mit einer Leistung bis 40 kW zum
Betreiben von Werkzeugen und Aggregaten nutzen können. Die zusätzliche elektrische Ausrüstung wiegt rund 350 kg. Bei
Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien anstelle der NiMH-Batterien reduziert sich das Mehrgewicht auf 160 kg.
Der Sprinter mit Hybridantrieb ohne Lade-Steckdose verfügt über einen kleineren Elektromotor mit 30 kW und kleinere
Batterien mit nur drei kWh Kapazität. Sie ermöglichen einen reinen Elektroantrieb mit einer Reichweite von drei bis vier
Kilometern, etwa zum Lieferbetrieb in Fußgängerzonen. Das Mehrgewicht dieser einfacheren Variante beträgt rund 100 kg.
Durch die parallele Anordnung von Verbrennungs- und Elektromotor kann der Hybrid-Sprinter in jeder Situation angepasst
betrieben werden: emissionsfrei und lärmarm in sensiblen Bereichen (City, Hallen) im reinen Elektrobetrieb sowie
kraftstoffreduzierend im Hybridbetrieb durch die Unterstützung des Verbrennungsmotors durch den Elektromotor bei kleinen
Geschwindigkeiten und Beschleunigungsvorgängen. Wird durch Durchtreten des Gaspedals volle Leistung abgefordert, arbeiten
beide Motoren gemeinsam. Diese so genannte "Boost-Funktion" bietet sich an, wenn beim Beschleunigen oder am Berg besonders
viel Leistung benötigt wird. Im normalen Fahrbetrieb kann der Fahrer per Knopfdruck die gewünschte Antriebsart wählen.
Das alles klingt nicht schlecht, doch Mercedes weist zurecht darauf hin, dass bei einer ganzheitlichen Betrachtung
auch der Verlust an Nutzlast sowie die höheren Anschaffungskosten zu beachten sind. Einen Markt für das Fahrzeug sieht
man in Stuttgart trotzdem, etwa weil Hybridfahrzeuge steuerlich gefördert werden. Auch ist zu erwarten, dass mittel- bis
langfristig weitere Städte dem Londoner Beispiel folgen und eine City-Maut erheben werden. In der britischen Hauptstadt
etwa wäre der Hybrid-Sprinter von der Maut befreit. Dennoch: Langfristig bleibt Mercedes bei dem Ziel, den
Brennstoffenzellen-Antrieb in der Serie darstellen zu können: Der Hybrid-Sprinter, der ab nächsten Jahr "kundennah"
erprobt werden soll, bleibt eine Zwischenlösung.